Während sich der breite Aktienmarkt zuletzt aufwärts hangelte, zählten deutsche Immobilienaktien zu den Verlierern. Vonovia, LEG und TAG Immobilien rutschten am Montag ans Ende von DAX und MDAX. Gleich mehrere Faktoren lasten auf der Branche – etwa weitere Regulierungen. Auch der Crash der Evergrande-Aktie verstimmt.
Die Aussicht auf etwaige weitere Regulierungen in der deutschen Wohnungslandschaft setzt den ganzen Immobilien-Sektor unter Druck. So setzen sich Teile der regierenden Ampel für eine stärkere Begrenzung von Mieterhöhungen ein. Die Rede ist von einem "bundesweiten Mietenstopp".
Konkret wird allerdings lediglich gefordert, dass Mieten in angespannten Wohngegenden in drei Jahren um maximal sechs Prozent und zudem nicht über die ortsübliche Vergleichsmiete steigen dürfen.
Erschwertes Recycling von Bauschutt
Zudem fürchtet die Baubranche wegen neuer Vorschriften des Bundes eine weitere Verteuerung des Bauens und ein erschwertes Recycling der immensen Bauschutt-Mengen in Deutschland.
Die am 1. August in Kraft getretene Mantelverordnung für Ersatzbaustoffe und Bodenschutz ersetzt einen Flickenteppich unterschiedlicher Länderregelungen. Doch die Branche meldet bereits Anzeichen, dass erste Recycling-Firmen Bauschutt nicht mehr zur Aufarbeitung annehmen wollen – stattdessen müssten Bauabfälle dann auf Deponien entsorgt werden. Schwerpunkt sei nun der Grundwasserschutz.
Die steigenden Ansprüche bleiben nicht ohne Folgen für die Preise. In den nächsten zehn Jahren könnten die Kaufpreise für Immobilien weltweit um neun Prozent steigen – und zwar jedes einzelne Jahr. Das geht aus einer Umfrage unter 1400 internationalen Wirtschaftsexperten hervor, die das Ifo-Institut zusammen mit dem Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik im Rahmen der Economic Experts Survey (EES) kürzlich durchgeführt hat.
Schwierige Zeiten für Bauträger
Die aktuell schwer zu kalkulierenden Baukosten, steigende Hypotheken-Zinsen und eine sinkende Nachfrage bringen zudem deutsche Bauträger in Schwierigkeiten. Eine Reihe großer Projektentwickler ist in die Pleite gerutscht.
Zuletzt mussten auch vier Dachgesellschaften des bundesweit tätigen Projektentwicklers Gerch mit Sitz in Düsseldorf wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Antrag auf ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung stellen. Jüngst hatte auch die Münchener Euroboden Insolvenzantrag beim Amtsgericht in München gestellt.
Immobilien-Aktien unter Druck
Die Aktien von Immobilien-Gesellschaften gehören in diesem Umfeld natürlich nicht zu den bevorzugten Werten. Im DAX stand Vonovia-Papiere am Montag am Index-Ende (siehe Chart), im MDAX gaben auch die Kurse von TAG Immobilien und LEG Immobilien nach.
Evergrande verliert 2,2 Milliarden an einem Tag
Zusätzliche Unsicherheiten schwappen vom chinesischen Immobilien-Markt nach Europa. Dort crashte am Montag nach einer fast anderthalbjährigen Handelsaussetzung wegen Insolvenz die Evergrande-Aktie. Die Aktien des weltweit am höchsten verschuldeten Immobilien-Entwicklers fielen in Hongkong um fast 87 Prozent und waren mit 0,22 Hongkong-Dollar so billig wie noch nie.
Dadurch schrumpfte der Börsenwert um umgerechnet etwa 2,2 Milliarden auf nur noch 342 Millionen Euro. 2017 hatte die Marktkapitalisierung zeitweise bei fast 50 Milliarden Euro gelegen. Am heutigen Dienstag gibt es eine spekulative Gegengewegung.
Evergrande, das aktuell auf einem rund 303 Milliarden Euro hohen Schuldenberg sitzt, hatte am Freitag mitgeteilt, alle geforderten Voraussetzungen für eine Wiederaufnahme des Handels "angemessen" erfüllt zu haben. Hierzu gehören unter anderem die Veröffentlichung ausstehender Finanzberichte.
Charttechnisch bewegen sich die deutschen Immo-Aktien im allgemeinen und Vonovia im Speziellen in einer Seitwärtszone. Entspannen würde sich die Lage erst nach einem nachhaltigen Überschreiten der 200-Tage-Linie, die aktuell bei 21,11 Euro verläuft. BÖRSE ONLINE hatte zuletzt geraten, die Vonovia-Aktie lediglich zu beobachten. Kein Kauf.
(Mit Material von dpa-AFX)
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Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstand der Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Vonovia.