Auf die Drosselung der Wachstumsprognose beim Chipkonzern Infineon, der einen Löwenanteil seines Geschäfts mit der globalen Autoindustrie und ihren Zulieferunternehmen einfährt, waren Anleger vorbereitet. Weltweit drosseln Autohersteller die Fahrzeugproduktion, wichtige Zulieferer der Branche wie Continental oder jüngst Osram und Stabilus haben ihre Prognosen zum Teil deutlich nach unten geschraubt. Bei Infineon fällt die Anpassung aus Sicht von Anlegern moderat aus. Nach der Analystenkonferenz am Dienstag legten die Papiere leicht zu - während etwa die Aktien der stark auf mobile Geräte fokussierten Apple Chip-Zulieferer AMS zweistellige Kursverluste verbuchten. Im abgelaufenen Quartal war der Umsatz bei AMS um gut ein Drittel eingebrochen. Die Aussichten für die österreichische Firma bleiben schwierig.

Die auf langfristige Trends in der Autobranche fokussierte, breit aufgestellte Infineon bleibt indes auf Wachstumskurs. In der bisher geltenden Spanne von neun bis 13 Prozent avisiert der Vorstand für das Geschäftsjahr die untere Grenze der Prognose an.

In China, Leitmarkt für Elektromobilität und später wohl auch für autonomes Fahren, profitiert Infineon überdurchschnittlich von diesen Megatrends. So werden bei den Zulassungen von Autos mit Elektro- und Hybridantrieb in China auch 2019 hohe zweistellige Wachstumsraten erwartet. Auch weltweit bleiben Trends wie Alternative Antriebe, teil-autonomes Fahren und die Verbreitung von sensor- und radargestützten Assistenzsystem stark. Die Nachfrage bei Sensoren und Chips sei hier weiterhin größer als Infineons Lieferfähigkeit, begründete der Vorstand seine Zuversicht.

Im wichtigen Geschäft mit der Autoindustrie stellen die Münchner ein höheres Wachstum als die neun Prozent im Konzerndurchschnitt in Aussicht. Im Geschäft mit Kunden aus verschiedenen Industrien erwartet der Konzern Zuwächse auf dem Niveau des Durchschnitts von neun Prozent. Geringer zulegen sollten indes die Segmente Power Management und Datensicherheitchips.

Vorteil 300 Millimeter Wafer



Wichtig für Anleger ist zudem, dass Infineon, wie in vergangenen Phasen schwächeren Wachstums strategisch wichtige Projekte etwa bei der Chipfertigung auf Siliziumscheiben mit größeren 300 Millimeter Durchmessern weiter vorantreibt. Als starke Nummer Eins bei den sogenannten Leistungshalbleitern verfügen die Münchner als einer der wenigen im Markt über eine ausreichend große Produktion dieser speziellen Chips um ihre Fertigung auf 300 Millimeter Wafern langfristig auszulasten. Die Produktion auf größeren Wafern ist günstiger als auf kleineren Scheiben und ein wichtiger Vorteil im Wettbewerb - sowohl jetzt also auch in Boom-Phasen.

An der Börse bleibt der Halbleitersektor im gegenwärtigen Umfeld unter Druck. Infineon, in seinen Segmenten weltweit führend oder mindestens in der Top Drei, will das auch für aussichtreiche Zukäufe nutzen.

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Einschätzung der Redaktion



Infineon profitiert von den zahlreichen Megatrends in der Autobranche, von dem weltweiten Aufstieg der Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen und von der zunehmenden Digitalisierung in der Industrie (Industrie 4.0, Internet der Dinge). Für diese Firmenkunden werden spezielle Chips und Systeme entwickelt.

Die Laufzeiten der Verträge sind länger, die Preise für die Halbleiter stabiler als etwa in Massenmärkten wie Speicher- oder Handy-Chips. Damit verläuft die Margen- und Gewinnentwicklung bei Infineon stabiler als in anderen Bereichen des Chipmarkts.

Das sichert auch die Ausschüttungen an die Aktionäre nachhaltig. Der DAX-Konzern hat solide finanzielle Reserven.

Im schwierigen Marktumfeld ist Infineon gut aufgestellt. Die Aktie bleibt daher haltenswert. Anleger nutzen Kursrücksetzer, um ihre Position im Depot aufzustocken.

Empfehlung: Beobachten
Kursziel: 21,00 Euro
Stoppkurs: 16,00 Euro