Laut einem Zeitungsbericht der "Welt" erklärte am Rande der Internationalen Automobilausstellung Wolfgang Porsche, ein Sprecher der VW-Eigentümerfamilie, dass man bei VW über einen Einstieg bei dem Elektropionier Tesla zumindest nachdenken darf. Zugleich merkte er aber an, dass Tesla derzeit zu teuer und dessen Unternehmenschef Elon Musk zu "sprunghaft" sei. Ende August wurde in den Medien eine VW-Beteiligung an Tesla schon einmal diskutiert. Damals sorgte ein Artikel des "Manager Magazins" für Aufsehen und ein VW-Dementi. In dem Artikel wurde mitgeteilt, dass sich VW-Chef Herbert Diess gern an Tesla beteiligen würde. So richtig wahrscheinlich scheint ein solches Vorhaben derzeit aber nicht zu sein.
Der Autobranche weht derzeit politischer und gesellschaftlicher Wind entgegen. Die aktuelle Diskussion um Handelskonflikte, SUVs, Fahrverbote, Umweltverträglichkeit, Elektromobilität und autonomes Fahren lässt die Zukunft des Automobils nicht gerade planbar erscheinen. Während mit Blick auf die Gewinnperspektiven der deutschen Autobauer vor allem bei BMW und Daimler "Sand ins Getriebe" geraten ist, rechnen die Analysten bei Volkswagen für die kommenden Jahren - Dieselskandal hin, Dieselskandal her - beim Gewinn pro Aktie mit signifikanten Zuwächsen. Da VW weniger im Luxussegment, sondern vor allem im Massenmarkt unterwegs ist, stellt die Umweltverträglichkeit seiner Fahrzeuge ein nicht ganz so starkes Problem wie für BMW und Daimler dar. Dennoch kann man ein VW-Investment als nicht weniger riskant einordnen, schließlich fällt bei VW die historische 250-Tage-Volatilität mit über 26 Prozent sogar etwas höher als bei BMW und Daimler aus.
Dies dürfte vor allem daran liegen, dass die Wolfsburger Riesensummen in die Entwicklung und Produktion von Elektroautos investieren. Bis 2023 will das Unternehmen 30 Milliarden Euro in bezahlbare Elektromobilität investieren. Weitere 15 Milliarden Euro sollen für Joint Ventures in China aufgebracht werden. Am Montagabend stellte VW sein erstes Elektroauto Modell ID.3 der Öffentlichkeit vor. Dessen Marktstart ist für Mitte 2020 vorgesehen. Der Elektromotor soll mit drei verschiedenen Batterien erhältlich sein, mit der eine Reichweite von bis zu 550 km möglich sein soll. Der Preis für die Basisversion soll laut VW unter 30.000 Euro liegen. Sollten die VW-Elektroautos ein Misserfolg werden, droht dem Konzern erhebliches Ungemach. Seit Mai dieses Jahres können Interessenten gegen eine Anzahlung von 1.000 Euro das limitierte Sondermodell reservieren. Nach Angaben von VW seien bereits sämtliche 30.000 Autos vergeben. So richtig spannend dürfte es jedoch werden, wenn sich die Fahrzeuge im Alltag bewähren müssen. Dann dürfte sich nämlich zeigen, ob der ID.3 tatsächlich das Zeug hat, seiner Hoffnung als Nachfolger des Käfers und Golfs zu fungieren gerecht wird.
Aus charttechnischer Sicht kann man der VW-Vorzugsaktie seit Mitte 2018 einen intakten mittelfristigen Aufwärtstrend attestieren. Ende August generierte der DAX-Autowert mit dem dynamischen Sprung über die langfristige 200-Tage-Linie ein starkes Kaufsignal. Die obere Begrenzung des Trendkanals verläuft bei 163 Euro. Sollte der Titel an dieser Marke abprallen, drohen erhebliche chartinduzierte Verkäufe. Dann sollte die VW-Aktie spätestens im Bereich von 140 Euro wieder einen Boden finden, da in diesem Bereich die untere Begrenzung des langfristigen Aufwärtstrends verläuft. Timingindikatoren wie der Relative-Stärke-Indikator mahnen derzeit aber eher zur Vorsicht. Mit Werten von über 70 Prozent zeigt dieser nämlich derzeit eine leicht überkaufte Lage an. Aufgrund der aktuellen fundamentalen und charttechnischen Unsicherheiten sollten Anleger den Autowert daher lediglich auf der Beobachtungsliste haben.