Es sieht nach Kontinuität aus. Auch wenn das offizielle Ergebnis erst Ende Mai bekannt gegeben wird, bleibt Joko Widodo, inzwischen 57 Jahre alt, wohl Präsident Indonesiens. Laut Wahlprognosen liegt er zehn Prozentpunkte vor seinem Herausforderer Prabowo Subianto.
Vor fünf Jahren wurde Widodo Staatschef. Seither hat er zwar nicht alle Erwartungen erfüllt, er ist und bleibt aber Hoffnungsträger der liberalen Kräfte im Land. Indonesien ist die größte Volkswirtschaft Südostasiens. Und das Potenzial ist enorm: ein riesiger Binnenmarkt mit 264 Millionen Konsumenten (jeder Zweite davon unter 30 Jahre alt), eine stetig wachsende Mittelschicht (bis 2020 sollen es 140 Millionen sein), zahlreiche Bodenschätze. Laut Schätzungen könnte das Land in 30 Jahren die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt sein.
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Eines der "Fragilen Fünf"
Allerdings behindert so manches den Aufstieg. Das 6000 Inseln zählende Land gehört zu den "Fragilen Fünf" unter den Schwellenländern (neben Brasilien, der Türkei, Indien und Südafrika). Hauptproblem sind die hohen Leistungsbilanzdefizite, was Indonesien von ausländischem Kapital abhängig macht. Mit dem Nebeneffekt, dass jede Änderung der US-Zinspolitik auch in Jakarta und am Wechselkurs der Landeswährung Rupiah zu spüren ist. Positiv wie negativ.
Dazu kommen Probleme aufgrund des wachsenden Einflusses fundamentalistischer Kräfte, etwa durch die Gründung wahhabitischer Moscheen mit Geld aus Saudi-Arabien. Widodo, Heavy-Metal-Fan und einst erfolgreicher Unternehmer in der Möbelbranche, kann damit nicht viel anfangen. Trotzdem muss er - damit es ruhig bleibt im Land - Kompromisse eingehen. Passend dazu hat er den Geistlichen Ma’ruf Amin zu seinem Vize gemacht, obwohl dieser neben Homosexualität auch Yoga per Fatwa zur Sünde erklärt hat.
Ebenfalls hinderlich für den Aufstieg des Landes ist die mangelnde Infrastruktur - vor allem außerhalb der Hauptinsel Java. Indonesien verfügt nur über ein Drittel der Infrastruktur, die es im Schnitt in anderen Schwellenländern gibt. Um diese Lücke zu schließen, wären Investitionen von 1,5 Billionen Dollar nötig.
Immerhin ist ein Anfang gemacht. Im März wurde die erste U-Bahn-Strecke in der Hauptstadt Jakarta eingeweiht. Die Trasse gehört zur "Infrastrukturoffensive", die Widodo zu Beginn seiner ersten Amtszeit angekündigt hatte. Straßen, Brücken, Häfen, Kraftwerke - die Liste ist lang. Immerhin: Widodo hat die Ausgaben deutlich erhöht, an vielen Stellen im Land wird gebaut.
Ein Grund dafür, dass es dennoch nur langsam vorangeht, ist sicher auch, dass das Land immer wieder unter Naturkatastrophen leidet und man kaum nachkommt mit dem Aufräumen der Trümmer nach Tsunamis, Erdbeben und Überflutungen. Ein weiteres Hindernis ist die Korruption und die überbordende Bürokratie. Und schließlich liegt es auch an der traditionell schwachen Rupiah, die das Bedienen ausländischer Darlehen mit der Zeit immer teurer macht. Positiv: Weil die US-Notenbank nun wohl doch nicht weiter die Zinsen erhöht, hat der Druck auf die Rupiah nachgelassen. Gut für Anleger.
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Große Digitalisierungspläne
Denn trotz aller Schwierigkeiten ist das Wachstum mit jährlich rund fünf Prozent gut. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich auch verbessert: In Sachen Wettbewerbsfähigkeit kletterte man auf einer Weltbank-Liste von Rang 120 auf Platz 73. Und der Präsident hat große Pläne: Bis 2021 sollen 1000 Tech-Start-ups in Jakarta entstehen mit einem Unternehmenswert von zehn Milliarden Dollar. Indonesien soll wichtigster Digitalakteur in der südostasiatischen Region werden. Vielleicht hilft das der Börse auf die Sprünge. Obwohl der Leitindex IDX nicht allzu weit vom Allzeithoch entfernt ist, hat man wegen der Rupiah-Schwäche als Euroanleger in den zurückliegenden Jahren nicht viel Geld mit indonesischen Aktien verdienen können. Mit der Wiederwahl Widodos und dank des Zinsstopps in den USA könnte sich das jetzt ändern.
Weil indonesische Aktien in Deutschland aber nur wenig - und meist mit großem Spread - gehandelt werden, legt man besser in einen ETF an oder alternativ in einen Fonds, der auf alle Staaten des südostasiatischen Wirtschaftsverbunds der ASEAN-Staaten setzt. Der Fidelity ASEAN beispielsweise hat Aktien aus Indonesien mit einem Anteil von gut 28 Prozent am höchsten gewichtet. Dazu kommen noch überwiegend Aktien aus Thailand und Singapur mit einem Anteil von jeweils 24 Prozent sowie Malaysia mit etwa zwölf Prozent.
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Indonesien auf einen Blick