Was sich das Wahlvolk und die Börsianer von der Politik erhoffen, ist besonders in Lateinamerika oft nicht deckungsgleich. Stimmt das Elektorat doch gerne für selbst ernannte Heilsbringer, die nicht vorhandene Staatsgelder großzügig in Form von Sozialausgaben ausgeben. Das erklärt auch, warum dem argentinischen Präsidenten Mauricio Macri von der Partei Propuesta Republicana die Sympathien nicht gerade zufliegen, obwohl er zweifellos solider arbeitet als seine Vorgängerin Cristina Kirchner. Der amtierende Staatschef ist eher unternehmerfreundlich und ein wirtschaftsliberaler Reformer. Doch das ist eine Rezeptur, die längst nicht jedem Urnengänger gefällt.

Mauricio Macri steht indes vor einer Herkulesaufgabe, nachdem in dem Land lange Misswirtschaft vorherrschte. Die hohen Defizite im Staatshaushalt und in der Leistungsbilanz könnten mittelfristig wieder zu einem Risiko werden. Auch hält sich die Teuerung hartnäckiger als erhofft und die Landeswährung, der argentinische Peso, wertet stetig ab.

Folglich sind Investments in Argentinien noch immer mit einigen Risiken verbunden, zumal auch unsicher ist, ob der nächste Urnengang nicht doch wieder Populisten an die Macht bringt. Dennoch schlagen sich argentinische Aktien gut. Der Leitindex Merval ist von 2001 bis 2018 von im Tief bei 210 Punkten auf aktuell 35 175 Zähler gestiegen. Für die vergangenen zwölf Monate beträgt der Zuwachs 76 Prozent und in diesem Jahr sind es immerhin schon gut zehn Prozent. Angesichts dieses intakten langfristigen Aufwärtstrends stimmt also das Chartbild. Das dürfte auch so bleiben, wenn das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr wie erwartet mit rund drei Prozent wächst und die Notenbank den Leitzins von derzeit 27,25 Prozent weiter senkt. Zumal die prognostizierten Gewinnsteigerungen und ein mit 14,4 nicht allzu stark über dem Durchschnittsniveau seit 2003 liegendes Kurs-Gewinn-Verhältnis ebenfalls weiter steigende Kurse zulassen.

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Vier Einzelfavoriten





Wir hatten die Börse in Buenos Aires zuletzt in der Ausgabe 22/2017 besprochen und als aussichtsreich eingestuft. Und dieses Votum bekräftigen wir jetzt noch einmal. Als Favorit der Redaktion hatten wir damals Mercadolibre herausgestellt. Der Aktienkurs des Betreibers eines Onlinemarktplatzes und eines elektronischen Zahlungssystems in Lateinamerika ist unverändert auf Rekordjagd. Und das, obwohl unter anderem Abschreibungen auf die Venezuela-Aktivitäten im abgelaufenen Vierteljahr zu einem Verlust führten. Was allerdings stärker wirkte, war das Umsatzplus von gut 70 Prozent. Eine Dynamik, die auch bald wieder auf der Gewinnebene zu sehen sein sollte. Zumindest prognostizieren Analysten von 2018 bis 2022 einen Anstieg beim Ergebnis je Aktie von 2,40 auf 20,13 Dollar. Der unverändert interessante Titel hat sich gemessen am Stand der Erstbesprechung in der Ausgabe 17/2016 verdreifacht.

Ebenfalls als sehr wachstumsstark stufen wir das Unternehmen Globant ein. Der Technologiedienstleister, der Kunden wie Google, Linkedin, Electronic Arts oder Coca-Cola bei der Implementierung von digitalen Prozessen hilft, ist Profiteur globaler Megatrends wie etwa künstliche Intelligenz. Offenbar scheint das ganz gut zu funktionieren. Zumindest spricht dafür die im Rahmen des IDC MarketScape Reports 2016 und 2017 erfolgte Wahl zum Weltmarktführer für digitale Strategieberatung. Analysten halten von 2017 bis 2022 beim Umsatz einen Anstieg von 145 Prozent für möglich sowie einen Gewinn je Aktie von 132 Prozent. Wir ändern unser Votum für den Titel aufgrund der guten Aussichten von "Beobachten" wieder auf "Kaufen".



Als lukrativ sehen wir den Finanzsektor an. Die in Ausgabe 22/2017 ausgesprochene Kaufempfehlung für Grupo Supervielle ist bereits aufgegangen. Schließlich legten die Papiere des Finanzdienstleisters seitdem selbst auf Eurobasis um 56 Prozent zu. Das passt zur Geschäftsentwicklung, stieg der Nettogewinn im vierten Quartal auf Pesobasis doch um rund 60 Prozent. Was uns an der Branche besonders gefällt, ist die stark anziehende Kreditnachfrage. Das freut auch Vorstandschef Patricio Supervielle, der jüngst sagte: "Wir sind besonders begeistert von dem beschleunigten Wachstum der Hypothekarkredite im vierten Quartal 2017 und haben nach unseren Schätzungen im Dezember fast zehn Prozent aller von Privatbanken vergebenen Hypothekenkredite bewilligt."

Als eine der führenden Banken des Lands profitiert von dem beschriebenen positiven Branchentrend auch die Grupo Financiero Galicia. Das Institut verfügt über nennenswerte Marktanteile im Kreditgeschäft und Analysten halten auf Sicht der nächsten fünf Jahre Ergebnisverbesserungen von im Schnitt gut 21 Prozent pro Jahr für möglich. Das sind Perspektiven, die dem Aktienkurs noch Luft nach oben lassen.

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Auf einen Blick - Argentinien