Zuvor hatte sich die Zuversicht in den Chefetagen fünf Monate in Folge eingetrübt. Allerdings droht neues Ungemach - mit den von US-Präsident Donald Trump angedrohten höheren Importzöllen für deutsche Autos und die Gefahr einer Euro-Krise 2.0 durch den Kurs der designierten Regierung in Italien.

Die Manager beurteilten in diesem Monat die Geschäftslage besser, die Aussichten für die kommenden sechs Monate aber etwas weniger optimistisch als zuletzt. "Das dürfte hier und da ein Aufatmen geben", sagte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank LBBW. "Zuletzt waren die Konjunkturzahlen ja überwiegend enttäuschend." Ähnlich bewertet KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner die Stabilisierung, die die wenigsten Experten erwartet hatten: "Angesichts der diffusen Gemengelage aus Handelskonflikt, von den USA einseitig aufgekündigtem Iran-Atomdeal und der politischen Situation in Italien ist das eine gute Nachricht."

Allerdings: Die jüngsten Entwicklungen fanden in der Ifo-Umfrage noch kaum Berücksichtigung. "Spätestens mit der neuen US-Drohung, Zölle für die Automobilindustrie einzuführen, ist das Thema Handelsstreit wieder auf der Tagesordnung", warnte deshalb DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. Ärger drohe auch aus Italien, wo die Koalition trotz der hohen Schuldenlast höhere Ausgaben und Steuersenkungen plant und damit die Finanzmärkte aufschreckt. "Mit dem Konfrontationskurs der neuen italienischen Regierung taucht das totgeglaubte Schreckgespenst der Euro-Krise wieder auf", so Scheuerle. Daher sei bei der Ifo-Umfrage im Juni mit einem neuen Dämpfer zu rechnen.

"SEHR ROBUST REAGIERT"

Das Ifo-Institut ist da nicht so skeptisch: "Die Umfragen der vergangenen Jahre haben immer wieder gezeigt, dass die deutsche Industrie auf Ankündigungen sehr robust reagiert", sagte ihr Experte Klaus Wohlrabe. "US-Präsident Trump ist ja ein Ankündigungsweltmeister. Die deutsche Wirtschaft reagiert erst, wenn die Dinge auf dem Tisch liegen." In der Industrie trübte sich das Geschäftsklima im Mai trotz der ungünstigen Gemengelage nur leicht ein, da die Aussichten etwas pessimistischer bewertet wurden. "Die Nachfrage und der Auftragsbestand stiegen", sagte Fuest dazu. Bei den Dienstleistern und im Handel hellte sich die Stimmung auf, während sie in der Baubranche sogar ein Rekordniveau erreichte.

Das Wachstum von Europas größter Volkswirtschaft hatte sich im ersten Quartal auf 0,3 Prozent halbiert. Dazu trugen Sondereffekte bei, etwa die Grippewelle mit einer hohen Zahl an Arbeitsausfällen, Streiks und überdurchschnittlich viele Ferientage. Ifo-Chef Fuest zufolge könnte die Wirtschaft im laufenden Frühjahrsquartal eine kleine Schippe drauflegen und um 0,4 Prozent expandieren. Für das Gesamtjahr 2018 rechnet die Bundesregierung mit einem Wachstum von 2,3 Prozent - es wäre das kräftigste seit 2011. Einige Experten sind da vorsichtiger: Die Commerzbank etwa senkte ihre Prognose von 2,5 auf 2,0 Prozent. "Die zwischenzeitlich starke Euro-Aufwertung wirkt in der Regel länger dämpfend, zumal mit dem gestiegenen Ölpreis ein weiterer Belastungsfaktor hinzugekommen ist", begründete Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Wir sehen weiter Abwärtsrisiken für unsere Prognose."

rtr