Der Markt hatte mit weniger gerechnet. Im ersten Quartal seines gebrochenen Geschäftsjahres (per 30. September) sacken die Verkaufszahlen von Infineon üblicherweise deutlich ab. Dieses Mal aber blieb der Chiphersteller von der für die Monate Oktober bis Dezember typischen Saisonalität weitgehend verschont. Im Vergleich zum Vorquartal ging der Umsatz um nur zwei Prozent auf 1,65 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis fiel um 12 Prozent auf 246 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben mit 161 Millionen Euro 28 Prozent weniger übrig als im Schlussquartal des abgelaufenen Geschäftsjahres 2015/16. Das Ergebnis honorieren die Anleger derzeit mit einem Kursplus von rund 1,8 Prozent. Der Konzern ist damit aktuell der stärkste Wert im Dax.

Grund für die vergleichsweise nur leicht rückläufigen Zahlen ist das Automobilgeschäft. Während die Münchner in allen anderen Sparten weniger verkauften, stieg der Absatz von Chips für Fahrassistenzsysteme und die Stromsteuerung in Hybrid- und Elektrofahrzeugen um zwei Prozent an. Weil die Sparte mit einem Quartalsumsatz von aktuell 705 Millionen Euro für rund 43 Prozent aller Einnahmen und fast die Hälfte des operativen Gewinns steht reichte das kleine Plus, um die Rückgänge in den anderen Bereichen weitgehend zu kompensieren. Infineon selbst bescheinigt sich für den Markt mit Auto-Chips das am breitesten aufgestellte Produktportfolio uns zählt in allen Bereichen zu den größten fünf Anbietern der Welt. Damit ist der Chiphersteller laut DZ-Bank Analyst Harald Schnitzer in den am stärksten wachsenden Halbleitersegmenten vertreten.

Bereits heute werden in einem herkömmlichen Pkw Chips im Wert von 330 Dollar verbaut. Doch weil für Elektro- und selbstfahrende Autos deutlich mehr Sensoren und elektrische Steuerungen gebraucht werden, soll der Wert in Zukunft deutlich steigen. "Wir rechnen damit, dass für ein autonomes Auto noch einmal 500 bis 700 Dollar on top kommen. Das kann in Einzelfällen je nach Fahrzeug bis 1000 Dollar hochgehen", sagt Infineon-Vorstandschef Reinhard Ploss.

Doch die Branche wächst nicht nur in der Nische. Nachdem in den vergangenen Jahren Überkapazitäten und sinkende Preise das Leben der Chiphersteller erschwerten, wächst auch der Gesamtmarkt wieder. Laut dem Marktforscher Gartner gelang der Branche im vergangenen Jahr mit einem Plus von 1,5 Prozent das Comeback. Dabei zogen die Verkäufe besonders in der zweiten Jahreshälfte wieder an. Laut Gartner soll der Trend auch 2017 anhalten. Die Experten schätzen, dass der Sektor weltweit einen Umsatz von 364 Milliarden Dollar erzielen wird. Ein Plus von 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auch Ploss blickt optimistisch in die Zukunft. Der Konzern rechnet in den drei Monaten bis Ende März mit einem Umsatzplus von bis zu fünf Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Die operative Marge soll dabei stabil bleiben. Der Umsatz könnte aber auch um bis zu zwei Prozent schrumpfen. Beim Blick auf das bis September laufende Geschäftsjahr 2016/17 bestätigte der Konzern seine Prognosen. Beim Umsatz wird demnach weiter ein Anstieg von bis zu etwa sechs Prozent in Aussicht gestellt, aber auch ein Rückgang um zwei Prozent sei weiter möglich. Die operative Marge werde bei voraussichtlich 16 Prozent und damit etwas höher als im Jahr davor ausfallen.

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Einschätzung der Redaktion



Angesichts der Erholung des Chipmarktes insgesamt, einer guten Verfassung der Autobranche und den Wachstumstreibern um E-Mobilität und autonomes fahren, stimmen die Aussichten für Infineon weiter. Für Harald Schnitzer sieht der "bestätigte Ausblick konservativ aus. Infineon sollte am oberen Ende der Guidance letztendlich abschließen können.", so der DZ-Bank Analyst. Auch Börse Online hält den Titel für aussichtsreich und empfiehlt Infineon zum Kauf.

Kursziel: 21,50 Euro
Stoppkurs: 14,00 Euro