Für die Anleihemärkte sind die Notenbanken der Taktgeber. Sie bestimmen über den von ihnen festgelegten Leitzins das herrschende Zinsniveau im jeweiligen Währungsraum. Wegen der trüben ökonomischen Perspektiven befinden sich die wichtigsten Zentralbanken der Welt weitgehend in einer Phase von Mini-Leitzinsen - in den USA und Euroland etwa liegt der Satz bei null Prozent. Entsprechend niedrig ist auch die Rendite der Anleihen. Weil Bonds mit einem festen Zinskupon aber nicht den Zins senken können, steigen sie im Kurs, um die niedrigere Rendite abzubilden. Deswegen notieren die Anleihen auf hohem Niveau.

Dieser Zusammenhang gilt aber auch umgekehrt. Dann würden die Kurse sinken, wenn die Zinsen steigen. Ausgehend von dem so niedrigen Niveau stellt sich deshalb für Anleger die Frage, was wohl die Notenbanken im Jahr 2021 machen werden. Dabei gehen die meisten Experten davon aus, dass sie nicht die Zinsen erhöhen werden. Grund: Wegen der Corona-Pandemie leidet die Wirtschaft schon genug. Sollte sie dann noch steigende Zinsen schultern müssen, könnte sie das überfordern. Andererseits könnten die niedrigen Zinsen mit dafür sorgen, dass sich die Wirtschaft erholt, wenn die Pandemieängste etwa durch Massenimpfungen abnehmen. "Mit der erwarteten volkswirtschaftlichen Erholung sollten die Renditen von Anleihen mit längeren Laufzeiten leicht zulegen, während Renditen für Kurzläufer sicherlich noch länger von den Notenbanken niedrig gehalten werden", sagt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank.

Anleihen Tops und Flops 2020


Licht und Schatten bei den Anleiheempfehlungen aus dem Vorjahresheft

Risiko rauf, Rendite rauf. Aber welche Anleihen eignen sich für 2021? Eher unattraktiv sind die ganz sicheren Papiere. "Bei Kern-Staatsanleihen, etwa aus den USA oder Deutschland, sind allen- falls niedrige Erträge zu erwarten, wohingegen Hartwährungsanleihen aus den Schwellenländern attraktiv sind. Investment-Grade-Unternehmensanleihen dürften weiterhin ein gutes Risiko-Ertrags-Profil bieten. Bei High-Yield-Anleihen bevorzugen wir die bonitätsstärkeren Segmente", urteilt etwa die Schweizer Großbank Credit Suisse in ihrem Jahresausblick für 2021.

Vorausgesetzt, es kommt zu keinem neuerlichen Aufflammen der Pandemie, dürften sich Anleger 2021 eher spekulativeren Zinspapieren zuwenden, die gegenüber den ganz sicheren Anleihen mehr Rendite bieten. Das Problem ist aber, dass zahlreiche Anleihen wegen der am 1. Januar 2018 eingeführten EU-Verordnung über Basisinformationsblätter (BIB) für verpackte Anlageprodukte für Kleinanleger und Versicherungsanlageprodukte (PRIIP) für Privatanleger nicht mehr handelbar sind. Das gilt etwa für nachrangige Unternehmensanleihen. Das Segment bietet gegenüber den "normalen" Bonds einen deutlichen Renditeaufschlag, weil sie riskanter sind. Anleger, die auf nachrangige Bonds setzen möchten, greifen auf Fonds wie den DWS Global Hybrid Bond zurück. Bei Anleihen aus Schwellenländern sollte ebenfalls ein Fonds genommen werden wie etwa der MEAG EM Rent Nachhaltigkeit.

Bei einzelnen Anleihen eignen sich Papiere, die zwar nicht unbedingt ein sicherer Hafen sind, aber auch nicht hochspekulativ. Das gilt etwa für rumänische Staatsanleihen. Diese bieten gegenüber den deutschen Bundesanleihen einen satten Aufschlag: So rentiert die bis zum Jahr 2029 laufende Anleihe mit 0,70 Prozent pro Jahr, eine in der Laufzeit vergleichbare Bundesanleihe bringt null Prozent Rendite.

Auch Papiere der Lufthansa haben eine attraktive Rendite. Zwar leidet die Fluggesellschaft unter der Pandemie, sie wird aber vom Staat unterstützt - eine Pleite ist sehr unwahrscheinlich. Die Brauererei Karlsberg ist schon seit Längerem mit Anleihen am Kapitalmarkt und hat bisher regelmäßig die fälligen Zinsen gezahlt. Dennoch gelten diese sogenannten Mittelstandsbonds als riskanter als die Bonds großer Unternehmen.