Infineon werden derzeit aus den Fabriken, den sogenannten Fabs, direkt an die Fließbänder der Autokonzerne geliefert und dort sofort eingebaut, berichtete Vorstandschef Reinhard Ploss. Bei großen Auftragsfertigern wie Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC), der für den Halbleiterkonzern aus München zum Beispiel die besonders begehrten Mikrocontroller herstellt, kämpfe man und freue sich über jeden zusätzlichen Wafer, sagt Infineon-Vorstand Jochen Hanebeck, der die Abläufe im Tagesgeschäft des Unternehmens verantwortet.
Wafer sind die Siliziumscheiben auf denen Halbleiter gefertigt werden. Die Chipnachfrage bleibt groß, Lieferengpässe bestehen weiter, die Lagerbestände sind niedrig.
Ausgebremst in Malaysia
Unterm Strich ein starker Markt für Infineon. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres bis Ende September mussten die Münchner jedoch in ihrem Werk im malaysischen Malacca wegen Corona vorübergehend die Produktion schließen: an 20 Tagen im dritten Quartal ruhte die Produktion, berichtete Vorstand Hanebeck bei der Präsentation der Quartalsbilanz. So wurden in Malacca geschätzte 400 bis 500 Millionen Chips weniger als geplant gefertigt. Den Umsatz, der auf die folgenden Quartale verschoben wird, taxiert Infineon auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.
Die Nachricht über diese erhebliche Belastung des Geschäfts verunsicherte die Anleger. Zum Börsenbeginn am Dienstag rutschte der Aktienkurs deshalb zunächst ab.
Der Umsatz von 2,72 Milliarden Euro für den Berichtszeitraum von April bis Ende Juni lag trotz der starken Nachfrage nur marginal über dem Wert des zweiten Quartals. "Die Liefersituation ist weiterhin sehr angespannt", erklärt Chef Ploss.
Besserung in Sicht
Mit 496 Millionen Euro Gewinn im dritten Quartal, die einer Marge von 18,2 Prozent entsprechen, waren die Münchner etwas profitabler als von Analysten erwartet - sie hatten im Schnitt mit 18 Prozent gerechnet. In Malacca, wo Infineon viele Chips für die Autobranche fertigt, findet der Konzern nun zurück in der Spur.
Rund 80 Prozent der Belegschaft hat dort inzwischen mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Bis Ende August sei die Produktion wieder auf Normalniveau, stellt Ploss in Aussicht.
Chips für Fahrzeuge mit Elektro- und Hybridantrieb fertigen die Münchner in ihren Werken in Deutschland und Ungarn. Vom starken Trend zur Elektromobilität konnte der DAX-Konzern deshalb auch im dritten Quartal ungebremst profitieren. Zudem startet im österreichischen Villach jetzt Infineons zweite Chipfertigung auf Wafern mit großem 300-Millimeter-Durchmesser. Der Zeitpunkt für den Start hätte nicht besser sein können, freut sich Ploss.
Der promovierte Ingenieur für Verfahrenstechnik war maßgeblich daran beteiligt, dass Infineon die selbst entwickelte Technologie 2011 als Erster in der Branche einführte. Heute profitiert der Konzern von den Kostenvorteilen der Produktion auf großen Wafern, vor allem bei sogenannten Leistungshalbleitern. Infineon ist als Weltmarktführer knapp doppelt so groß wie die Nummer 2 und kann seine Fabs gut auslasten.
Mit dem für das Geschäftsjahr avisierten Umsatz von rund elf Milliarden Euro liegen die Münchner im Rahmen der Erwartungen von Analysten, bei der Marge sind jedoch positive Überraschungen möglich.
Widerstand: Zwischen 33 und 36 Euro lauern charttechnische
Widerstände. Die Geschäftsaussichten sind jedoch gut. Kaufen.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 42,00 Euro
Stoppkurs: 26,00 Euro