Kopfschmerzen bereitete Investoren der Streit über Huawei, nachdem die USA den chinesischen Netzwerkausrüster auf die Schwarze Liste gesetzt hatten. Die Chance auf eine schnelle Lösung des Zollkonflikts zwischen den beiden weltgrößten Wirtschaftsmächten sei damit gering, sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets.

Die Google-Mutter Alphabet stellte ihre Geschäftsbeziehungen zu Huawei teilweise ein. Die Regierung in Peking werde dem sicher nicht tatenlos zusehen, unterstrich Jasper Lawler, Chef-Analyst des Online-Brokers LCG. Alphabet-Titel verloren im vorbörslichen US-Geschäft 1,2 Prozent. Für Infineon ging es sogar 4,3 Prozent abwärts, obwohl der deutsche Chip-Hersteller betonte, dass die US-Exportbeschränkungen das Geschäft mit Huawei kaum beeinträchtigten. Der Index für die europäische Technologiebranche fiel um 2,4 Prozent.

In den USA gaben die Titel von Apple vorbörslich 2,5 Prozent nach. Börsianern zufolge fürchteten Anleger, dass chinesische Kunden wegen des Huawei-Boykotts auf Produkte der Konkurrenz ausweichen. Die Papiere der europäischen Apple-Zulieferer Dialog Semiconductor und AMS brachen um bis zu zehn Prozent ein.

WAHLEN, WAHLEN, WAHLEN

Daneben sorgen mehrere Wahlen für Kursturbulenzen. In Australien hievte der überraschende Sieg des Ministerpräsidenten Scott Morrison den Leitindex der Börse Sydney auf ein Elfeinhalb-Jahres-Hoch von 6476,10 Punkten. Auch in Indien feierten Anleger die wahrscheinliche Fortsetzung der bisherigen Regierung unter Ministerpräsident Narendra Modi. Dort legte der Aktienmarkt so stark zu wie zuletzt vor knapp sechs Jahren.

Die Regierungskrise in Österreich drückte dagegen den Wiener ATX 1,6 Prozent ins Minus. Der italienische Leitindex verlor sogar 2,5 Prozent. Hier werfe die anstehende Europawahl ihren Schatten voraus, sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Sollte die rechtspopulistische Lega stark abschneiden, werde deren Chef Matteo Salvini die Regierungskoalition in Rom womöglich aufkündigen und Neuwahlen anstreben.

RYANAIR ENTTÄUSCHT MIT ZAHLEN - DEUTSCHE BANK FÄLLT WEITER

Unter Verkaufsdruck gerieten auch die Aktien von Ryanair, die sich wegen eines Gewinneinbruchs um 3,4 Prozent verbilligten. "Steigende Passagierzahlen und Einnahmen aus Extra-Angeboten reichen nicht aus, um die Belastung durch die sinkenden Ticketpreise auszugleichen", sagte Analyst Laith Khalaf vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Im Sog von Ryanair rutschten die Titel der Rivalen EasyJet und Wizz um bis zu 2,9 Prozent ab. Lufthansa, Air France-KLM und die British Airways-Mutter IAG büßten bis zu 2,7 Prozent ein.

Wenige Tage von der Hauptversammlung waren die Papiere der Deutschen Bank mit 6,607 Euro zeitweise so billig wie noch nie. Händler erklärten die erneuten Kursverluste unter anderem mit einem Bericht der "New York Times", wonach auffällige Zahlungen bei Unternehmen von US-Präsident Donald Trump und dessen Schwiegersohn Jared Kushner von Mitarbeitern der Deutschen Bank nicht der Finanzaufsicht gemeldet wurden. Die Deutsche Bank wies die Vorwürfe zurück.

rtr