Reinhard Ploss muss eine prophetische Ader haben. Nachdem der Infineon-Chef im März die Prognose anhob, erklärte der Manager: "Neben dem nach wie vor sehr starken Automobilgeschäft kommt nun auch die Nachfrage nach unseren Lösungen für Industrieanwendungen, Stromversorgungen und Haushaltsgeräte richtig in Schwung."

Die nun präsentierten Zahlen für April bis Juni zeigen, der Mann hatte Recht. Im dritten Quartal stieg der Umsatz gegenüber dem Vorquartal um 4 Prozent auf 1,83 Milliarden Euro. der Konzerngewinn wiederum sprang mit 338 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel in die Höhe, während die Gewinnmarge 18,5 Prozent erreichte.

Zum Umsatzwachstum trugen insbesondere Leistungshalbleiter aus dem Segment Industrial Power Control (IPC) und Chips für die Steuerung von Stromversorgungen der Sparte Power Management & Multimarket (PMM) bei. Weil es zwischen einzelnen Jahren immer wieder zu saisonalen Nachfrageschwankungen kommt, wird in der Chipindustrie strak auf die Entwicklung von Quartal zu Quartal geachtet.

Grund für die höheren Einnahmen. Im IPC-Geschäft lassen Haushaltsgeräte aber auch der Fotovoltaik, Windenergie sowie Züge und elektrische Antriebe die Nachfrage steigen. Das PMM-Segment wiederum profitiert von einem höheren Bedarf aus den Bereichen der Gleich- und Wechselspannungswandlung. Auch bei mobilen Endgeräten verzeichnete Infineon saisonal höhere Umsätze.

Beide Segmente konnten dank der guten Auftragslage ihre Margen deutlich steigern und den Gewinn sowohl zum Vorquartal wie auch im Vorjahresvergleich deutlich steigern. So sprang das Ergebnis im PPM-Segment mit 129 Millionen Euro gegenüber den Monaten Januar bis März um 42 Prozent nach oben. Zum Vorjahr betrug das Plus sogar 52 Prozent. Die IPC-Sparte steigerte die Erlöse gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres um ein Viertel auf 55 Millionen Euro. Bereits im dritten Quartal 2016 wurde der Gewinn um 24 Prozent verbessert.

Für das Geschäftsjahr 2016/17, das am 30. September endet, bestätigte der Infineon-Chef die Prognose, dabei rechnet der Konzern mit nochmals mehr Gegenwind von der Währungsseite. Für das vierte Quartal kalkulieren die Münchner nach einem Euro-Dollar Wechselkurs von 1,10 Euro nun mit 1,15 Euro. Dennoch soll der Umsatz um acht bis elf Prozent wachsen und die Marge bei 17 Prozent liegen. Wegen des stärkeren Euro erwartet Ploss allerdings, dass der Umsatz von August bis Ende September stagniert.

Die steigende Notierung der europäischen Gemeinschaftswährung war auch der Grund für den sinkenden Umsatz im Automobilbereich. Der Umsatz sank gegenüber dem Vorquartal um zwei Prozent auf 766 Millionen Euro. Die Produktnachfrage entwickelte sich jedoch stabil. Gleichzeitig stieg der Absatz im Bereich Hybrid- und Elektrofahrzeuge im Quartalsvergleich weiter. Auch im Bereich Fahrerassistenzsysteme war die Nachfrage leicht höher als im Vorquartal. Das Segmentergebnis erreichte 120 Millionen Euro nach 131 Millionen Euro im zweiten Quartal.

Das der mit 766 Millionen Euro Umsatz größte Bereich bei Infineon in Zukunft Probleme bekommen wird, müssen Aktionäre trotz eines stärkeren Euro indessen nicht fürchten. "Wir haben in diesem Bereich in neun Monaten fast doppelt soviel Neugeschäft für die kommenden fünf bis zehn Jahre gewinnen können wie im gesamten Geschäftsjahr 2016", erläuterte Konzern-Chef Ploss.

Auf Seite zwei: Einschätzung der Redaktion

Einschätzung der Redaktion



Im vergangenen Jahr wuchs der Automobilhalbleitermarkt laut einer Schätzung der Marktforscher von Strategy Analytics um zehn Prozent erstmals auf ein Volumen von über 30 Milliarden Dollar. Von diesem Wachstum können die Münchner dank ihrer starken Stellung in der Elektromobilität und im autonomen Fahren besonders profitieren.

Dass der Ausblick trotz der schwachen US-Währung bestätigt wurde, zeigt die hohe Wettbewerbsfähigkeit von Infineon. Gleichzeitig deutet der unverändert starke Auftragseingang weiteres Wachstum an. Die Münchner bleiben ein struktureller Kauf

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 25,50 Euro
Stoppkurs: 15,20 Euro