Der Dax ist seit März 2020 wie viele andere Aktienindizes weltweit bekanntlich sehr stark gestiegen. Zuletzt ist dem deutschen Leitindex beim Gipfelsturm ab etwas die Puste ausgegangen und seit einigen Wochen ist dadurch eine Konsolidierung zu konstatieren. In dieser Woche gibt es dabei ein Tauziehen um die runde Marke von 15.000 Punkten.

Laut NordLB litt die Stimmung an den internationalen Aktienmärkten am Dienstag vor allem unter den Kommentaren der US-Finanzministerin Janet Yellen. Diese hatte in einem Presseinterview auf die Gefahr einer Überhitzung der Wirtschaft der Vereinigten Staaten hingewiesen und in diesem Kontext auch auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, dass das Zinsniveau in den USA unter Umständen etwas steigen müssen könnte.

Auch wenn viele Marktteilnehmer Janet Yellens Bedenken bezüglich einer vielleicht schon gefährlichen Stärke der US-Ökonomie grundsätzlich zu teilen schienen, hätten die neuen Signale aus Washington bei den Anlegern zu einer spürbaren Erhöhung der Nervosität geführt. In Verbindung mit steigenden Sorgen bezüglich einer möglichen Verschärfung des Konflikts zwischen China und Taiwan ist es gemäß dem Analysten Tobias Basse entsprechend zu Gewinnmitnahmen gekommen.

Janet Yellen habe ihre Kommentare inzwischen aber bereits wieder relativiert und betont, sie würde der US-Notenbank natürlich keine Vorschläge machen oder Leitzinsanhebungen prognostizieren. Dennoch werden sich die Finanzmärkte nach Einschätzung von Basse an den Gedanken gewöhnen müssen, dass die Renditen in den USA perspektivisch ceteris paribus wohl eher höher als niedriger sein werden.

Das niedrige Zinsniveau spiele in der Tat eine große Rolle bei der Erklärung des aktuellen Bewertungsniveaus an den globalen Aktienmärkten. Der Mangel an attraktiven Anlagealternativen habe renditehungrige Investoren fast schon zum Kauf von Dividendenpapieren gezwungen.

Aus einer etwas anderen Perspektive betrachtet seien Zinsen nicht nur eine wichtige Finanzmarktzeitreihe, sondern sozusagen eine Art Preis für die Verschiebung von Finanzmitteln auf der Zeitachse. Nullzinsen führten dazu, dass Zahlungsströme, die in der Zukunft lägen, nicht mehr abdiskontiert werden müssten und blähten somit den heutigen Wert dieser Zahlungen regelrecht auf.

Da die US-Märkte noch immer als weltweite Leitbörsen zu betrachten seien, habe auch das Zinsniveau in den Vereinigten Staaten eine ganz besondere Bedeutung für die Dividendenpapiere in allen anderen Ländern. Entsprechend sollten alle Investoren nun mit besonderem Interesse auf die weiteren Entwicklungen bei der US-Geldpolitik blicken müssen, so die NordLB.

Die Sorgen bezüglich einer möglichen Überhitzung der US-Wirtschaft seien in jedem Fall nicht unbegründet. Die Unternehmensbefragungen in den Vereinigten Staaten zeigten beispielsweise Knappheitsprobleme bei Mikrocontrollern, Stahl und Kupfer klar an. Auch qualifiziertes Personal werde in den USA zunehmend zur Mangelware. Entsprechend würden die Inflationsraten im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zunächst weiter anziehen.

In dem vom der NordLB beobachteten Anlageuniversum gibt es aber dennoch einige deutsche Aktien bei denen man zum Kauf rät. In einigen Fällen ging es jüngst sogar mit dem Anlageurteil und/oder dem Kursziel nach oben. Wir stellen nachfolgend fünf bekannte deutsche Favoriten der NordLB vor, bei denen genau das kürzlich geschehen ist.

EON-Aktie



Beim Versorger EON hat die NordLB im April das Kursziel im Zuge einer bestätigten Kaufempfehlung von 11,00 Euro auf 12,00 Euro angehoben. Bei einer Schlussnotiz am Mittwoch von 10,376 Euro ergibt sich daraus theoretisch bei dem DAX-Vertreter ein Aufwärtspotenzial von 15,65 Prozent.

Die geschätzte Dividendenreihe für die Jahre 2020 bis 2022 gestaltet sich je Aktie wie folgt: 0,47 Euro. 0,49 Euro und 0,51 Euro. Das heißt, für 2020 winkt zum Ex-Tag 20. Mai auch noch eine Dividendenrendite von 4,5 Prozent. Die Prognosen zum Gewinn je Aktie betragen für das laufende und für das kommende Jahr 0,70 Euro bzw. 0,78 Euro. Auf letztgenannter Basis ergibt sich damit ein geschätztes KGV von 13,3.

Laut dem zuständigen Analysten Holger Fechner profitierte EON im Geschäftsjahr 2020 von der Einbeziehung der Innogy-Aktivitäten. Zwar sei der Energiekonzern trotz des relativ unabhängigen Geschäftsmodells von den Coronavirus-Folgen belastet worden. Doch sei die Erholung der Märkte schneller erfolgt als erwartet, und der zuletzt angepasste Ausblick für 2020 sei erreicht worden.

Die Übernahme von Innogy habe vollständig abgeschlossen werden können. Die bestehenden Mittelfrist- und Dividendenziele seien bis 2023 erweitert worden und untermauerten die erwartet gute Entwicklung. Vor diesem Hintergrund sei das wie zuvor erwähnt erhöhte Kursziel zu sehen.

Ausgehend von den positiven Entwicklungen bei der Integration von Innogy, in der Kernenergie und in Großbritannien, erwarte der Vorstand im laufenden Jahr konkret ein bereinigtes EBIT zwischen 3,8 und 4,0 Milliarden Euro. sowie einen bereinigten Konzernüberschuss zwischen 1,7 und 1,9 Milliarden Euro.

Zwischen 2021 und 2023 solle das Ergebnis auf EBITDA-Ebene im Durchschnitt pro Jahr um zwei bis drei Prozent sowie beim EBIT um acht bis zehn Prozent wachsen. Grundlage dafür solle - unterstützt durch die erzielten Synergien - insbesondere ein spürbares Ergebniswachstum im Kerngeschäft von elf bis dreizehn Prozent sein, das die rückläufigen Ergebnisse aus der deutschen Kernenergie mehr als ausgleichen solle.

Auf Basis des "starken" operativen Geschäfts dürfte die "verlässliche Dividendenpolitik" fortgesetzt werden. Bis 2023 soll die Dividende laut dem Unternehmen jährlich um bis zu fünf Prozent wachsen. Auch danach werde eine jährliche Steigerung der Dividende angestrebt. Durch eine unverändert "hohe Finanzdisziplin" solle weiterhin das BBB/Baa2-Rating gestärkt werden. Die Leistung des Managements solle künftig noch stärker an überprüfbare Nachhaltigkeitsziele durch konkrete Ziele für Treibhausgasreduzierung, Mitarbeitersicherheit und Vielfalt gebunden werden.



Klöckner-Aktie



Sehr deutlich von 10,50 Euro auf 13,00 Euro hat die NordLB im Vormonat das Kursziel bei den Aktien von Klöckner angehoben. Obwohl die Anteilsscheine des im SDAX vertretenen Stahl- und Metallhändlers bereits stark gestiegen sind, lässt diese Vorgabe gemessen an der Schlussnotiz vom Mittwoch von 11,29 Prozent noch immer gut 15 Prozent Luft nach oben.

Eine Dividende gibt es hier für das abgelaufene Geschäftsjahr zwar nicht, aber die NordLB geht davon aus, dass für 2021 die Dividendenzahlung wieder aufgenommen wird. Konkret rechnet man mit einer Zahlung von 0,22 Euro je Aktie. Für 2022 sollen dann 0.24 Euro fließen. Die Schätzungen zum Gewinn je Aktie in diesem und im kommenden Jahr gestalten sich wie folgt: 0,74 Euro und 0,81 Euro. Das heißt, auf letztgenannter Basis beträgt das KGV geschätzte 13,9.

Wie es zur bestehenden Kaufempfehlung weiter heißt, litt das Unternehmen im Vorjahr erwartungsgemäß beim Absatz und Umsatz weiter unter den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Dennoch habe in den letzten beiden Quartalen das EBITDA gegenüber Vorjahr wieder gesteigert werden können. Trotz unverändert hoher Unsicherheit sei der zuletzt erhöhte Ausblick zum ersten Quartal 2021 bestätigt worden.

Konkret sei für diesen Zeitraum bereits ein außergewöhnlich hohes operatives Ergebnis (EBITDA) vor wesentlichen Sondereffekten in der Spanne von 110 bis 130 Millionen Euro (erstes Quartal 2020: 21 Millionen Euro) im Rahmen der Veröffentlichung der vorläufigen Geschäftszahlen für 2020 als Zielgröße publiziert worden. Ursprünglich sei ein gegenüber dem Vorjahresquartal lediglich "deutlich verbessertes operatives Ergebnis vor wesentlichen Sondereffekten" prognostiziert worden.

Auch die Gesamtprognose für das Geschäftsjahr 2021 sei vor dem Hintergrund der Erfolge des trotz der Covid-Krise weiter umgesetzten Transformationsprojekts "Surtsey" positiv ausgefallen. Mittel- bis langfristig biete die Ausrichtung auf höhermargige Nischenprodukte sowie die Digitalisierungsinitiativen dem Konzern weiterhin deutliches Wachstumspotential.



Airbus-Aktie



In dieser Woche hat die NordLB im Rahmen einer bekräftigten Kaufempfehlung das Kursziel für die Aktien von Airbus von 110,00 Euro auf 115,00 Euro nach oben geschraubt. Das heißt, verglichen mit dem Schlusskurs von 96,70 Euro am Mittwoch traut man dem im MDAX enthaltenen Flugzeugbauer einen Anstieg von fast 19 Prozent zu.

Wie bei Klöckner müssen die Aktionäre auch hier für das Geschäftsjahr 2020 auf eine Dividende verzichten. Laut NordLB-Schätzungen kommt es für das laufende und für das kommende Geschäftsjahr aber wieder zu Zahlungen von 0,50 Euro bzw. von 1,60 Euro je Aktie. Die Prognosen zum Ergebnis je Aktie sehen nach einem Verlust im Vorjahr zudem für 2021 und 2022 Werte von 1,48 Euro bzw. von 4,56 Euro vor. Auf letztgenannte Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 21,2.

Angesichts der pandemischen Gesamtsituation hat Airbus laut dem zuständigen Analysten Wolfgang Donie einen positiven Jahresstart gezeigt (die Gesellschaft erzielte da ein positives Konzernergebnis). Auch wenn das Erreichen des Vorkrisenniveaus noch einige Jahre dauern werde, dürfte Airbus an einer beginnenden Markterholung durch die starke Position im Bereich der Kurz- und Mittelstreckenjets recht früh partizipieren. Es gilt, diesen Vorteil gegenüber dem Hauptwettbewerber Boeing umzusetzen. Mit krisenbedingten Auftragsstornos sei aber weiterhin zu rechnen.

Der im Februar vorgestellte Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2021 sei vom Management bestätigt worden. Hiernach strebe das Unternehmen bei den Verkehrsflugzeugen mindestens die gleiche Auslieferungszahl wie in 2020 an. Das Mindestziel für das angepasste EBIT ist zwei Milliarden Euro und für den freien Cashflow vor M&A sowie Kundenfinanzierungen ein ausgeglichener Wert.

Management-Prioritäten blieben die enge Steuerung von Auslieferungen und Orderbuch und die Finalisierung des Restrukturierungsprogramms, die Vorbereitung des industriellen Ökosystems für eine Markterholung, die Transformation der industriellen Wertschöpfungskette bei zivilen Verkehrsflugzeugen und das Erreichen einer führenden Rolle in der Entwicklung eines nachhaltigen Luftverkehrs. Gewinnentwicklung und Cash-Generierung stünden über das Jahr 2021 hinaus ebenfalls im Unternehmensfokus.



Deutsche Post-Aktie



Zur Mitte dieser Woche hat die NordLB bei den Aktien der Deutschen Post das Kursziel von 55,00 Euro auf 60,00 Euro nach oben gesetzt. Da die Anteilsscheine des DAX-Konzerns am Mittwoch mit 50,88 Euro aus dem Handel gingen, winkt damit ein Plus von fast 18 Prozent für den Fall, dass die Rechnung aufgeht.

Zu sehen ist das gleichzeitig bestätigte Kaufvotum vor dem Hintergrund einer beeindruckenden Stärke des Bonner Logistikkonzerns, der im ersten Quartal 2021 von der konjunkturellen Dynamik des Welthandels und dem boomenden Online-Geschäft profitiert habe, wie die dazu vorgelegten Zahlen gezeigt hätten.

Den Gewinn je Aktie sieht der verantwortliche Analyst Volker Sack in diesem Jahr bei 3,49 Euro und im kommenden Jahr bei 3,70 Euro je Aktie, nachdem im Vorjahr 2,41 Euro herausgesprungen sind. Das geschätzte KGV für das nächste Jahr beträgt somit 13,75. Bei der Dividende kalkuliert er für die Geschäftsjahre 2021 und 2022 mit Zahlungen von 1,60 Euro bzw. von 1,70, nach 1,35 Euro für 2020.

Die Deutsche Post befindet sich nach Einschätzung von Sack aktuell auf einem beispiellosen Wachstumspfad. Die Corona-Krise mit den anfänglichen Störungen der Lieferketten während der Lockdownphasen zu Pandemiebeginn scheine nahezu abgehakt zu sein. Der Motor der Weltwirtschaft komme mehr und mehr in Schwung, der Trend zur Digitalisierung und damit auch zum Online-Handel sei durch Covid-19 signifikant beschleunigt worden, wovon die Deutsche Post profitiere.

Die eben erfolgte erneute Anhebung des Ausblicks durch den Vorstand erscheine folgerichtig, wenngleich sich die Wachstumsdynamik in den Jahren nach 2021 abschwächen könnte. Zudem könnte Amazon als Konkurrent im deutschen Markt zukünftig stärker wahrgenommen werden, was vor allem die P&P-Sparte betreffen dürfte. Das ändere aber nicht an der bestehenden Kaufempfehlung.

Laut der neuen Geschäftsprognose plant das Management für die Jahre 2021/2023 nun mit deutlich erhöhten Zielwerten beim EBIT, so Sack: Der Vorstand erwarte jetzt für 2021 ein EBIT im Bereich von mehr als 6,7 Milliarden Euro (+20 Prozent gegenüber dem bisherigen Zielwert von mehr als 5,6 Milliarden Euro), wobei die DHL-Sparten mehr als 5,4 Milliarden Euro (bisher: um 4,5 Milliarden Euro) und die P&P Germany 1,7 Milliarden Euro (bisher: 1,6 Milliarden Euro) beitragen sollen.

Für 2023 werde ein EBIT von mehr als sieben Milliarden Euro (+16,6 Prozent; bisher: mehr als sechs Milliarden Euro) angepeilt. Zwar hae er bereits vor vier Wochen die Schätzungen angehoben, er sei dabei aber offensichtlich zu konservativ vorgegangen, wie sich nun herausgestellt habe. Insofern hat Sacke seine Prognosen für 2021 und die folgenden Jahre überarbeitet und noch einmal entsprechend kräftig erhöht.



Infineon-Aktie



Bei den Aktien von Infineon hat die NordLB an diesem Mittwoch das Kursziel spürbar von 31,00 Euro auf 38,00 Euro nach oben geschraubt und gleichzeitig das Anlageurteil von Halten auf Kaufen gedreht. Da das DAX-Mitglied den Xetra-Handel zur Wochenmitte mit 32,25 Euro beendete, erhofft man sich somit ein Kursplus von knapp 18 Prozent.

Hinzu kommen auch noch Dividenden, wobei diese prozentual betrachtet allerdings nicht zu hoch ausfallen dürften. Die Kalkulation in Sachen Ausschüttung für die Geschäftsjahre 2020/21 und 2021/22 betragen jedenfalls 0,25 Euro und 0,29 Euro, nach 0,22 Euro für 2019/20. Den Gewinn je Aktie sieht die NordLB im laufenden Jahr bei 0,88 Euro und im kommenden Jahr bei 0,97 Euro, nach 0,29 Euro im Vorjahr. Für 2021/22 errechnet sich daraus ein geschätztes KGV von gut 33.

Im Rahmen einer sehr dynamischen Branchenentwicklung mit intakten Langfristtrends entwickle sich auch Infineon dynamisch. Die in Umsetzung befindlichen Kapazitätsmaßnahmen dürften bei dem deutschen Halbleiterhersteller diesen Trend verstärken, wobei die knappen Ressourcen auch die Margenentwicklung beflügeln dürften.

Wie es zum aktuellen Geschäft weiter heißt, übersteigt den meisten Anwendungsfeldern die Nachfrage weiter das Angebot. Infineon produziere daher auf Hochtouren und investiere in Kapazitätsausweitungen. Engpässe ergäben sich derzeit insbesondere dort, wo Chips von Auftragsfertigern bezogen würden, insbesondere bei IoT-Produkten und Microcontrollern im Automotive-Bereich.

Aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung im 1. Geschäftshalbjahr 2020/21 und der dynamischen Entwicklung des Halbleitermarktes habe Infineon trotz begrenzter Kapazitäten insbesondere bei den Auftragsfertigern erneut leicht die Prognose für das aktuelle Geschäftsjahr erhöht. Auf Basis einer unveränderten EUR/USD-Wechselkurs-Annahme von 1,20 werde nun ein Umsatz von 11,0 Milliarden Euro, plus/minus drei Prozent (zuvor: 10,8 Milliarden Euro, plus/minus fünf Prozent) und eine Segmentergebnismarge von 18,0 Prozent (zuvor: 17,5 Prozent) in Aussicht gestellt. Der freie Cashflow solle mehr als 1,2 Milliarden Euro (zuvor: mehr als 800 Millionen Euro) erreichen.

Für das 3. Quartal habe das Management einen Umsatz zwischen 2,6 Milliarden und 2,9 Milliarden Euro und eine Segmentergebnismarge von 18 Prozent in Aussicht gestellt. Während für das dritte Quartal bei CSS ein leichter Umsatzrückgang erwartet werde, dürfte der Umsatz bei ATV und PSS leicht und bei IPC im hohen einstelligen Prozentbereich steigen.