Das Segmentergebnis erhöhte sich binnen Jahresfrist um 30 Prozent auf 296 Millionen Euro, Analysten hatten Infineon aber noch einen Tick mehr zugetraut. Der Umsatz legte um zehn Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zu. "Neben dem nach wie vor sehr starken Automobilgeschäft kommt nun auch die Nachfrage nach unseren Lösungen für Industrieanwendungen, Stromversorgungen und Haushaltsgeräte richtig in Schwung."

Anleger zeigten sich dennoch enttäuscht: Mit einem Minus von rund zwei Prozent gehörten Infineon-Aktien zu den schwächsten Dax-Werten. Infineon habe die hohen Erwartungen im zweiten Quartal verfehlt, und die operative Rendite von 16,8 Prozent habe nicht überzeugt, urteilte LBBW-Analyst Ralph Szymczak. Infineon selbst hatte Ende März eine Marge von etwa 17 Prozent in Aussicht gestellt. Händler sprachen zudem von Gewinnmitnahmen, nachdem die Papiere seit Jahresbeginn schon um etwa 13 Prozent zugelegt haben.

Für das laufende dritte Quartal erwartet Infineon einen Umsatzanstieg um ein bis fünf Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Die Rendite soll voraussichtlich 17,5 Prozent betragen. Eine nachlassende Umsatzdynamik ist laut Ploss nicht zu erkennen. Er erwarte ein "sehr gutes Jahr" für Infineon. Der Konzern hatte erst im März seine Ziele für das Geschäftsjahr 2016/17 erhöht.

Experten gehen davon aus, dass die Halbleiterbranche 2017 erstmals seit langem wieder kräftig zulegt. Der Aufschwung wird vor allem vom Geschäft mit Chips für Anwendungen in Auto und Industrie getragen. Das Infineon-Segment Automotive, die größte Sparte des Konzerns, setzte im zweiten Quartal 17 Prozent mehr um und erzielte damit von allen Konzernbereichen das stärkste Wachstum. "Wir profitieren vom Boom in China", sagte Ploss. Der Infineon-Chef hat nach der geplatzten Übernahme des amerikanischen Chipkonzerns Wolfspeed, die an Sicherheitsbedenken der US-Behörden scheiterte, weiter Zukäufe auf dem Radar. "Nachdem Wolfspeed nicht geklappt hat, werden wir uns umschauen, was die Optionen in anderen Bereichen sind." Dabei stünden vor allem Zukäufe in den USA im Fokus.

rtr