Chart 1 - Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
Seit Monatsbeginn ist es das Selbe: Kaum fällt der DAX in Richtung 9150/9220 Zähler, kommt eine starke Nachfrage auf. Jedes Mal gelingt dadurch in diesem Preisbereich der Richtungsumschwung zurück nach oben. Wir sehen darin ein positives Signal, was Anleger jedoch nicht zu leichtsinnig werden lassen darf. Immerhin drehen die Kurse mit gleicher Beharrlichkeit auch auf der Oberseite irgendwann wieder zurück nach unten, denn dort ist die 200-Tage-Linie wiederum für Viele ein Grund, Gewinne mitzunehmen.
Unsere Meinung: Das voreilige Realisieren von Profiten zeigt, dass kein nachhaltiges Vertrauen in den Markt vorhanden ist. Solange der DAX unter dem für langfristig denkende Investoren als Messlatte geltenden Durchschnitt der vergangenen 200 Börsentage verläuft, wird eine anhaltende Aufwärtsbewegung keine Chance haben. Nur knapp 30 Prozent der im Index enthaltenen Aktien haben diesen Indikator bereits wieder überschritten.
Die aktuelle Situation ist vergleichbar mit dem Beginn des vierten Quartals im Jahr 2011: Damals sah es kurzfristig ähnlich gut aus wie jetzt - nach einer Bärenmarktrally verliefen 80 bis 90 Prozent der DAX-Papiere über dem Monatsdurchschnittskurs (21-Tage-Linie). Doch nur knapp 3 von 10 Aktien wurden noch über dem 200-Tage-Mittelwert gehandelt. Erst nach mehreren marktbereinigenden Rückschlägen fassten Investoren wieder Vertrauen und eine längere Erholung begann.
Was können Anleger daraus lernen? Zunächst sollte der Schwerpunkt eher auf kurzfristiges Trading innerhalb der Seitwärtsbewegung zwischen 9150/9220 und 9500 Punkten gelegt werden, wobei ein Ausbruch aus dieser Spanne genau zu beobachten ist. Nach unten ist der Index durch den zwar nicht punktgenau geltenden, aber doch unterstützend wirksamen 21-Tage-Durchschnittskurs bei rund 9100 Zählern zusätzlich abgesichert, der oft einen Orientierungspunkt für kurzfristige Schnäppchenjäger bildet. Dadurch bessert sich das Chance-Risiko-Verhältnis für eine Spekulation auf einen Anstieg in Richtung der Obergrenze der genannten Tradingrange weiter. Passende Zertifikate um diese Trading-Idee umzusetzen haben wir am unteren Ende dieser Analyse beispielhaft herausgesucht. Stoppkurse sollten knapp unter der 21-Tage-Linie liegen.
Angesichts der nachlassenden Aufwärtsdynamik an der Wall Street und des intakten mittelfristigen Abwärtstrends im DAX sollte zum aktuellen Zeitpunkt jedoch nur noch mit kleineren Beträgen auf ein Hin und Her in der Tradingrange spekuliert werden. Unterhalb von 9100 müssen Anleger dann spätestens umdenken und auf fallende Kurse setzen, das Potenzial reicht in diesem Fall bis in den Zielbereich 8820/8880 Zähler. Hier hat sich der DAX im Vormonat mehrfach stabilisiert, was im Chart durch eine entsprechende Unterstützungszone erkennbar wird. Auch dafür haben wir ein passendes Derivat herausgesucht.
Chart 2 - Anzahl DAX-Aktien über 21-Tage-Linie in %
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Erst wenn der Markt sich deutlich über die 9600 erholt, sinkt mittel- bis langfristig die Gefahr weiterer Verkäufe. Dann wäre der Bereich um 9770/9891 Punkten die nächste Orientierungsmarke. Hier liegen seit Jahresbeginn mehrere Wendepunkte und Zwischenhochs im Chart. Bis es soweit ist, bleibt aber die Zone um 8100/8150 Punkte weiterhin ein realistisches Kursziel auf der Unterseite. Dort lagen über viele Jahre hinweg ehemalige Allzeithochs des Deutschen Aktienindex, das Areal ist in den Köpfen der Marktteilnehmer dadurch noch sehr stark präsent. Wenn der Index erneut auf dieses Niveau zurück fällt, könnten viele langfristig denkende Anleger dies als zweite Einstiegschance in einen mehrjährigen Aufwärtstrend sehen - daran dürfte die Mehrheit immer noch glauben.
Darunter hinaus gehende Rückschläge sind vorerst eher unwahrscheinlich, eine Seitwärtsbewegung zwischen dem Bereich 9600/9891 oder sogar dem Allzeithoch bei 10.050 Zählern auf der Oberseite und maximal 7500/8000 Punkten auf der Unterseite (siehe Wochenchart auf der folgenden Seite) bleibt vorerst das wahrscheinlichste Szenario. Gegen weitere Verluste spricht vorerst die scharfe Erholung des Marktes nach dem jüngsten Einbruch im Oktober, die unter Chartexperten als V-Formation bekannt ist, weil sie diesem Buchstaben gleicht. Dieses Kursmuster entsteht, wenn Marktteilnehmer eine panikähnliche Verkaufswelle am Markt nutzen, um auf Schnäppchenjagd zu gehen. Das Ausmaß der anschließenden Käufe kann nur dann so hoch werden, wenn die breite Masse ihren vorangegangenen Ausverkauf als Irrtum oder Übertreibung einstuft und dann schnell wieder zugreift. Ist dies der Fall, ist das Stimmungsumfeld für einen weiteren Anstieg anschließend oft deutlich besser als zuvor.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Erst wenn es weiter abwärts geht, müssen Anleger sich Gedanken machen. Dann hilft der Abstand zur 200-Tage-Linie, ein Kursziel zu definieren. Er kann zwischen minus 20 und minus 40 Prozent betragen, daraus resultieren Zielmarken zwischen 7600 und 5700 Punkten. Letztere ist eher unwahrscheinlich, nur in Extremphasen hat sich der DAX so weit von seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 200 Börsentage nach unten abgesetzt.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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