Nach zwölf Jahren chronisch steigender Kaufpreise für Wohnungen in den angesagten Regionen Deutschlands hat sich nun die Deutsche Bank mit der Prognose aus dem Fenster gelehnt, 2024 sei es mit dem Aufwärtstrend vorbei. Die Marktanalysten der Bank erwarten dann kein Platzen einer vermeintlichen Preisblase, sondern eine drei Jahre währende Delle. Als wesentlichen Grund nennen sie ein Ende der Wohnungsknappheit durch viel Neubau und weniger Zuwanderung.
Das Berliner Analysehaus Empirica teilt zwar wesentliche Elemente der Analyse, vermisst jedoch weitere Aspekte, die preisrelevant sein könnten. So deute vieles darauf hin, dass Bauland in vielen Städten in den nächsten Jahren noch knapper werde, als es ohnehin schon ist. Die Folge: Die Wohnungspreise in diesen Städten könnten auch noch viele Jahre mehr in die Höhe schnellen, sagte Empirica-Vorstandschef Reiner Braun gegenüber €uro am Sonntag.
Zudem gebe es insbesondere bei Wohnimmobilien immer auch emotionale Faktoren, die steigende Preise zur Folge haben könnten. So zahlten Investoren, die um alles in der Welt Anlagesicherheit wollten, womöglich auch längerfristig weiter steigende Preise, falls die Zinsen noch viele Jahre im Keller blieben. "Vielleicht geht das noch drei Jahre so, vielleicht aber auch zehn Jahre", so Braun.
Zyklus endet 2020 bis 2030
Die Deutsche Bank geht in ihrer Prognose davon aus, dass die nominalen Kaufpreise für Wohnungen ab 2024 in Summe um durchschnittlich fünf Prozent nachgeben. Hernach halten die Banker einen Schwenk zu jährlichen Preissteigerungen von 2,5 Prozent für wahrscheinlich. Für Investoren, rechnen sie vor, seien in diesem Jahrzehnt trotz prognostizierter Preisdelle im Schnitt nominal plus 24 Prozent drin. In der vorherigen Dekade waren es noch plus 60 Prozent.
So klar die Jahreszahl 2024 als Zyklus-Ende bei den Deutschbankern auch klingt, so sehr differenzieren sie zwischen einzelnen Städten. In München sehen sie den Schlusspunkt bereits erreicht. Die Wohnungsknappheit sei dort also schon beendet. Allerdings schlug sich das noch nicht in konkreten Zahlen nieder. Ganz im Gegenteil: Laut Postbank Wohnatlas zogen die Preise für Bestandswohnungen in der teuersten Stadt Deutschlands 2020 um durchschnittlich 6,1 Prozent auf über 8600 Euro pro Quadratmeter an.
In Städten wie Leipzig und Stuttgart rechnen die Marktforscher der Deutschen Bank erst 2030 mit einem Ende der Ära ständig steigender Wohnungs- preise. Erst dann werde das Angebot dort ausreichen.
Nach der Definition Brauns ist der Zyklus erst dann beendet, wenn es nicht nur genug Wohnungen, sondern ein Überangebot gibt. "Es würde mich wundern, wenn der gegenwärtige Zyklus nicht mit Wohnungsleerstand enden sollte."