Besitzer von Gold konnten sich dieses Jahr freuen. Trotz des zuletzt niedrigeren Preises hat das gelbe Edelmetall seit Januar in US-Dollar um rund ein Fünftel an Wert gewonnen. Wegen der Corona-Pandemie gingen die Aktienmärkte im März in die Knie. Das machte viele Anleger ängstlich und sie investierten in Gold, dessen Preis Anfang August bis auf 2075 Dollar je Feinunze gestiegen war - ein neues Allzeithoch.
Allein ETCs, also Indexfonds, die mit Gold unterlegt sind, kauften bis Ende November gut 900 Tonnen des Edelmetalls. Andere Großabnehmer wie die Schmuckindustrie und Zentralbanken hielten sich eher zurück. Seitdem aber klar ist, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die ersten Impfstoffe gegen das Covid-19-Virus an den Markt kommen, nimmt die Angst an den Börsen wieder ab. Das hat viele Anleger dazu veranlasst, ihre Goldanteile zurückzugeben. Zudem wurden die wichtigen charttechnischen Marken bei 1850 und 1800 Dollar je Feinunze Gold unterschritten, was technisch orientierte Investoren dazu veranlasste auszusteigen. Das wird den Goldpreis zumindest kurzfristig vergleichsweise niedrig halten. Dieser Meinung ist auch DJE Kapital. Für die Kapitalanlagegesellschaft des Starmanagers Jens Ehrhardt ist Gold optimal in einer schweren Rezession. Bei einer besseren Wirtschaftsentwicklung, die für 2021 erwartet wird, traut das Unternehmen Gold im kommenden Jahr nicht viel zu und favorisiert eindeutig Aktien gegenüber dem Edelmetall. Nicht so verhalten sind andere Branchenprofis. BNP Paribas prognostiziert einen Goldpreis von 1900 Dollar bis Ende 2021. Die Dekabank erwartet einen Goldpreis von 2030 Dollar je Feinunze, die Commerzbank 2100 Dollar. Credit Suisse rechnet sogar mit 2200 Dollar.
Mit dem Segen der Notenbanken. Der Optimismus speist sich aus denselben Quellen. "Die Notenbanken werden längerfristig eine expansive Geldpolitik verfolgen, auch wenn die Inflation ansteigt", sagt Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Dekabank. Die US-Notenbank Fed hat beispielsweise bereits angekündigt, dass sie eine hohe Toleranz bei Inflation habe und die Zinsen erst wieder anheben werde, wenn die Teuerung mehr als zwei Prozent beträgt.
Hinzu kommen die Corona-Konjunkturhilfen, deren Größe alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. "Die Ausgabenprogramme werden nur langsam zurückgefahren werden. Es wird zwar Konsolidierungsbemühungen geben, aber das wird dauern", sagt Schallmayer. Er erwartet, dass die Zinsen noch viele Jahre niedrig bleiben.
Ähnlich sieht das Carsten Fritsch, Edelmetallanalyst bei der Commerzbank. "Wegen der aufgeblähten Schuldenberge der Staaten sind die Zentralbanken ganz weit weg von Zinserhöhungen", so der Experte. Da die Inflation aber kommendes Jahr wegen der sich erholenden Konjunktur anziehen werde, werde der jetzt schon negative Realzins für sichere Anleihen und andere Zinsprodukte in den USA und Europa noch weiter in den Minusbereich sinken. Zudem hat sich der Goldpreis in Phasen eines negativen Realzinses historisch immer gut entwickelt. Die expansive Geldpolitik sorgt außerdem für einen Anlagenotstand. Davon sollte neben Aktien auch Gold profitieren.
Weiterhin dürfte sich 2021 die Schmucknachfrage aus Indien und China wieder beleben. Auf dem Subkontinent ist sie schon seit drei Jahren wegen des hohen Goldpreises in der Landeswährung Rupie rückläufig, 2020 brach diese aber wegen Corona regelrecht ein. In China sollte die Nachfrage nach Gold wegen der Erholung der Wirtschaft im nächsten Jahr anziehen.
Aber Anleger sollten nicht nur das Jahr 2021 bei einer Investition in Gold im Auge behalten, sondern längerfristig denken. Eignet sich doch das Edelmetall, um das Depots abzusichern. Das zeigt eine Analyse des Edelmetallhändlers BullionVault: Wenn Anleger zehn Prozent ihres Portfolios in Gold halten und den Rest des Geldes zu 60 Prozent in deutschen Aktien und zu 40 Prozent in Bundesanleihen investieren, sinkt das Verlustrisiko und die Rendite bleibt gleich oder klettert sogar leicht. Hauptgrund: Fallen deutsche Aktien, steigt in der Regel der Goldpreis. Wenn deutsche Aktien über einen Zeitraum von einem Jahr nachgeben, klettert Gold in fast zwei Dritteln der Fälle. Machen deutsche Aktien auf Sicht von fünf Jahren Miese, erhöht sich der Preis des Edelmetalls in 90 Prozent der Fälle.
Doch nicht nur vor Börsenabstürzen schützt Gold, sondern auch vor Finanzkrisen, Währungsreformen oder ähnlichen Katastrophen. Das glänzende Metall gilt als die Versicherung gegen allerlei Unbill. Mittel- und langfristig spricht somit viel für weiter steigende Goldpreise. Kurzzeitig könnte es jedoch bergab gehen. Die 200-Tage-Linie wurde unterschritten, und viele ETF-Anleger trennen sich aktuell von ihren Goldbeständen, weil sie von einer Konjunkturerholung 2021 überzeugt sind. "Gold dürfte jetzt erst mal ein Delle bekommen, bevor es 2021 wieder alte Höhen erreicht", sagt daher Fritsch.
Auf die Währung achten. Helfen wird dabei wohl auch ein schwächelnder US-Dollar. Viele Analysten gehen davon aus, dass dieser auch im nächsten Jahr zum Euro nachgeben wird. Da Gold in Dollar gehandelt wird, wird es dadurch günstiger. Das kann für Euro-Investoren nachteilig sein. Während Gold in Dollar 2020 um 19 Prozent stieg, waren es in Euro nur 11,5 Prozent. Auf sechs Monate betrachtet, liegt Gold mit 4,3 Prozent im Plus, in Euro aber sogar 3,2 Prozent im Minus.
Daher sollten Anleger überlegen, währungsgesichert zu investieren. Dafür bietet sich der IE Physical Gold EUR Hedged ETC von Xtrackers an (ISIN: DE 000 A2T 5DZ 1) an. Die Absicherung gegen den Verfall des Dollars kostet 0,28 Prozent im Jahr. Die jährliche Gesamtgebühr des ETC, der physisch mit Gold hinterlegt ist, beträgt 0,43 Prozent. Aber: Das Gold kann nicht geliefert werden, wodurch die Anlage vom Finanzamt wie ein Wertpapier und nicht wie physisches Gold behandelt wird. Wer nicht auf die Währung achtet, kann den Euwax Gold II ETC (DE 000 EWG 2LD 7) erwerben. Der bildet den Goldpreis in Dollar nach und hat keine laufenden Kosten. Der Spread beträgt aber knapp ein Prozent. Vorteil: Anleger können sich das Edelmetall hier auch physisch ausliefern lassen - ab 100 Gramm in Deutschland sogar kostenlos, und wenn sie den ETC vorher mehr als ein Jahr im Depot hatten, auch steuerfrei.