Börsengehandelte Indexfonds, kurz ETFs, holen in der Beliebtheit bei Investoren auf. Die Deutsche Bank rechnet damit, dass der ETF-Markt in Europa 2015 zwischen 15 und 20 Prozent zulegen und damit das hohe Wachstumstempo des Vorjahres fortsetzen wird. Mit einem Volumen von 362,6 Milliarden Euro habe der Markt für Indexfonds 2014 ein Rekordjahr erlebt, sagt Simon Klein, ETF-Vertriebsexperte bei Deutsche Asset & Wealth Management, der Fondstochter der Deutschen Bank. Zugleich seien in Europa erst 3,3 Prozent aller Publikumsfonds ETFs. "Das Wachstumspotenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft."

Klein zufolge setzen immer mehr institutionelle Anleger wegen der niedrigeren Kosten auf Indexfonds. So griffen Manager von aktiven Mischfonds zunehmend zu ETFs, um bestimmte Anlageklassen abzubilden. Darüber hinaus erwartet er, dass Indexfonds gerade im Rentenbereich zulegten. Dort sind ETFs nur wenig verbreitet. Das könnte sich nun langsam ändern: "Renten-ETFs wachsen fast doppelt so stark wie Aktien-ETFs", sagt Klein. Wegen der niedrigen Zinsen seien derzeit vor allem Indexfonds für Hochzinsanleihen gefragt.

Allerdings hinken ETFs in Europa laut Klein der Entwicklung in den USA um rund zehn Jahre hinter. Dort machen Indexfonds schon 14 Prozent aller Fonds aus, den Anteil von 3,3 Prozent wie in Europa erreichten ETFs dort schon Anfang 2005. "Ich bezweifle, ob wir diese Lücke jemals aufholen", so Klein.

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Günstige Alternative für Privatanleger

Michael Winker, Direktor Portfolio Management beim Bad Homburger Vermögensverwalter Feri, rät Privatanlegern, grundsätzlich ETFs gegenüber aktiv gesteuerten Fonds vorzuziehen. "Passive Fonds verhindern die Fehler aktiver Manager", sagt er. Nur wenigen Fondsmanagern gelänge es, den Index zu schlagen. "Für Privatanleger lohnt es sich nicht, mühsam diese Gruppe herauszufiltern." Langfristig sorgten die Fehler vieler Fondsmanager und die höheren Kosten für aktive Fonds für einen Renditenachteil gegenüber ETFs. Indes empfiehlt Winker Privatanlegern, auch bei Indexfonds auf die Kosten zu achten. Gerade bei speziellen Dachfonds, die auf ETF-Basis alle wichtigen Anlageklassen abbildeten und Privatanlegern so die Entscheidung über die Anlageallokation abnähmen, würden teils "unverschämt hohe" laufende Gebühren von zwei Prozent verlangt.

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Anbieter unter Druck

Die Aufholjagd der Indexfonds setzt derweil die Anbieter selbst unter Kostendruck. So sind die laufenden Gesamtgebühren für ETFs, welche die wichtigsten Anlageklassen wie amerikanische oder europäische Aktien abbilden - so genannte "Core-ETFs" - , bei 0,07 Prozent angekommen. Zum Vergleich: Bei aktiven Aktienfonds liegen die Gesamtkosten, im Fachjargon "Total Expense Ratio" genannt, oft bei 1,5 Prozent oder mehr.

"Bei manchen ETFs ist das Ende der Fahnenstange erreicht", sagt Klein. Dennoch dürfte der Trend zu noch niedrigeren Kosten weiter gehen. Was Privatanleger freut, führt ihm zufolge zu einem Verdrängungsdruck in der Branche. "Gerade kleinere Anbieter dürften vom Markt verschwinden." Schon heute kontrollierten die größten acht Anbieter 95 Prozent des Markts für Indexfonds.



Auch die Deutsche Bank muss mit ihrer ETF-Marke "db x-trackers" kämpfen, um im Wettbewerb mitzuhalten: Zwar konnte sie im vergangenen Jahr ihr verwaltetes Vermögen in ETFs um knapp neun Milliarden Euro auf nun 44,5 Milliarden Euro ausbauen. Doch da der Gesamtmarkt ebenfalls zulegte, gelang es nicht, den Marktanteil von derzeit 12,3 Prozent auszubauen (siehe Grafik). So rangiert die Deutsche Bank in der Rangliste der größten ETF-Anbieter in Europa weiter auf Platz zwei. Dem amerikanischen Platzhirsch Blackrock, der seine ETFs unter der Marke "iShares" vertreibt, kann sie aber nicht das Wasser reichen. Er liegt mit einem Marktanteil von mehr als 48 Prozent unangefochten vorn.