Die Stimmung in der deutschen Autoindustrie hat sich im Mai laut Ifo-Umfrage deutlich verbessert. Trotz Ukraine-Krieg, Materialengpässen und Problemen in China blicken Hersteller wie Volkswagen, BMW und Mercedes, aber auch Zulieferer deutlich optimistischer in die Zukunft. Das entsprechende Ifo-Barometer kletterte im Mai auf plus 38 (Vormonat minus 20,5) Punkte. "Die Autohersteller können hohe Verkaufspreise durchsetzen", erläuterte Ifo-Experte Oliver Falck die Studie. "Sie rechnen mit geringen Einschränkungen aufgrund der Lage in der Ukraine."

Auch die Beurteilung der aktuellen Lage hat sich im Mai auf 17,5 (Vormonat: 11,9) Punkte weiter verbessert. Die Auftragslage wird weiterhin als "sehr gut" eingestuft. Der Studie zufolge hat sich auch die Lage bei den Zulieferern verbessert. Die Geschäftserwartungen seien dort aber weiter im negativen Bereich. Halbleiter- und Materialmangel, die Folgen des Ukriane-Kriegs und die angespannte Lage im wichtigen Absatzmarkt China haben den deutschen Autoherstellern und ihren Zulieferern zuletzt zu schaffen gemacht.

Hohe Gewinne und bessere Margen


Dennoch konnten die deutschen Autobauer im ersten Quartal ihre Profitabilität deutlich verbessern. Laut einer EY-Studie ging der Absatz zwar zurück, Umsatz und Gewinn legten aber deutlich zu und erreichten Rekordniveau. EY untersuchte dabei die 16 weltgrößten Autokonzerne. Demnach übertraf lediglich der US-Elektroautobauer Tesla die deutschen Hersteller bei der Profitabilität. Vor allem Premiumanbieter konnten zudem von der Sondersituation profitieren, dass die Nachfrage größer ist als das Angebot.

Die höchsten Gewinne verzeichneten demnach im ersten Quartal Volkswagen (8,3 Milliarden Euro), Mercedes-Benz (5,2 Milliarden Euro) und Toyota (3,6 Milliarden Euro). Bei den Gewinnmargen hatte hingegen erneut Tesla die Nase vorn: Der kalifornische Elektroautobauer erzielte eine Marge von 19,2 Prozent und lag damit vor Mercedes-Benz (15,0 Prozent), Volkswagen (13,3 Prozent) und BMW (10,9 Prozent).

Experten weisen allerdings darauf hin, dass die Lage der Autoindustrie nach wie vor noch angespannt ist. Insbesondere eine weitere Verschärfung des Ukraine-Kriegs, insbesondere ein russischer Gas-Lieferstopp könnte demnach zu massiven Beeinträchtigungen bis hin zu einem "Stilstand" führen, wie BMW kürzlich warnte.

Einzel-Einschätzungen zu den deutschen Autobauern:


Mercedes-Benz:

Nach Angaben von Produktionsvorstand Jörg Burzer gibt es weiterhin Probleme bei der Versorgung mit Halbleitern, die Lage soll sich aber im zweiten Halbjahr bessern. Einschränkungen wegen des Ukraine-Kriegs seien aber kaum noch zu erwarten. Der DAX-Konzern will im Zuge seiner Luxusstrategie künftig mehr Spitzenmodelle wie S-Klasse, Maybach oder AMG verkaufen. "Das Unternehmen wird sich noch stärker auf das Luxussegment konzentrieren, das Produktportfolio weiter aufwerten, den Weg in die vollelektrische Zukunft beschleunigen und strebt eine strukturell höhere Profitabilität an", teilte Mercedes dazu mit.

Volkswagen:

Die Wolfsburger könnten im wichtigen China-Geschäft insbesondere von einem Ende des Corona-Lockdowns in China profitieren. Bei der Durchsetzung von inflationsbedingten Preisanhebungen liegt VW mit seinem Fokus auf das mittlere Preissegment gegenüber Premiumanbietern wie BWM und Mercedes etwas zurück. Insgesamt hält sich das operative Geschäft trotz der Marktturbulenzen aber erstaunlich gut. Ein Börsengang der Autobauer-Tochter Porsche könnte der Aktie zusätzliches Kurspotenzial eröffnen.

BMW:

Der Münchner Autobauer profitiert von der hohen Nachfrage nach Premiumfahrzeugen und kann im Markt auch inflationsbedingt höhere Preise durchsetzen. "Noch nie in der Geschichte unseres Unternehmens hatten wir mehr Vorbestellungen als heute", sagte Konzernchef Oliver Zipse kürzlich bei der Vorlage der Jahreszahlen. "Die Märkte signalisieren uns, dass diese hohe Nachfrage anhält", sagte Zipse.

ehr