Weiter nach unten ging es dann anschließend aber nicht mehr und so wurde das jüngste Tief rund zwei Monate nach dem Amtsantritt der neuen Unternehmenschefin Meg Whitman markiert. Ihre Aufgabe lautete, den schlingernden Konzern wieder auf Vordermann zu bringen und das zu korrigieren, was die Vorgänger verbockt hatten. Dazu zählte auch der Fehler des direkten Vorgängers Léo Apotheker für völlig überteuerte elf Milliarden Dollar das britische Software-Unternehmen Autonomy zu übernehmen. Inzwischen sind vom Kaufpreis acht Milliarden Dollar abgeschrieben und auch sonst hat sich etliches verändert.
Mit den ergriffenen Maßnahmen geht die Hoffnung auf einen nachhaltigen Turnaround als Ergebnis einer auf rund fünf Jahre angelegten Restrukturierungsphase einher. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2013/14 konnte der IT-Konzern auch den Gewinn im Jahresvergleich von 1,08 Milliarden auf 1,27 Milliarden Dollar steigern. Völlig rund läuft es deswegen aber noch lange nicht. Das signalisiert auch ein im elften Quartal in Folge um dieses Mal ein Prozent auf 27,3 Milliarden Dollar gesunkener Umsatz. Whitman sah sich deshalb auch veranlasst, den eingeschlagenen Sparkurs noch einmal zu verstärken. Zusätzlich zu den schon geplanten 34.000 Streichungen sollen weitere 11.000-16.000 Arbeitsplätze abgebaut werden, was jährliche Einsparungen von einer Milliarde Dollar bringen soll.
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Restrukturierung noch nicht abgeschlossen
An der Börse wurde diese Entscheidung zwar mit Kursgewinnen honoriert, die Maßnahme zeigt aber auch, wie viel Arbeit auf HP immer noch wartet. Das hat auch damit zu tun, dass sich der Anbieter von Druck- und Imaginglösungen, Computersystemen und IT-Dienstleistungen für Unternehmen und Privatanwender, dessen Produktpalette Laser- und Tintenstrahldrucker, Scanner, Kopier- und Faxgeräte, PCs, Workstations, Speicherlösungen und andere Computer- und Drucksysteme umfasst, in seinen Kernbereichen in einem schwierigen und umkämpften Marktumfeld bewegt. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, will der Konzern neue Produkten und Dienstleistungen entwickeln. Der Investitionsfokus soll laut den Analysten von Sarasin zukünftig auf Cloud Computing sowie Dienstleistungen liegen und es sollen vermehrt Geschäftskunden adressiert werden.
Jüngst wartete das Unternehmen auch schon mit einigen neuen Plänen auf. Im Cloud-Geschäft wurde die eigene Cloud-Software upgedated und Kooperationen mit SAP und Workforce geschlossen. Das gilt auch für den Server-Bereich über eine Zusammenarbeit mit Foxconn. Für viel Aufmerksamkeit in der medialen Berichterstattung sorgte auch der unter dem Codenamen "The Machine" verfolgte Plan, eine neue Computer-Architektur zu entwickeln, bei der von den Basiselementen bis hin zum Betriebssystem alles neu sein soll. Falls hier der Durchbruch überhaupt jemals gelingen sollt, ist mit einer Markteinführung hier zwar selbst dann nicht vor 2019 zu rechnen, aber dennoch sind solche Meldungen wichtig, weil sie zeigen, dass sich bei HP etwas tut.
Konkretere Hoffnungen knüpfen sich zudem an den Einstieg in das Geschäft mit 3D-Druckern. Wenn die Gesellschaft hier keine Fehler macht, sind die Chancen in diesem Segment wegen der Erfahrung und bestehender Geschäftsbeziehung, über die man bereits mit Druckern verfügt, als nicht so schlecht einzustufen. Im Idealfall könnte sich in dem Bereich mit Geschäftskunden, auf den man sich konzentrieren will, ein Riesenmarkt auftun, der HP neue Wachstumsphantasie verleihen könnte. In diesem Zusammenhang sollte nicht vergessen werden, dass HP im abgelaufenen Quartal immerhin noch 21 Prozent des Konzernumsatzes mit Druckern erzielte. Zum Gewinn steuerte dieses Segment sogar 42 Prozent bei. Allerdings ist vieles rund um das Thema 3D-Druck letztlich noch Zukunftsmusik.
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Aktie punktet mit moderater Bewertung
Real sind aber dafür die aktuellen Bewertungsrelationen und die gestalten sich trotz der bereits eingefahrenen Gewinne noch immer relativ vorteilhaft. Das geschätzte KGV für 2014 bewegt sich bei nur gut neun. Das ist nicht nur absolut gesehen günstig, sondern auch im Branchenvergleich oder gemessen am Gesamtmarkt. Weil die Marktteilnehmer nach gut fünf Jahren Hausse am amerikanischen Aktienmarkt verstärkt nach noch günstig bewerteten Aktien suchen, ist das momentan das größte Faustpfand, mit dem die HP-Aktie wuchern kann. Etwas Rückenwind verleiht auch der Hinweis auf einen PC-Markt, der langsam die Talsohle erreicht zu haben scheint. Für HP wäre eine Stabilisierung sehr wichtig, schließlich stammten zuletzt daraus 29 Prozent der Umsätze.
Als Kontraindikator gewertet könnte auch die Skepsis, die HP weiter entgegenschlägt, eine Stütze für die Aktie sein. Analysten sind jedenfalls nur moderat optimistisch gestimmt (im Schnitt bewegen sich die Kursziele bei 36 Dollar) und von Euphorie ist rund um den Wert folglich nichts zu spüren. Die Vorbehalte kommen auch in folgendem Warnhinweis von Credit Suisse-Analyst Ulrich Kaiser zum Ausdruck: "Das Risiko bleibt bestehen, dass HP zu einer ewigen Umstrukturierungsstory wird und somit Veränderungen des Geschäfts und Reinvestitionen die Hebelwirkung einschränken."
Diese Gefahr ist in der Tat nicht von der Hand zu weisen und Anleger sollten sich davor mit Stopp-Loss-Kursen schützen. Für die HP-Aktie spricht aber trotz allem derzeit die moderate Bewertung, die zusammen mit der Hoffnung auf einen Turnaround und einem intakten charttechnischen Aufwärtstrend bei allen Risiken auch erhebliche Chancen birgt. Unter dem Strich können Anleger hier deshalb nach dem Motto "The trend is your friend" investieren.