Für Anleger bietet der Nebenwert mit dem Mix aus Immobilien- und Fintech-Fantasie ganz besondere Perspektiven. Als internetbasierter Finanzdienstleister hat sich das 1999 gegründete Unternehmen vor allem auf Softwareentwicklung und Vertrieb von Finanzdienstleistungen fokussiert. Die drei voneinander profitierenden Geschäftssäulen Finanzvertrieb, Vermittlung von Immobilienfinanzierungen und die Beratung sowie Finanzierungsvermittlung an institutionelle Immobilieninvestoren bilden den Kern.
Das wichtigste Ertragsstandbein ist der Bereich Finanzdienstleister. Die Transaktionsplattform Europace ist der in Deutschland führende elektronische Marktplatz zur Vermittlung von Finanzdienstleistungsprodukten zwischen Finanzvertrieben und Kreditinstituten. Die damit einhergehende Angebotsvielfalt ist der zentrale Wettbewerbsvorteil. Europace stellt nicht nur ein reines Vertriebstool dar, sondern auch eine Software für die Bearbeitung und Abwicklung von Kredit- und Bausparverträgen. Jährliche Wachstumsraten seit 2006 von rund 25 Prozent zeigen das enorme Potenzial der Plattform.
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130 Mrd. Jackpot
Neben der allgemein recht guten Marktentwicklung im Immobilienbereich profitiert Europace auch von steigenden Marktanteilsgewinnen. Für Genossenschaftsbanken und Sparkassen wurden sogar eigene Ableger entwickelt, um die speziellen Kundenbedürfnisse optimal zu befriedigen. Hier lauert noch viel Potenzial. Sparkassen und Genossenschaftsbanken wickeln jährlich zusammen rund 130 Mrd. Euro an Immobilienfinanzierungen ab. Bisher liegt der Anteil der Transaktionen über die Hypoport-Plattform aber nur bei rund 1,5 Prozent. Für Hypoport bedeutet dies ein enormes Potenzial. Nicht zu unterschätzen sind dabei auch die Netzwerkeffekte: Jedes zusätzliche Angebot verbessert die Konditionen von Europace und vergrößert den Wettbewerbsvorteil gegenüber traditionellen Abschlussoptionen.
Zwar bremste im ersten Quartal die Umsetzung der Regulierung des Immobilienfinanzierungsmarktes mittels Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR) die starke Entwicklung. Mit dem Abschluss des größten IT-Projekts in der Geschichte - die Entwicklung von BaufiSmart - wurde zugleich aber ein wichtiger Meilenstein gemeistert. Wesentliche technologische Entwicklungen sind nun vollzogen, was dazu führen dürfte, dass künftiges Wachstums nun deutlich über Skaleneffekte auf das Ergebnis durchschlagen sollte. "Für den weiteren Jahresverlauf rechnen wir schrittweise mit einer Normalisierung des Finanzierungsmarktes und blicken zuversichtlich in die Zukunft. Das strukturelle Wachstum im "Wohnen"-Markt und der Digitalisierungsdruck in der Finanzdienstleitung werden uns zusätzlich unterstützen, den Ausbau unserer Marktanteile fortzuführen" ließ Vorstandschef Ronald Slabke vor wenigen Tagen durchblicken. Der deutliche Ebit-Anstieg von 79 Prozent im vergangenen Jahr zeigte deutlich, wohin die Reise gehen kann, wenn Entwicklungs- und Projektkosten einen immer geringeren Anteil ausmachen.
Der Geschäftsbereich Privatkunden erzielte in den ersten drei Monaten sein bestes Quartalsergebnis und ist beim Umsatz die stärkste Säule des Konzerns. Über die Marke Dr. Klein betreibt Hypoport ein Franchise-System mit deutschlandweit rund 200 Filialen. Hier zeigten sich besonders deutlich die Vorteile der engen Verzahnung zwischen den Geschäftsbereichen. Die Umstellung auf BaufiSmart führte zu kräftigen Effizienzgewinnen: Während der Umsatz um acht Prozent zulegte, sprang das Ebit um 117 Prozent auf 2,5 Mio. Euro. Hypoport kann perfekt die Synergien im Konzern nutzen und Kunden ein ideales Produkt zu attraktiven Konditionen anbieten. Auch im ältesten Geschäftsbereich Immobilienfirmenkunden ist Hypoport bestens aufgestellt und unter der Marke Dr. Klein Marktführer bei der Finanzierung von kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen. Durch den öffentlichen Auftrag an die Wohnungswirtschaft, mehr Wohnraum zu schaffen, steigt die Anzahl potenzieller Neukunden in der Akquisitionspipeline spürbar.
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Weitere Pfeile im Köcher
Fintech-Lösungen werden in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Neue Ansätze sind daher wichtig für weiteres Wachstums. Europace ist heute das wichtigste Geschäftsfeld bei Hypoport und ebenfalls aus einer Geschäftsidee hervorgegangen. Derzeit arbeitet Hypoport an Softwarelösungen für das Datenmanagement sowie einem Fonds-Angebot für institutionelle Kapitalanleger. Im Aufbau ist zudem eine softwarebasierte Lösung, mit dem Maklern Versicherungsbestände automatisiert verwalten können.
Derzeit werden die Berliner mit rund 480 Mio. Euro an der Börse bewertet. Auf Basis der Gewinnschätzungen von Börse Online für 2017 sind die Papiere mit einem KGV von 20,4 recht teuer. Vergleichsunternehmen wie MLP, JDC und OVB sind teilweise etwas günstiger. Allerdings weisen diese deutlich geringere Wachstumsraten auf und bieten auch nicht ähnlich starke Skaleneffekte. Für Nebenwertefans ist die Aktie daher eine sehr gute Depotbeimischung, um vom Immobilienboom und der allgemeinen Fintech-Fantasie zu profitieren.
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. www.index-radar.de