Der Halbleiterkonzern Infineon profitiert immer stärker vom Trend zum elektronisch unterstützen Autofahren. Im abgelaufenen Quartal legte der Umsatz binnen Jahresfrist um 38 Prozent auf 1,56 Milliarden Euro zu, auch bedingt durch die Übernahme von International Rectifier (IR), wie das Unternehmen aus Neubiberg bei München am Dienstag mitteilte. Der Gewinn kletterte um zwölf Prozent auf 152 Millionen Euro, deutlich mehr als Analysten erwartet hatten. Die operative Marge ging allerdings leicht auf 14,1 Prozent zurück.
"Unser Geschäft hat sich im abgelaufenen Quartal besser entwickelt als erwartet", sagte Vorstandschef Reinhard Ploss. "Insbesondere im Automobilgeschäft sind wir erfolgreich." Die Trends in China spielten den Oberbayern in die Karten: "China ist auf dem Weg, zum größten Markt für Elektromobilität zu werden", sagte Ploss in einer Telefonkonferenz. Im laufenden Jahr sei dort mit 700.000 neuen Hybrid- oder Elektroautos zu rechnen. "Das ist eine gute Entwicklung für Infineon." Der Anteil von Mikrochips in Autos steigt seit Jahren immer stärker an. Zum einen werden immer mehr Assistenzsysteme wie Abstands- oder Müdigkeitswarner verbaut, zum anderen regeln die Bauteile auch neue elektrische Antriebe. Rund 40 Prozent des gesamten Umsatzes macht Infineon mittlerweile mit der Autoindustrie.
Infineons Prognose über den Jahresverlauf bereitete Börsianer indes Sorgen. Trotz eines margenschwächeren zweiten Quartals hält Ploss an seiner Jahresprognose fest. Im laufenden Geschäftsjahr (zum Ende September) werde sein Haus ein Umsatzplus von etwa 13 Prozent bei einer operativen Rendite von 16 Prozent erreichen. Dennoch geriet die Infineon-Aktie unter Druck und verlor drei Prozent. "Der schwächere Ausblick auf das zweite Quartal bestätigt den wachsenden konjunkturellen Druck", urteilte Analyst Veysal Taze von Oddo Seydler.
Infineon hat sich in den vergangenen Jahren vom Sorgenkind zum Vorzeigeunternehmen der deutschen Elektronikindustrie entwickelt. Ploss und sein Vorgänger Peter Bauer entkoppelten die frühere Siemens -Tochter von den tückischen Zyklen der Halbleiterindustrie und richteten den Konzern als Zulieferer für Autobauer, die Industrie und die Sicherheitstechnik aus. Vor einem Jahr übernahm Infineon dann inmitten der Branchenkonsolidierung den US-Energiechipspezialisten IR für rund drei Milliarden Euro.
Während in den Segmenten Industrie, Energietechnik und Sicherheitschips die Einnahmen im Weihnachtsquartal saisonal leicht schrumpften, blieb der Umsatz mit den Autobauern und ihren Zulieferern auf konstant hohem Niveau. "Unsere Lösungen für Fahrerassistenzsysteme sorgen weiterhin für Wachstum. Auch das Thema Elektromobilität gewinnt spürbar an Fahrt", erklärte Ploss. Er rechne nicht mit neuen Konkurrenten in dem sehr speziellen Segment. Als Übernahmekandidat sieht Ploss sein Haus nicht: "Wir stehen sehr solide auf eigenen Füßen."
Reuters