Die Immobilien-Krise in China verschärft sich dramatisch. Was vor etwa zwei Jahren mit dem Wohnungsbauer Evergrande begann, setzt sich nun mit dem größten Immobilien-Entwickler Country Garden fort. Anleihen werden nicht mehr gehandelt, die Aktie stürzt ab. Die Krise bremst die Entwicklung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aus. Und könnte auch Deutschland treffen.
 

Mit Country Garden ist der größte chinesische Immobilienentwickler in privater Hand ins Wanken geraten. Die Kuponzahlungen für zwei Dollar-Schuldverschreibungen wurden in der vergangenen Woche nicht innerhalb der ursprünglich gesetzten Frist gezahlt. Zuvor hatte Country Garden für die erste Hälfte des Jahres 2023 einen Nettoverlust von 45 bis 55 Milliarden Yuan (bis zu 7,6 Milliarden US-Dollar) gemeldet. Zum Jahreswechsel hatte der Konzern umgerechnet 194 Milliarden Dollar Verbindlichkeiten.

Die Finanzzeitung Yicai hatte berichtet, das Unternehmen gehe eine Restrukturierung seiner Schulden an. Am Montag wurde nun der Handel mit einem Teil der Anleihen von Country Garden gestoppt. Die elf auf dem heimischen Markt ausstehenden Anleihen (Onshore-Bonds) wurden auf unbestimmte Zeit vom Handel ausgesetzt.

Die finanziellen Schwierigkeiten der chinesichen Holding bestätigen die schlimmsten Befürchtungen der Investoren in Bezug auf den riesigen Immobilienmarkt des Landes, der nach einem kurzen Aufschwung im ersten Quartal wieder in einen Abschwung übergegangen ist. Die Preise für Immobilien stürzen ab, vor allem "kleineren" Millionenstädten. Und dort betreut Country Garden etwa 60 Prozent seiner Projekte. 

Die Besorgnis über die sich verschlechternde Lage der verschuldeten chinesischen Immobilienentwickler wurde durch die Nachricht verstärkt, dass auch Zhongrong International Trust nicht in der Lage war, die fälligen Zahlungen für Anlageprodukte an zwei börsennotierte chinesische Unternehmen zu leisten.

Am Freitag war es daraufhin an den Börsen zum Ausverkauf von Aktien und Anleihen von Country Garden gekommen. Zum Wochenstart setzte sich der Kursrutsch fort. Im deutschen Handel verliert Country Garden Holding etwa 30 Prozent an Wert und notiert nur noch bei 8 Cent. Der Hang-Seng-Index in Hongkong verlor heute 1,8 Prozent, der CSI-300 in Shanghai gut zwei Prozent. 

Country Garden Holding (WKN: A0MNX4)

Immobilien-Sektor für China wichtig

Die Krise in der chinesischen Immobilien-Branche begann mit den Problemen des seinerzeit größten Immobilienentwicklers in China: Evergrande. Der ringt nach extremen Verlusten mit seinen Gläubigern noch um den Abbau seines Schuldenbergs. Der einstige Star am chinesischen Wohnungsmarkt war in Schieflage geraten, nachdem die Immobilienblase dort platzte.

Der hoch verschuldete Immobiliensektor in der zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist für den Konsum des Landes wichtig, da ein Großteil des privaten Vermögens in Immobilien und nicht in Aktien gebunden ist.Auch

In den vergangenen Monaten ist die konjunkturelle Entwicklung in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ins Stocken geraten. Durch die Probleme auf dem Immobilienmarkt, der über Jahre stark gewachsen ist, wird die schwache Wirtschaftsentwicklung noch verstärkt.

Schon seit geraumer Zeit versucht China, durch eine schrittweise Lockerung der Geldpolitik sowie gezielte Maßnahmen den Immobilienmarkt wieder stärker zum Laufen zu bringen. Der Immobiliensektor ist für die chinesische Wirtschaft extrem wichtig. Er macht einen bedeutenden Anteil des Bruttoinlandsprodukts aus.

Und in Deutschland?

In Deutschland wirkt sich die Krise in China nicht direkt aus. Doch wenn die Wirtschaft im fernöstlichen Riesenreich weiter leidet, bleiben globale Abschwächungen nicht aus. 

Zudem sind auch hierzulande mehrere große Immobilien-Entwickler in Finanznöte geraten. Schlimmer noch: In den vergangenen Tagen rutschten mit Development Partner, der Project-Gruppe und Euroboden gleich drei Projektentwickler in die Insolvenz. Development Partner aus Düsseldorf ist vor allem auf dem Büromarkt aktiv und betreut unter anderem Projekte in Köln am Rudolfplatz oder den IBM-Campus in Ehningen bei Stuttgart. Im Juli rutschten bereits der Düsseldorfer Entwickler Centrum und der Hamburger Wohnungsentwickler Revitalis in die Insolvenz.

Schon im ersten Halbjahr mehrten sich die Alarmzeichen in der Branche mit vereinzelten Insolvenzen. Doch nun bescheunigt sich die Geschwindigkeit, mit der die Krise am Immobilienmarkt Projektentwickler in den Abgrund. 

Fazit: Papiere von Immobilien-Konzernen dürften bis auf weiteres keine großen Kurssprünge nach oben zeigen. Zudem zeigen die Ereignisse in China einmal mehr, dass der dortige Aktienmarkt auch wegen des schwer einzuschätzenden politischen Umfelds mit überdurchschnittlichen Risiken – bis hin zum Totalverlust – verbunden ist. (Mit Material von Reuters)

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