Heiß, heißer, Hot Stocks! Spekulative Wetten nehmen im Zuge des zuletzt steigenden Risikoappetits an der Börse deutlich zu und sorgen vor allem bei den "Kleinen" für zum Teil massive Kursanstiege. Stolze 173 oder drei Viertel der 231 deutschen Nebenwerte in unserer Datenbank mit einem Börsenwert von unter 300 Millionen Euro befinden sich seit Jahresbeginn im Plus. 17 Aktien davon bescherten Anlegern in den vier Monaten seit Silvester sogar einen Zuwachs zwischen 50 und 100 Prozent. Mit Nanorepro und unserem Langzeitfavoriten Cliq Digital schaffte es zudem ein Duo, den Unternehmenswert in den ersten vier Monaten des Jahres mehr als zu verdoppeln.
Wie die Grafik unten zeigt, sorgt die Rally auch dafür, dass sich die Anzahl der Klein- und Kleinstwerte zuletzt sichtlich reduziert hat. Doch längst nicht jede "heiße Wette" ist vom breiten Börsenpublikum bereits entdeckt worden, es gibt noch genügend Micro und Small Caps mit jeder Menge Kursfantasie. Wir haben uns auf die Suche nach potenziellen Gewinnern gemacht und sind bei zwölf Firmen fündig geworden.
Das Dutzend haben wir in vier verschiedene Rubriken unterteilt: Hinter dem Bereich "Angesagt" verbergen sich Unternehmen, deren Geschäftsaktivitäten mit Megatrends in Verbindung stehen. In den Sparten "Unentdeckt" und "Unbeachtet" finden sich Geheimtipps, die aktuell kaum ein Investor auf dem Zettel hat, sowie potenzielle Nachzügler. Das Quartett wird durch "Umgekrempelt" abgerundet, womit mögliche Turnarounds umfasst sind. Auf den nachfolgenden Seiten stellen wir die Gattungen und die darin enthaltenden Unternehmen genauer vor.
Chance und Risiko gehen Hand in Hand
Doch noch bevor Anleger jetzt das Portemonnaie zücken und sich auf die Hot Stocks stürzen, sollten sie sich auch mit den Gefahren dieser Aktienspezies vertraut machen, denn Risiken gibt es eine ganze Menge. Zuerst die technischen Hindernisse: Gewöhnlich findet in den kleineren Firmen weniger Handel statt, was höhere Preisspannen zur Folge haben kann. Damit Anleger nicht schon beim Einstieg ins Hintertreffen geraten, sollte mit strikten Limits gearbeitet werden.
Was wiederum den Kursverlauf von Nebenwerten betrifft, weisen diese oftmals eine deutlich höhere Volatilität auf als die klassischen Standardwerte. Dies ist meist ebenfalls dem geringeren Handelsvolumen geschuldet. So können bereits einzelne größere Orders spürbare Ausschläge nach oben oder unten hervorrufen. Dies gilt es im Hinterkopf zu behalten, um den Stoppkurs - der zur Verlustbegrenzung unbedingt gesetzt werden sollte - auch richtig zu platzieren.
Gilt bei Bluechips oft die 20-Prozent-Regel, sollte den Micro Caps eine höhere Schwankung erlaubt werden. Ansonsten droht die Position schnell ausgestoppt zu werden, bevor sich das wahre Kurspotenzial entfalten kann. Je nach Titel ziehen wir bei unseren zwölf Hot Stocks den Stopp zwischen 60 und 80 Prozent der Einstandskurse ein. Orientiert sich die Aktie dann wie gewünscht nach oben, wird der Stop Loss dynamisch nach oben angepasst. So lässt sich das volle Gewinnpotenzial bestens gesichert abschöpfen.
Auf die Transparenz achten
Die im Vergleich zu den Großkonzernen geringere Transparenz ist bei den Kleinstwerten Chance und Risiko zugleich. Zum einen nimmt sich kaum ein Research-Unternehmen dieser Werte an, was die Chance auf eine unentdeckte Perle erhöht. Zum anderen birgt der Mangel an Informationen aus den Firmen allerdings die Gefahr, dass Aktionäre zu spät von kursrelevanten Nachrichten erfahren.
Vor dem Erwerb eines Hot Stocks gilt es sich also damit vertraut zu machen, in welchem Börsensegment die Aktie notiert, um das Transparenzlevel einschätzen zu können. Die Anforderungen unterscheiden sich diesbezüglich deutlich. Möchte eine Gesellschaft beispielsweise im regulierten Markt gelistet werden, muss sie zahlreiche Pflichten wie die Veröffentlichung des Jahresabschlusses und eines Zwischenberichts für die ersten sechs Monate des Geschäftsjahres erfüllen. Die Zulassungsbedingungen sind vom europäischen Gesetzgeber vorgegeben und garantieren somit eine hohe Durchsichtigkeit.
Der Freiverkehr in Frankfurt, der im Oktober 2005 in Open Market umbenannt wurde, ist dagegen das am wenigsten regulierte Segment mit den geringsten Transparenzbestimmungen. Diese Unternehmen unterliegen beispielsweise keinen Pflichten der Ad-hoc-Publizität. Beim Open Market handelt es sich um ein privatrechtliches Segment der Deutschen Börse.
Blick in den Rückspiegel
An zwei Beispielen möchten wir aufzeigen, wie chancen- und zugleich auch risikoreich Hot Stocks sein können. 2017 und 2018 haben wir in zwei Hot-Stock- Geschichten die Unternehmen AAP Implantate und Endor vorgestellt.
Während Erstgenannter branchenbedingt mit viel Gegenwind zu kämpfen hatte und der Aktienkurs implodierte, sauste der Wert des Anbieters von Spielkonsolenzubehör im Eiltempo nach oben. Die Aktie hat sich seither verzwanzigfacht! Wer bei Endor immer noch dabei ist, kann die Gewinne laufen lassen. Und bei AAP Implantate sehen wir auf dem stark reduzierten Niveau eine neue Chance.
Anleger sollten aber nicht alles auf eine Karte setzen, sondern auch im Hot-Stock-Bereich breit streuen. Trifft dann eine Position ins Schwarze, können mögliche Verluste auf der anderen Seite ausgeglichen oder sogar überkompensiert werden. Darüber hinaus ist es ratsam, bei diesen Titeln nur mit "Spielgeld", also Kapital, auf das im Notfall verzichtet werden kann, zu agieren.