Fast genau 40 Jahre ist es her, dass IBM</b> den ersten Personal Computer der Öffentlichkeit präsentierte. Im August 1981 wurde die Wundermaschine vorgestellt und galt als Weichensteller für viele weitere Entwicklungen der Informatik.
Dabei hätte der Konzern den damaligen Wandel hin zu privaten PCs - wie sie heutzutage fast jeder im Haus stehen hat - beinahe verschlafen. International Business Machines, wie IBM ausgeschrieben heißt, war ursprünglich auf die Entwicklung und Herstellung von Großrechnern spezialisiert. Erst der Druck von damals weitgehend unbekannten Tüftlern wie Steve Wozniak und Steve Jobs, die schon früh den "Apple I" und wenig später den erfolgreicheren "Apple II" entwickelten, sorgte dafür, dass man Computer für den Heimgebrauch anbot.
Im Jahr 2005 wurde diese Sparte jedoch an den heutigen Weltmarktführer Lenovo verkauft, IBM widmete sich neuen Projekten. Zum Teil durchaus erfolgreich, doch die Börse konnte der einstmals bedeutendste Technologiekonzern der Welt nicht überzeugen. Eine Aufwärtsbewegung nach der Finanzkrise in den Jahren 2009 bis 2013 führte den Kurs kurzfristig über die Marke von 200 Dollar, doch davon hat sich die Notierung längst wieder entfernt - nach unten! Und das in einer Zeit, in der Tech-Aktien haussierten.
Für Megatrends gerüstet
Der US-Konzern ist immer noch einer der weltweit größten Anbieter von Informationstechnologie mit verschiedensten Hardwarekomponenten, Software sowie entsprechenden digitalen Services. IBM ist für Megatrends wie Big Data, Cloud-Computing, künstliche Intelligenz und Blockchain enorm breit aufgestellt. Zu den Vorzeigeprojekten zählt die "Hybrid Cloud". Sie kann mehrere Datenwolken miteinander vernetzen, deren Verwaltung, Anwendung und Kommunikation in Gänze übernehmen. Unternehmen können damit kostengünstig auf die jeweils besten Services unterschiedlicher Clouds zurückgreifen, Dokumente flexibel verschieben und die optimale Umgebung speziell für ihre Zwecke und Datenmengen wählen. Zu den Anwendern zählen namhafte Kunden wie die französische Großbank BNP Paribas, die zur IBM-Cloud wechselte, um ihre Systeme einem umfassenden Transformationsprozess zu unterziehen.
Mit IBM Watson beweist der Konzern, dass maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz bereits Realität sind. Watson ist eine Plattform, die durch verschiedenste Softwaremodule Hypothesen bilden, analysieren und bewerten kann. Der Input kommt vom Kunden, der Watson mit Sprach- oder Textnachrichten die Problemstellung schildert. Auch die Technologie der Blockchain gehört zum Leistungsspektrum. Beispielhaft hierfür ist IBM Food Trust. Es verbindet Akteure der Lebensmittelbranche - von Erzeugern über Distributoren bis hin zu Einzelhändlern - und sorgt für maximale Transparenz und Sicherheit entlang des Datenverkehrs.
So weit, so gut. Nur bekam die kaufmännische Abteilung die PS offenbar lange nicht auf die Straße. Enttäuschende Zahlen entwickelten sich langsam, aber sicher zum Bestandteil der Unternehmenskultur. Diese unschöne Tradition will der seit April 2020 amtierende Vorstandschef Arvind Krishna nun beenden.
Kyndryl- der neue Big Player
Ende vergangenen Jahres gab IBM bekannt, dass eine Ausgliederung des Geschäftsbereichs Managed Infrastructure Services geplant ist - ein sogenannter Spin-off. Ziel ist es, ein neues, völlig unabhängiges Unternehmen zu schaffen, welches laut IBM im Bereich der technologischen Infrastruktur tätig sein wird und Umsätze aus wiederkehrenden Einnahmen wie Lizenzen, Services und Nutzungsgebühren erzielt. Es wird Kyndryl heißen und laut seinem Chef Martin Schroeter, das "Herzstück des technischen Fortschritts" sein. Die neue Struktur sieht auch vor, dass in beiden Konzernen kleine, agile Teams jede Art von Problemen dynamisch und schnell angehen können. Die Abspaltung der Geschäftseinheit soll bis Jahresende vollzogen sein. Wenn die Aufteilung des Konzerns nur für etwas mehr Ergebnisdynamik sorgt, sollte die im Vergleich zur Branche nahezu lächerlich bewertete Aktie deutlich zulegen können.
Unklar ist indes, wie deutsche Finanzbehörden auf die Abspaltung reagieren. Erfahrungsgemäß dürften die neuen Kyndryl-Aktien zunächst als steuerpflichtige Sachausschüttung behandelt werden. Die deshalb einbehaltene Abgeltungsteuer wird Anlegern nach der Klärung des tatsächlichen Sachverhalts wohl einige Monate später wieder gutgeschrieben werden - wie so oft bei ähnlichen Maßnahmen ausländischer Firmen.
Mehr als 3000 Patente belegen die Innovationskraft des IT-Giganten. Durch den geplanten Spin-off ergeben sich neue Wachstumsperspektiven. Das sollte der Aktie Auftrieb verleihen. Empfehlung: Kaufen