Auf der IFA 2018 startete die Deutsche Telekom die mobile Revolution. Standbesucher konnten virtuell mit der Gondel des "Weltballons" im Herzen Berlins einen Panoramablick aus 150 Metern Höhe genießen. Möglich machte dies Europas erstes 5G-Netz, das die immensen Datenmengen des Livestreams im Gigabittempo an eine VR-Brille sendete.

Mehr als derartige Testvorführungen sind hierzulande noch nicht möglich, vor 2021 dürfte das Mobilfunknetz der fünften Generation nicht in Betrieb gehen. So ist die erste Runde der Versteigerung der Mobilfunkfrequenzen erst für das Frühjahr 2019 geplant. Andere Länder sind da deutlich schneller. In den USA, Südkorea, Japan und China werden im kommenden Jahr bereits die ersten 5G-Netze startklar sein und Smartphone-Nutzern ein ultraschnelles Internet zur Verfügung stellen.

Fit für die Zukunft



Das hat jede Menge Vorteile. Downloads können mit bis zu zehn Gigabit pro Sekunde erfolgen, das ist 625-mal schneller als bei einem DSL-Festnetzanschluss. Die hohen Geschwindigkeiten ermöglichen Livestreaming nahezu verzögerungsfrei. Die im Fachjargon Latenzzeit genannte Verzögerung beträgt bei 5G im Idealfall eine Millisekunde, was einer Verkürzung der Signalverzögerung um den Faktor 40 gegenüber LTE bedeutet. Die extrem hohe Bandbreite soll aber nicht nur datenhungrige Privatnutzer befriedigen, sondern Zukunftsthemen wie Industrie 4.0 oder autonomes Fahren ermöglichen.

Bei dem anstehenden technologischen Umbruch sind der Handyhersteller Motorola, der zu Lenovo gehört, und der Mobilfunkprovider Verizon ganz vorn dabei. Das Duo hat soeben für Anfang 2019 den Start der ersten Lösung für hyperschnelle Handyverbindungen in den USA angekündigt. Sogar noch im laufenden Jahr möchte Verizon Haushalte via 5G online bringen.

Bei der Handyentwicklung hat sich Motorola mit dem Chiphersteller Qualcomm zusammengetan. Der US-Halbleiterkonzern liefert mit dem Snapdragon 835 die Prozessorgrundlage.



Dabei handelt es sich aber noch nicht um einen reinen 5G-Chip, sondern um einen ultraschnellen LTE-Prozessor. Gerüchten zufolge könnte es aber Anfang Dezember so weit sein. Dann soll der Snapdragon 855 vorgestellt werden. Zum 5G-Equipment von Qualcomm zählen nicht nur Chips, die Firma bietet mittlerweile auch entsprechende neue Antennen- und RF-(Radio-Frequency-)Module für die Mobilgeräte an.

Auch andere Hersteller wie Xiaomi, Sony oder LG - Letzterer wird sein 5G-Smartphone in den USA gemeinsam mit dem Partner Sprint auf den Weg bringen - wollen ab 2019 der Technologie zum Siegeszug rund um die Welt verhelfen. Sie alle setzen auf Chips von Qualcomm.

Bevor die Endgeräte allerdings ihre volle Leistung zeigen können, steht der Netzaufbau an. Und dieser verschlingt immense Gelder: Laut Deutsche-Telekom-Chef Timotheus Höttges kostet allein der Ausbau in Europa "300 bis 500 Milliarden Euro". Über derartige Summen freuen sich Techniklieferanten wie Huawei, Alcatel-Lucent, Nokia oder auch Ericsson. Letztgenanntes Unternehmen arbeitet mit der Deutschen Telekom zusammen und ist gerade dabei, das Netz der Bonner mit 5G-fähiger Technik wie Sendeanlagen zu erneuern.

Dass sich 5G am Markt schnell durchsetzen wird, daran besteht bei Ericsson kein Zweifel. Nach Prognosen der Schweden werden bereits 2023 mehr als eine Milliarde Menschen 5G nutzen. Bis dahin soll sich der mobile Datenverkehr auf 110 Exabyte pro Monat verachtfachen.

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Mehr Daten, weniger Energie



Auch wenn das Volumen des globalen Datenaustauschs exponentiell zunehmen wird, dürfte der Energieverbrauch trotzdem nicht in gleichem Maße steigen. Experten zufolge ist 5G deutlich energieeffizienter als die bisherige Technologie. Der Stromverbrauch je übertragenem Bit liegt nur bei einem Tausendstel. In diesem Bereich kommt Infineon in Spiel. "Infineon dürfte mit seinen Chips zur Energieoptimierung ein großer Profiteur sein", stellt Technologieanalyst Pierre Ferragu in einer neuen Untersuchung zur 5G-Breitbandtechnologie fest.

Nicht nur die Großkonzerne, auch kleinere Nischenplayer wollen sich vom großen 5G-Kuchen ein Stück abschneiden. Dazu zählt Huber + Suhner in der Schweiz. Der Mittelständler ist vor allem bei der Verbindungstechnik an Mobilfunkmasten gefragt. Bereits bei 4G fuhren die Eidgenossen Aufträge in dreistelliger Millionenhöhe ein. Geht es nach deren Chef Urs Ryffel, sollte das auch beim neuen Mobilfunkstandard möglich sein. Zwar erwartet er erst ab 2020 ein spürbares 5G-Geschäft, Anleger können aber bereits heute eine erste Position wagen.



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Auf einen Blick: 5G-Technologie