Die Erlöse der großen Baumarktketten werden vor allem von einem bestimmt: dem Wetter. Ein guter Frühlingsanfang beschert Baumärkten und Herstellern von Gartengeräten starke Umsatzzuwächse. So waren nach Angaben des Handelsverbands Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) auch im vergangenen Jahr April, Mai und Juni die umsatzstärksten Monate in den deutschen Bau- und Heimwerkermärkten. Trotz spektakulärer Pleiten und Übernahmen wächst die Branche durch Trends wie Do it yourself (DYI) und Urban Gardening stetig: Die deutschen Bau- und Gartenmärkte erzielten im Geschäftsjahr 2018 nach Angaben des BHB mit einem Gesamtbruttoumsatz von 18,75 Milliarden Euro ein Umsatzplus von 1,6 Prozent.
Bei der Wahl des Baumarkts entscheidet nicht so sehr die Marke als vielmehr die räumliche Nähe. Ohnehin kaufen in Deutschland mittlerweile etwa 38 Prozent der Befragten ihren Heimwerkerbedarf im Internet. Der Onlineriese Amazon hat sich in diesem Segment als eine wichtige Einkaufsplattform etabliert, berichtet der Industrieverband Garten (IVG). Dass aber auch kleinere Anbieter durchaus eine Chance haben, zeigt das Beispiel des Internethändlers Garten & Freizeit - eine Erfolgsgeschichte im Onlinehandel, die zeigt, dass mit solider Arbeit der Mittelstand im Netz erfolgreich sein kann. Die 2018er-Zahlen des bayerischen Unternehmens belegen dies eindrucksvoll: So stieg der Bruttoumsatz um über 30 Prozent von rund 31 auf über 41 Millionen Euro.
Das Portfolio des profitablen Onlineshops, der nicht börsennotiert ist, umfasst mehr als 15 000 verschiedene Produkte. Zu den Top-5-Anbietern des stationären Handels zählen Obi (Tengelmann- Gruppe), Bauhaus, Toom (Rewe), Hagebau sowie der börsennotierte Hornbach- Konzern. Mit 158 Filialen in neun europäischen Ländern, mehr als 16 000 Mitarbeitern und einem Jahresnettoumsatz von 4,1 Milliarden Euro konkurrieren die Pfälzer in der Topgruppe mit Obi und Bauhaus.
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Geschickte Werbung
Die emotionalen Hornbach-Werbekampagnen sind Klassiker: "Es gibt immer was zu tun", "Dein Projekt gehört nur dir" oder neu die polarisierende Kampagne "Rieche den Frühling". Die Aufmerksamkeit der Kunden ist Hornbach stets gewiss, wenn sich Blut, Schweiß und Tränen mischen, um ein Projekt zu verwirklichen.
Der Aktienkurs von Hornbach Baumarkt gab in den letzten zwölf Monaten weniger Anlass zum Jubeln. Auf Jahressicht verlor die Aktie rund 38 Prozent. Dennoch spricht einiges für den Titel. Zunächst die organische Wachstumsstrategie: Man verzichtet generell auf die Übernahme von Standorten Dritter und entwickelt seine Standorte selbst. Durch das Filial-netz der großflächigen Märkte erzielt Horn-bach eine Fixkostendegression, die der Konkurrent Obi, der auch flächenmäßig kleinere Märkte betreibt, nicht immer erzielen kann. Ein weiterer Wettbewerbsvorteil ergibt sich aus der Immobilienstrategie des Konzerns. Der größte Teil der Immobilien befindet sich im Eigentum des Unternehmens - eine strategische und finanzielle Reserve für weiteres Wachstum.
Grundsätzlich finden wir auch die Hornbach Holding-Aktie (WKN: 608 340) interessant, aber eine Ertragsverbesserung sollte auf der Ebene des Baumarktgeschäfts entstehen und dort stärker durchschlagen. Zudem könnte die Holding die niedrigen Kurse der Tochter nutzen, um ihren Anteil weiter auszubauen. Auch wenn die Baumärkte selbst in Aufbau und Design noch etwas altbacken wirken, soll die Verknüpfung von stationärem und Onlinegeschäft Hornbach zukunftsfähig machen. Die gute Finanzausstattung, das Unternehmensrating, die Flexibilität bei der Refinanzierung über den Kapitalmarkt sowie die stabile Dividende sprechen ebenfalls für die Aktie.
Do it right for less ...
... was so viel bedeutet wie "Mach es richtig, aber günstiger" ist der Slogan des Weltmarktführers in der Baumarktbranche. Der in Atlanta ansässige US-Konzern The Home Depot hat mehr als 2200 Filialen auf dem amerikanischen Kontinent und beschäftigt über 400 000 Mitarbeiter. Im Jahr 2018 wurde ein Umsatz von 101 Milliarden US-Dollar erzielt. 2019 bleibt die US-Baumarktkette hinter den Erwartungen zurück. Zudem schwächelt aktuell der US-Immobilienmarkt, der für das Unternehmen sehr wichtig ist. Im vierten Quartal 2018 stieg der Umsatz zwar um elf Prozent auf 26,49 Milliarden US-Dollar und der Nettogewinn kletterte um 32 Prozent auf 2,34 Milliarden US-Dollar, doch hatten Analysten mehr erwartet. Auf Jahresbasis verdiente die Kette 11,12 Milliarden US-Dollar - ein Plus von 29 Prozent. Genug Manövriermasse für die ehrgeizigen Investitionen ist also da: Home Depot will in den nächsten fünf Jahren 1,2 Milliarden US-Dollar in seine Lieferkette und das Internetgeschäft investieren. Der kontinuierliche Dividendenanstieg kann sich sehen lassen. Home Depot steigerte mit der Ausschüttung im Frühjahr 2019 zum zehnten Mal in Folge sein Dividende.
Husqvarna ist der weltgrößte Hersteller von Forst- und Gartengeräten wie Robotermähern, Gartentraktoren, Kettensägen und Bewässerungsanlagen. In Deutschland ist das schwedische Unternehmen insbesondere durch Mähroboter und Gartensysteme der Marke Gardena bekannt. Der Konzern mit Sitz in Stockholm ist über Jahre hinweg kontinuierlich gewachsen und konnte seine Marktanteile im professionellen Bereich sowie bei qualitativ hochwertigen Geräten stetig ausbauen. Am positiven Gesamtbild ändert der durch schwächere Margen in Teilsegmenten bedingte Kursrückgang 2018 nichts.
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Smart in unwegsames Gelände
Die Markteinführung des Husqvarna Automower 435X im Februar 2019, ein Mähroboter mit Allradantrieb und der Möglichkeit der Smart-Home-Integration bringt Husqvarna weit nach vorn. Der Mähroboter ist für den Einsatz in unwegsamem Gelände konzipiert, funktioniert in Verbindung mit Amazon Alexa und Google Home und verfügt über eine offene Schnittstelle zur Einbindung in eine Smart-Home-Umgebung. 2019 will -Husqvarna eine Dividende von 2,25 Kronen (zwei Tranchen: 0,75 Kronen im April 2019 und 1,50 Kronen im Oktober 2019) ausschütten und bleibt damit auf Vorjahresniveau. Auf Basis des derzeitigen Börsenkurses von 88,42 Kronen beträgt die Dividendenrendite solide 2,5 Prozent.
Einhell ist ein Anbieter von Werkzeugen für Heim- und Handwerker sowie von Saunen, Holzhäusern und elektrischen Gartengeräten. Die Produkte sind eher im preisgünstigen Bereich angesiedelt. Umsatztreiber könnte die neue Produktlinie Power-X-Change werden. Bei diesen Geräten können die leistungsfähigen Akkus von einem Produkt ins andere gewechselt werden. Schon nach neun Monaten war der Umsatzanteil dieser Produktlinie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 14 auf 20 Prozent gestiegen.
Vom Allzeithoch bei 105,00 Euro im Mai 2018 hat sich die Aktie verabschieden müssen. Der Rekordsommer und negative Währungseffekte (Australien, Türkei und Argentinien) machten Einhell zu schaffen und belasteten den Kurs. Dennoch stimmt die Einhell-Story: Die internationale Expansion ist in vollem Gang, auch die Geschäfte in Deutschland laufen rund. Die im März 2019 veröffentlichten Zahlen mit einem Rekordumsatz von 577,9 Millionen Euro gaben dem Nebenwert Auftrieb. Die mittelfristige Bodenbildung auf einem Niveau von rund 60 Euro ist abgeschlossen, und der Titel notiert nun knapp unter der 80-Euro-Marke.
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Die Praktiker-Pleite
Alles, was von Deutschlands drittgrößter Baumarktkette 2013 blieb, war der Werbeslogan "20 Prozent auf alles".Praktiker war die börsennotierte Dachgesellschaft mehrerer Baumarktketten in Europa, darunter Max Bahr und extra Bau + Hobby. Das in den 70er-Jahren gegründete Unternehmen wuchs im Gegensatz zu den meisten seiner deutschen Konkurrenten durch Akquisitionen. Hinzu kam in den 90er-Jahren die Expansion in die neuen Bundesländer und ins europäische Ausland.
Nach dem Rückzug von Metro als Gesellschafter durch den Börsengang 2005 und den nachfolgenden Verkauf des Immobilienbestands an das Investmentunternehmen Curzon Global Partners geriet Praktiker in eine existenzielle Krise. Trotz intensiver Bemühungen und erheblicher Finanzspritzen griffen die Restrukturierungsversuche nicht. Die Praktiker-Pleite riss später auch die profitable Tochter Max Bahr mit, die Praktiker eigentlich helfen sollte, im höherpreisigen Segment den Branchenprimus Obi anzugreifen. Insgesamt wurden 20 000 Jobs vernichtet. Auch Anleger litten unter der Pleite, der Aktienkurs fiel bereits im Vorfeld der Insolvenz um 70 Prozent heute sind die Papiere faktisch wertlos.
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Auf einen Blick: Baumärkte