Infineon-Aktie: Konzern lässt Hoffnung auf Großübernahme in USA fahren
· Börse Online RedaktionDiese seien "von größerer Tragweite" gewesen, als Infineon erwartet habe, sagte der für Zukäufe zuständige Vorstand Helmut Gassel.
Die Münchner halten es demnach nicht für wahrscheinlich, dass sie die Vorbehalte der US-Behörde CFIUS ausräumen und den 850-Millionen-Dollar-Deal retten können. Infineon-Vorstand und Aktionäre äußerten sich enttäuscht.
"Wolfspeed hätte uns einen deutlichen Sprung nach vorne machen lassen", sagte Infineon-Chef Ploss. Die Bayern wollten mit Hilfe der Amerikaner ihre Expertise bei neuen Halbleitermaterialien wie Siliziumkarbid und Galliumnitrid stärken; bislang wird für die Chipproduktion hauptsächlich Silizium verwendet. Wolfspeed hätte etwa beim Bau kleinerer und effizienterer Ladegeräte für Elektroautos helfen, Infineon so seine Position als Zulieferer für die Pkw-Branche und für den Mobilfunkstandard 5G stärken können. Der Zukauf hätte bei Infineon für Beschleunigung gesorgt, sagte Ploss. Grundsätzlich verfüge sein Haus aber selbst über die technologische Kompetenz für die Weiterentwicklung von Chips aus Silizium und für Verbindungshalbleiter aus Siliziumkarbid und Galliumnitrid.
Die Bayern waren in der vergangenen Woche vom Widerstand aus den USA kalt erwischt worden. CFIUS, der Genehmigungsausschuss der US-Regierung, hatte Infineon und der Wolfspeed-Mutter Cree mitgeteilt, dass der Kauf ein Risiko für die nationale Sicherheit der USA darstelle. Vorstandsmitglied Gassel sagte, man halte es für nicht sehr wahrscheinlich, dass man die Bedenken ausräumen und so den Deal retten könne. Infineon ist laut Konzernchef Ploss aber noch mit der Behörde im Dialog.
"Das war jetzt keine gute Nachricht mit Wolfspeed", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sprach von "grauen Wolken". Infineon habe als erstes großes deutsches Unternehmen Probleme in den USA mit einer Übernahme bekommen.
Im Dezember hatte der chinesische Investor Fujian Grand Chip Investment den Kauf des deutschen Chipanlagenbauers Aixtron abgeblasen, nachdem die US-Regierung - damals noch unter Präsident Barack Obama - dazwischengefunkt hatte. Die Sicherheitsbehörden hatten Bedenken, da China militärischer Rivale der beiden Nato-Staaten USA und Deutschland ist. Der Roboterbauer Kuka verkaufte auf dem Weg zur Übernahme durch den chinesischen Hausgeräte-Hersteller Midea seine Rüstungsaktivitäten in den Vereinigten Staaten an eine amerikanische Firma - auf Geheiß der US-Behörden.
Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer warb kürzlich mit dem Versprechen von Milliardeninvestitionen und neuen Jobs in den USA für die geplante Fusion mit dem amerikanischen Saatgutriesen Monsanto. Die Konzerne sind bei der 66 Milliarden Dollar schweren Transaktion unter anderem auf das Wohlwollen der dortigen Aufsichtsbehörden angewiesen. Der US-Chiphersteller Qualcomm wiederum braucht für die angekündigte Übernahme des niederländischen Rivalen NXP den Segen der EU.
rtr