Sell on good news. Anleger gehen bei Infineon auf Nummer sicher und nehmen nach der besser als erwarteten Bilanz für das erste Quartal im Geschäftsjahr 2015/16 (bis Ende September) Gewinne mit. Nach mehr als 20 Prozent Kurszuwachs in sechs Monaten - der DAX hatte im gleichen Zeitraum 14 Prozent eingebüßt - ist die Aktie unter Verkaufsdruck. Denn trotz der besser als erwarteten Quartalszahlen und des traditionell stärkeren zweiten Halbjahres ließ Infineon seine Jahresprognose unverändert. Anleger hatten auf mehr Zuversicht gesetzt.
Auch dank der erfolgreichen Übernahme des US-Spezialisten für Leistungshalbleiter International Rectifier (IR) hatte Infineon dem Umsatz im abgelaufenen Quartal um 38 Prozent auf 1,56 Milliarden Euro zugelegt. Mit IR haben die Münchner ihr Portfolio und ihren Marktanteil als global führender Hersteller von Leistungshalbleitern für die Strombranche und andere Industrien deutlich ausgebaut. Der Gewinn im ersten Quartal stieg um zwölf Prozent auf 152 Millionen Euro, stärker erwartet.
Dennoch stellte der DAX-Konzern für das Geschäftsjahr unverändert 13 Prozent mehr Umsatz in Aussicht. Insgesamt wären das rund 6,5 Milliarden Euro. Auch bei der operativen Rendite blieben die Münchner bei ihrem bisherigen Ziel von 16 Prozent.
Anleger sollten sich von dem jüngsten Kursrutsch nicht verunsichern lassen. Der neue Konzern, ohne das potenziell sehr verlustträchtige Geschäft mit Speicherchips für Computer und das ebenfalls stark schwankende Geschäft mit Mobilfunk-Halbleitern, verfügt über ein stabiles Geschäftsmodell. Kunden sind heute überwiegend Unternehmen, an die meistens Systeme aus Chips, Sensoren oder sogenannten Mikrocontrollern geliefert werden. Das führt zu sehr langfristigen Kundenbeziehungen und birgt wegen der oft kundenspezifischen Ansätze Potenzial für höhere Margen.
In allen Sparten, Chips für die Autobranche, für die Strombranche und weitere Industrien sowie für Datenkarten mit hohen Ansprüchen an die Datensicherheit, gehören die Münchner weltweit zu den größten Anbietern. Für Wachstum sorgen Autos mit deutlich mehr Chips pro Fahrzeug, Trends wie autonomes Fahren sowie Elektro- und Elektrohybridautos. Bei Industrieunternehmen ist es dagegen der Trend zur Digitalisierung und Internetanbindung der Produktion, Stichwort Industrie 4.0. In der Strombranche beleben die Energiewende und der Aufbau intelligenter Netze die Chipnachfrage.
Langfristig orientierte Anleger sollten Kurschwächen der Aktie deshalb als Kaufgelegenheit nutzen.
Kursziel 15 Euro
Stopp 9,80 Euro