Der DAX-Wert Munich Re befindet sich bereits seit einigen Wochen auf Talfahrt und hat seine seit dem Jahreswechsel verbuchten Kursgewinne mittlerweile komplett abgegeben. Aktuell weist der weltgrößte Rückversicherer sogar ein Minus von fast zwei Prozent aus. Die ausgewiesenen jüngsten Insiderkäufe sollten Anleger allerdings nicht als Vertrauensbeweis interpretieren, handelt es sich doch lediglich um die variable Vergütung der Vorstände. Alle neun Unternehmenslenker aus dem Vorstand durften sich mit Blick auf diese zusätzlich Gehaltskomponente über einen Gesamtbetrag in Höhe von mehr als 750.000 Euro freuen.
Doch die Unterschiede waren enorm. Während die für Europa und Lateinamerika zuständige Giuseppina Albo lediglich 50 Aktien im Gegenwert von 8.304 Euro erhielt, durften sich ihre männlichen Vorstandskollegen über erheblich höhere Zuwendungen freuen. Vorstandschef Nikolaus von Bomhard bekam 963 Aktien (159.941 Euro), während Jörg Schneider (700 Aktien) und Torsten Jeworrek (785 Aktien) auf einen zum Kaufzeitpunkt maßgeblichen Gegenwert im mehr als fünfstelligen Bereich kamen.
Da es sich dabei um die erste von drei Tranchen gehandelt, könnte es beim nächsten Mal mehr geben. Aber nur, falls es den Vorständen gelingen sollte, Unternehmen und Aktienkurs voranzubringen. Der Blick auf den Chart macht da allerdings wenig Hoffnung, schließlich generierte dieser Ende Mai mit dem Rutsch unter die 200-Tage-Linie ein klares Verkaufssignal.
Auf Seite 2: Insiderverkauf bei Infineon
In der Halbleiterbranche herrscht derzeit ein regelrechtes Übernahmefieber. Nach der 37 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Broadcom durch Avago Technologies, möchte Intel den Chipentwickler Altera für fast 17 Milliarden Dollar übernehmen.
Von dieser Entwicklung profitierte auch die Infineon-Aktie und erzielte seit dem Jahreswechsel einen Kursgewinn von über 30 Prozent. Arunjai Mittal, der bei Infineon für die Bereiche Regionen, Vertrieb, Marketing, Strategieentwicklung sowie Mergers & Acquisitions (M&A) zuständige Vorstand verkaufte am 2. Juni 21.598 Aktien im Transaktionsvolumen von fast 258.000 Euro. Allein aus diesem Grund müssen sich die Infineon-Aktionäre allerdings keine Sorgen machen. Ein Unternehmenssprecher wies nämlich darauf hin, dass der gemeldete Verkauf lediglich erfolgt sei, um die Kosten für den Erwerb von Aktien aus einem größeren Posten ausgeübter Aktienoptionen zu decken, und nicht, um Gewinne aus bestehenden Aktienpositionen zu realisieren. Tatsächlich halte Infineon-Vorstand Mittal heute mehr Infineon-Aktien als vor der Ausübung der Optionen und dem damit einhergehenden Aktienverkauf.
Seit Herbst vergangenen Jahres kletterte der DAX-Wert in der Spitze von sieben auf zeitweise mehr als zwölf Euro. Angesichts einer solch starken Performance ist die Gefahr einer technischen Korrektur nicht von der Hand zu weisen.
Auf Seite 3: Insiderkäufe bei Deutsche Euroshop
Obwohl die Deutsche Euroshop für das erste Quartal ein Umsatz- und Ergebnisplus gemeldet, die Prognose für 2015 bestätigt und eine Dividendenerhöhung auf 1,35 Euro in Aussicht gestellt hat, tendierte die Aktie des Betreibers von Shopping-Centern deutlich nach unten. Anleger hatten offensichtlich mehr erwartet. Deutlich gestiegenen Zinsen dürften die Stimmung der Börsianer höchstwahrscheinlich ebenfalls belastet haben.
Im Vorstand des Unternehmens herrschte dennoch Kauflaune. So gab es im Juni Insiderkäufe von insgesamt 7.000 Aktien im Volumen von fast 300.000 Euro zu vermelden. Diese waren zu einem Siebtel dem Vorstandschef Claus-Matthias Böge zuzurechnen, der 1.000 Aktien im Gegenwert von 41.700 erwarb. Der überwiegende Rest war dem Aufsichtsratsmitglied Thomas Armbrust bzw. dessen Familienangehörigen zuzuordnen. Charttechnisch orientierte Investoren dürften trotz des Vertrauensbeweises der beiden Unternehmensinsider von dem Titel aber wenig begeistert sein.
Begründung: Anfang Juni kam bei der Immobilienaktie einiges zusammen und trübte die charttechnischen Perspektiven erheblich ein. Nach dem Verletzen der 100-Tage-Linie rutschte der Titel nämlich unter eine wichtige Unterstützung und bewegt sich nun - ohne die Existenz stabilisierender Haltezonen - in Riesenschritten auf die 200-Tage-Linie zu. Ihr Unterschreiten könnte zusätzlichen Verkaufsdruck generieren. Vor diesem Hintergrund zeugen die Kaufentscheidungen der Chefs von großem Mut.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.