Das Börsenjahr 2017 ist bisher auch für die meisten europäischen Börsen gut verlaufen. Aus Sicht von Independent Research ist das dahingehende bemerkenswert, als das es nach wie vor überdurchschnittlich viele Unsicherheitsfaktoren gibt. Als Begründung für die überraschend haussierenden Aktienmärkte könnten aber das nach wie vor gültige Argument des Niedrigzinsumfelds gepaart mit mangelnden Anlagealternativen angeführt werden. Unterstützung gebe es auch von einer robusten, wenn auch vergleichsweise wenig dynamischen Konjunktur.
In Hinterkopf sei jedoch zu behalten, dass die expansive Geldpolitik der Notenbanken langsam auslaufen sollte. Außerdem weise der überwiegende Teil der globalen Aktienindizes Bewertungskennzahlen auf, die auf Basis der Schätzungen für 2018 über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre liegen. Aber obwohl die Luft für die Aktienmärkte zusehends dünner werde, könne es durchaus sein, dass der aktuelle Bullenmarkt noch eine gewisse Zeit weiter läuft.
Den derzeit bei 3.620 Punkten notierenden EuroStoxx 50 Index sieht man zum Jahresende bei 3.750 Punkten und nicht wie bisher bei 3.650 Zählern notieren. Für September 2018 sagen die Experten einen Stand von 3.960 Zählern vorher. Die Vorgabe für den STOXX Europe 50 Index (derzeit bei 3.207 Punkten) bis Jahresende beträgt 3.310 statt 3.270 Punkten und im September 2018 sieht man diesen Index dann bei 3.480 Punkten notieren.
Auch die Prognose für das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone hat Independent Research für 2017 von 1,8 auf 2,0 Prozent angehoben. Für 2018 und 2018 bleiben die Vorhersagen mit plus 1,5 Prozent und 1,4 Prozent unverändert. Die Erwartungen in Sachen Arbeitslosenquote wurden für die genannten drei Jahre jeweils gesenkt und zwar auf nunmehr 9,3, 9,0 und 8,5 Prozent.
Was die Bewertung angeht, so veranschlagt man diese für den STOXX Europe 50 Index für 2018 auf 14,9 und für den EuroSTOXX 50 auf 14,2. Das vergleicht sich mit Zehnjahresdurchschnitten von 12,3 und 12,4. Bei den Gewinnen rechnen die Analysten für den STOXX Europe 50 Index für 2017 mit einem Plus von 7,6 Prozent und für 2018 mit 8,5 Prozent. Bei den EuroSTOXX 50-Vertretern sollen die Ergebnisse um durchschnittlich 9,2 Prozent und 8,8 Prozent zulegen. Die charttechnische Ausgangslage stuft man als positiv ein.
Auf Ebene der Einzelwerte hat Independent im Ausblick auf das zweite Quartal einige Aktien aus Europa auf dem Kaufzettel stehen, die den Schätzungen zufolge über deutlich Luft nach oben verfügen. Bei jenen fünf Titeln, die wir auf den nächsten Seiten etwas näher vorstellen, liegen die Kurszettel beispielsweise um 23 Prozent bis 50 Prozent über den aktuellen Notierungen.
Auf Seite zwei: Roche
Roche
Zu den Mitfavoriten von Independent Research mit nennenswertem Kurspotenzial zählt Roche. Dem Schweizer Pharmakonzern wird ein Anstieg bis auf 300,00 Schweizer Franken zugetraut. Das lässt dem Titel theoretisch fast 23 Prozent Luft nach oben.
Wie der zuständige Analyst Bernhard Weikinger in seiner letzten schriftlichen Einschätzung schrieb, haben die Schweizer im Rahmen des ESMO-Kongresses Studienrückschläge bekanntgegeben. So sei bei einer Phase III-Studie (Spectri) für Lampalizumab zur Behandlung geographischer Atrophie der primäre Endpunkt (Reduktion der Änderung des Läsionsbereichs) nicht erreicht. Die Ergebnisse aus der zweiten Studie (Chroma) sollen im November ausgewertet werden.
Auch in einer Phase III-Studie (BRIMS) mit Zelboraf bei Patienten mit Matutions-positivem Melanom und vorherigem chirurgischen Eingriff konnte das Rückfallrisiko bei einer Patientengruppe nicht signifikant gesenkt werden, Die Ergebnisse für die zweite Gruppe sind Unternehmensaussage zufolge aber ermutigend. Die Studiendaten wertet Weikinger insgesamt aber als enttäuschend. Mit Blick auf die viel versprechende Pipeline und der führenden Position im attraktiven Onkologie-Markt hält er eine Kaufempfehlung verbunden mit einem Kursziel von 300 Franken aber dennoch für angemessen.
Das Zahlenwerk für das zweite Quartal bzw. erste Halbjahr 2017 konnte laut Weikinger die Erwartungen übertreffen. Der Ausblick für 2017 sei angehoben (Anstieg (währungsbereinigt) beim Umsatz/bereinigten Gewinn vor Steuern im mittleren (bisher: niedrigeren bis mittleren) einstelligen Prozentbereich) worden. Roche habe zudem den hohen Stellenwert der Immunonkologie betont und wolle in dem Bereich eine führende Rolle einnehmen.
Für Tecentriq sollen in den kommenden zwölf Monaten Daten aus acht Studien (überwiegend Lungenkrebs) präsentiert werden. Die Entwicklung bei den Alzheimer-Mitteln (Gantenerumab und Crenezumab) dürfte ebenfalls erheblichen Einfluss auf die Kursentwicklung haben.
Auf Basis der Schätzungen bewegt sich das KGV für 2017 bei 20,19 und für 2018 bei 18,60. Als Dividendenrenditen errechnet sich gemessen an den Prognosen für das laufende und das kommende Jahr 3,48 Prozent und 3,71 Prozent.
Charttechnik
Für das bei vielen Börsianern mit einiger Reputation ausgestattete Unternehmen Roche läuft es an der Börse schon seit längerem nicht mehr richtig rund. Den laufenden Bullenmarkt hat der Titel zuletzt jedenfalls nicht mehr mitgemacht. Aktuell kostet die Aktie nur so viel wie im Mai 2013, das heißt, es hat sich ein Seitwärtstrend breit gemacht. Dessen Begrenzungen reichen groß gesprochen von 220 Franken bis 295 Franken und neue nachhaltige charttechnische Signale ergeben sich erst bei einem Ausbruch aus dieser Spanne.
Profil
Roche ist ein weltweit führender Gesundheitskonzern, dessen Geschäft sich in die Bereiche Pharma (verschreibungspflichtige Medikamente) und Diagnostik aufteilt. Das Unternehmen erforscht und entwickelt insbesondere Medikamente für die Anwendung in den Bereichen Onkologie, Immunologie, Infektionskrankheiten, Augenheilkunde sowie Erkrankungen des zentralen Nervensystems.
Auf Seite drei: Inditex
Inditex
Bei der ebenfalls von Independent Research zum Kauf empfohlenen Aktie von Inditex beträgt das Kursziel 40,00 Euro. Um diese Vorgabe zu erreichen, müssten die Anteilsscheine des spanischen Bekleidungsherstellers um rund 28 Prozent steigen.
Allerdings hatte die zuständige Analystin Laure Cherdron im September die Vorgabe von 44,00 Euro um vier Euro gesenkt. Diese Entscheidung war eine Reaktion auf Zahlen für das zweite Quartal im Geschäftsjahr 2017/18 (31.07.), die sowohl umsatzseitig (6,10 (Vorjahr: 5,59; Prognose von Independent Research: 6,35; Marktkonsens: 6,09) Milliarden Euro) als auch ergebnisseitig (unter anderem EBIT: 910 (Vorjahr: 901; Prognose von Independent Research: 965; Marktkonsens: 940) Millionen Euro) die Erwartungen verfehlt hatten.
Enttäuschend fielen hierbei laut Cherdron die Margenrückgänge aus, die vor allem von der starken Euro-Aufwertung belastet gewesen seien. Für 2017/18 (31.01.) rechne Inditex unter anderem mit einer stabilen Bruttomarge (2016/17: 57,0 Prozent). Die Belastungen von der Währungsseite dürften laut der Analystin im laufenden Quartal noch anhalten. Sie senkte vor diesem Hintergrund die Ergebnisprognosen. Konkret rechnet sie beim Gewinn je Aktie für 2017/18 nun mit 1,13 Euro statt wie bisher mit 1,19 Euro und für 2018/19 mit 1,28 Euro statt mit 1,35 Euro.
Der Kursrückgang der Inditex-Aktie nach Vorlage des Zahlenwerkes sei in erster Linie auf die geringere Profitabilität zurückzuführen gewesen. Trotz des schwächeren zweiten Quartals verzeichnete der Konzern im ersten Halbjahre aber eine in Vergleich zu Wettbewerbern stärkere Entwicklung. Zudem sprechen nach Einschätzung von Cherdron die sinnvolle strategische Ausrichtung (unter anderem Ausbau des Online-Geschäfts, Eröffnung von Flagship-Stores) sowie die soliden Finanz- und Bilanzkennzahlen weiterhin für den Titel.
Zu den Stärken von Inditex zählt Independent Research eine solide Bilanzstruktur sowie die Nettoliquidität, ein starkes Markenportfolio, die gute Abdeckung des Bekleidungsmarktes und die lokale Produktion (mehr als 60 Prozent in Europa), was eine schnelle Reaktionszeit ermögliche. Zu den Schwächen zählt man dagegen die hohe Abhängigkeit vom Heimatmarkt Spanien, den hohen Preisdruck in der Bekleidungsbranche, der kaum Preiserhöhungen ermögliche sowie Belastungen von der Währungsseite.
Charttechnik
Die von Ende 2008 bis Mitte 2017 sehr stark gestiegene Aktie von Inditex hat zuletzt Schwierigkeiten damit, weiter nachzulegen. Von dem am 02. Juni markierten Rekordhoch vn 36,67 Euro hat sich der Titel jedenfalls etwas deutlicher nach unten abgesetzt. Als Folge davon ist jetzt seit dem Ende des ersten Quartals 2015 letztlich ein Seitwärtstrend zu konstatieren. Dieser ist solange als trendbestätigend für den langfristigen Aufwärtstrend einzustufen, wie die Notiz nicht unter das wichtige Zwischentief von 26,76 Euro fällt.
Profil
Das 1985 gegründete spanische Textileinzelhandelsunternehmen Industria de Diseno Textil S.A, (Inditex) ist einer der führenden Bekleidungshersteller. Die Unternehmen bietet über seine Hauptmarke Zara (Umsatzanteil im Geschäftsjahr 2016/17 rund 66 Prozent) Bekleidung für Damen, Herren und Kinder an.
Auf Seite vier: Imperial Brands
Imperial Brands
Auch von der Aktie von Imperial Brands verspricht sich Independent Research einiges. Das Kursziel von 40,00 britischen Pfund bewegt sich für den britischen Tabakkonzern jedenfalls um gut 26 Prozent über den aktuell gültigen Notierungen.
An der Vorgabe wurde zuletzt aber gleich zwei Mal geschraubt. Anfang August ging es mit dem Kursziel zunächst von 44 Pfund auf 38 Pfund nach unten, bevor man sich dann im September entschied, die Vorgabe wieder auf 40 Pfund anzuheben.
Die Zielsenkung im August war dabei eine Reaktion auf einen Paradigmenwechsel bei der FDA. Denn die US-Gesundheitsbehörde hatte damals mitgeteilt, dass sie künftig eine deutliche Reduzierung des Nikotingehalts in Zigaretten auf ein nicht mehr süchtig machendes Niveau anstrebe, nachdem sie zuvor den Zusammenhang zwischen dem Nikotingehalt und dem Suchtfaktor eher negiert hatte. Die veränderte Regulierung betreffe dabei ausschließlich konventionelle Zigaretten (Marktanteil USA 2016 laut Bloomberg: rund 80 Prozent).
Vorteilhaft sei die Neuausrichtung dagegen für das stark wachsende Segment der E-Zigaretten (Marktanteil USA 2016: rund vier Prozent). So habe die Behörde angekündigt, die Hersteller zur Entwicklung neuer Produkte ermutigen zu wollen, die ohne das Verbrennen von Tabak auskommen. Als Reaktion auf die Ankündigung der FDA habe die Aktie von Imperial Brands deutlich nachgegeben, der Einbruch sei aber übertrieben gewesen.
Die unlängst erfolgte leichte Erhöhung des Kursziels hatte mit der Meldung zu tun, wonach die Gesellschaft rund 13,3 Millionen Aktien des börsennotierten Logistikunternehmens Logista verkauft hat. Der Verkaufserlös von rund 231 Millionen Pfund solle größtenteils für Aktienrückkäufe sowie für eine Reduzierung der Schulden verwendet werden. Zudem habe sich Imperial Brands zuversichtlich gezeigt, im zweiten Halbjahr 2016/17 eine verbesserte Geschäftsentwicklung erreichen zu können,
Independent Research hält den weiteren Abbau der Beteiligung an Logista für sinnvoll und begrüßt den Aktienrückkauf. Dies und der positive Geschäftsausblick sollten dem Titel wieder positive Kursimpulse geben. Die Schätzungen für den Gewinn je Aktie wurden für 2016/17 und für 2017/18 leicht auf 189,14 Pence bzw. 273,36 Pence erhöht. Als Kurstreiber für die Aktie sieht der zuständige Analyst Lars Lusebrink auch die im Branchenvergleich attraktive Bewertung (untern anderem KGV 2017/18e von 11,6; Peer Group-Median: 16,3; langfristiger Median: 16,6) sowie die attraktive Ausschüttungspolitik (unter anderem Dividendenkontinuität; Dividendenrendite 2017/18e: 5,36 Prozent).
Charttechnik
Bei einem Anstieg von 3,18 Pfund auf 41,39 Pfund ist das, was die Aktie von Imperial Brands von Februar 2000 bis August 2016 auf das Börsenparkett gezaubert hat, durchaus als reife Leistung zu bezeichnen. Doch seitdem hat sich ein Abwärtstrend breit gemacht, der langsam auch den langfristigen Aufwärtstrend gefährdet. Deshalb geht es hier momentan eher darum, das über Jahrzehnte hinweg so vorteilhafte Chartbild nicht zu verspielen und weniger darum, von neuen Kursrekorden zu träumen.
Profil
Imperial Brands (vormals: Imperial Tobacco Group) ist einer der größten Anbieter im internationalen Tabakmarkt und verfügt über eine vielfältige Bandbreite an Marken und Tabakprodukten. Den Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit bildet das Segment Zigaretten. Daneben ist Imperial Brands der Marktführer bei Feinschnitttabak, Zigarettenpapier und Zigarren.
Auf Seite fünf: Telefonica
Telefonica
Bei Telefonica hat Independent Research das Kursziel auf 12,00 Euro festgezurrt. Das ist eine Zielvorgabe, die dem spanischen Telekommunikationskonzern im Idealfall einen Anstieg von fast 34 Prozent verspricht.
Ungeachtet der Risiken in den Schwellenländern (hauptsächlich Währungseffekte) und des eher schwachen Europageschäfts sieht man Telefonica weiterhin als gut aufgestellt an. Hinzu komme eine immer noch vergleichsweise attraktive Dividendenrendite.
Der Umsatz stieg im zweiten Quartal 2017 erwartungsgemäß um 1,9 Prozent auf 12,96 (Vorjahr: 12,72; Independent Research-Prognose: 13,01; Marktkonsens: 12,92) Milliarden Euro. Profitieren konnte Telefonica dabei laut den Analysten erneut vom wachstumsstarken Brasilien- und Lateinamerikageschäft, während Spanien, Deutschland und Großbritannien erneut Erlösrückgänge verzeichnen mussten.
Das Konzern-OIBDA verbesserte sich um 6,1 Prozent und lag damit ebenfalls im Rahmen der Erwartungen. Auch das Nettoergebnis konnte deutlich um 18,5 Prozent gesteigert werden, womit die Q2-Zahlen überwiegend erfreulich ausgefallen waren. Zudem wurde der Umsatzausblick (organisch) für 2017 angehoben (mehr als plus 1,5 Prozent im Jahresverlauf anstatt Stagnation).
Die Schätzung für den Gewinn je Aktie bewegt sich für 2017 bei 0,76 Euro nach 0,42 Euro im Vorjahr. 2018 sollen daraus dann 0,87 Euro werden. Das entspricht auf der letztgenannten Basis einem KGV von 10,3. Bei der Ausschüttung kalkuliert man für das laufende und das kommende Geschäftsjahr jeweils mit Zahlungen von 0,40 Euro je Aktie. Das wäre zwar eine Kürzung gegenüber den für das Vorjahr gezahlten 0,55 Euro, würde aber immer noch einer Rendite von immerhin 4,46 Prozent entsprechen.
Als Chancen hat der zuständige Analyst Markus Friebel Wachstumspotenziale durch Glasfasernetze, Bündelangebote, Internet der Dinge (neue Dienste, stark steigende Anzahl von vernetzten Geräten), neuer Mobilfunkstandard 5G (ca. in 2020) ausgemacht. Hinzu kommen steigende Tarifpreise, steigende Nachfrage der Kunden nach mehr Datenvolumen und besserer Netzqualität, sich abschwächender Regulierungsdruck in Europa, weitere Vermögensverkäufe können dazu beitragen, die Schuldensituation zu entschärfen sowie ein erfreuliches Deutschlandgeschäft und eine anhaltende Erholung in Spanien.
Risiken befürchtet er dagegen bei den Vorgaben der Regulierungsbehörden in den für Telefonica wichtigen Märkten (zum Beispiel Reduzierung der Terminierungsentgelte, Reduzierung der Roamingentgelte, Netzanforderungen), einer nachlassende Wachstumsdynamik in Lateinamerika, einem verstärkten Wettbewerbs- und Preisdruck im Mobilfunkgeschäft, Sonderbelastungen, der ständigen Bedrohung des Geschäftsmodells durch Technologiekonzerne wie Google oder Facebook. Außerdem erwähnt er kritisch Länder- und Währungsrisiken (vor allem in Lateinamerika und Großbritannien).
Charttechnik
Ihre beste Zeit hatte die Aktie von Telefonica während der TMT-Hausse. Weil diese im Jahr 2000 platzte, liegt diese Zeit aber schon lange zurück. Seitdem befindet sich der Titel kursmäßig zumeist im Rückwärtsgang. Als Konsequenz daraus präsentiert sich das Chartbild zumindest aus Sicht von Bullen wenig prickelnd. Denn der langfristige Abwärtstrend ist leider nach wie vor intakt.
Profil
Telefonica ist eines der weltweit führenden Unternehmen in der Telekommunikationsbranche und Marktführer in Spanien und Portugal. Dabei bietet Telefonica neben dem Betrieb von Telekommunikationsinfrastruktur integrierte Kommunikationslösungen an. Das operative Geschäft ist in die zwei Kerngeschäftsfelder Europa (Deutschland, Spanien, Großbritannien) und Lateinamerika (vor allem Brasilien) unterteilt.
Auf Seite sechs: Ericsson
Ericsson
(WKN: 850001)Mit Abstand am lukrativsten wäre unter den Kaufempfehlungen für europäische Aktien von Independent Research jene für Ericsson. Denn wenn hier die Rechnung mit dem Kursziel von 74,00 schwedischen Kronen aufginge, wäre das gleichbedeutend mit einem Anstieg von fast 50 Prozent für die Anteilsscheine des schwedischen Telekommunikationsausrüsters.
Bis jetzt wurde die Notiz aber immer wieder durch unzureichende Geschäftsergebnisse zurückgehalten. Das war aber zuletzt nicht anders, als auch nach Einschätzung von Independent Research erneut sehr enttäuschend ausgefallene Zahlen für das zweite Quartal 2017 präsentiert wurden. Zudem kündigte das Unternehmen damals höherer Sonderbelastungen für das Gesamtjahr an, was den Aktienkurs einbrechen ließ.
Neben dem stärker als erwarteten Umsatzrückgang von 7,7 Prozent im Jahresvergleich wurden laut Independent Research auch auf der Ergebnisebene die Erwartungen verfehlt (beispielsweise Nettoverlust von 1,0 (Vorjahr: +1,6; Prognose von Independent Research: +0,5; Marktkonsens: -0,7) Milliarden Kronen. Ericsson wollen den eigenen Angaben zufolge den Sparkurs daher noch einmal verschärfen.
Bis Mitte 2018 sollen demnach die jährlichen Kosten um mindestens zehn Milliarden Kronen sinken. Zudem warnte das Unternehmen, dass die Restrukturierungskosten in 2017 "am höheren Ende" der bisher in Aussicht gestellten Spanne von sechs bis acht Milliarden Kronen liegen könnten. Zusätzlich könnten weitere Schwierigkeiten bei Projekten die Ergebnisse in den kommenden zwölf Monaten mit drei bis fünf Milliarden Kronen belasten.
Independent Research beließ das Kursziel dennoch bei unveränderten 74,00 Kronen. Zur Begründung hieß es, die Bewertung sei nach wie vor attraktiv (für 2018 wird mit einem Gewinn je Aktie von 2,71 Kronen gerechnet) und die langfristigen Wachstumsperspektiven positiv. Gleichzeitig hieß es aber, einen deutlichen Auftrieb werde Ericsson aber wohl erst ab 2020 mit der Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G erfahren. Aktuell biete aber die laufende Umstrukturierung noch genügend Aufwärtspotenzial.
Als Stärken stellt man allgemein die weltweite Marktführerschaft im Markt für Telekommunikationsausrüstung (Mobilfunknetze) heraus, die regionale Diversifikation (unter anderem Engagement in wachstumsstarken Schwellenländern), den hohen Cash Flow und die gute Bilanzstruktur.
Als Schwächen beurteilt man, dass der Markt für Telekommunikationsausrüstung nach wie vor sehr wettbewerbsintensiv ist, insbesondere auf Grund der Konkurrenz durch asiatische Anbieter wie vor allem Huawei und die Neuausrichtung von Nokia auf das Stammgeschäft von Ericsson, dem mobilen Breitband. Zudem sei die Abhängigkeit von der Wechselkursentwicklung hoch.
Charttechnik
Mit der Aktie von Ericsson war in den vergangenen Jahren wahrlich kein Staat zu machen. Zumindest nicht nur Langfristanleger, denn die dürften an den häufigen Richtungswechsel zu knabbern gehabt haben. Außerdem ist langfristig unter dem Strich noch ein Abwärtstrend intakt. Die Hoffnung für Optimisten besteht hier nun darin, dass sich im Bereich einer bis 43,50 schwedischen Kronen reichenden Unterstützungszone ein doppelter Boden herausbildet.
Profil
Ericsson, mit Hauptsitz in Stockholm, liefert Netzbetreibern und Dienste-Anbietern Lösungen für Mobilfunknetze, Breitband-Multiservice-Netze sowie Netzzugänge. Der Konzern ist hier führend beim 2G-, 3G- sowie beim neuen 4G-Mobilfunkstandard. Das Leistungsspektrum umfasst neben der Netzwerk-Infrastruktur, Anschlusseinrichtungen, Endgeräte, Anwendungen sowie Serviceleistungen.