Starke Zahlen, Wachstumspotenzial - erst vor Kurzem haben Analysten den Zwischenbericht des Chipherstellers Infineon gefeiert. "Überall Rekordwerte - Prognose weit übertroffen" hieß es auch in "Börse Online", versehen mit einer klaren Kaufempfehlung - wenngleich auch hier ein weiterer Kursrückgang der Aktie nicht ausgeschlossen wurde. Denn die Aktie hatte nach den Höchstkursen bei knapp 44 Euro Ende 2021 massiv korrigiert und erst bei 20 Euro wieder in einen leichten Aufwärtstrend gefunden.
In diesem Umfeld kommt vom Halbleiterkonzern eine beklemmende Warnung: Vorstandschef Jochen Hanebeck hat heute in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" vor einem Ausbleiben der Chiplieferungen aus Taiwan gewarnt. Das hätte "tiefgreifende Auswirkungen auf alle Wirtschaftsbereiche, und zwar weltweit", sagte Hanebeck, der einen bemerkenswerten Vergleich zur Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen zieht: Während Europa sich mittelfristig von der Abhängigkeit von diesen Lieferungen befreien könne, sei das bei den Lieferungen von Taiwan für die globale Halbleiterindustrie nicht so einfach möglich. Denn gerade bei modernen Chips für Smartphones oder Autos sei die Abhängigkeit von Taiwan enorm und eben nicht in fünf Jahren durch andere Länder zu ersetzen.
China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz und will ihrem Verteidigungsministerium zufolge "entschlossen gegen jede Form einer separatistischen 'taiwanischen Unabhängigkeit' und ausländische Einmischung vorgehen".
Die Infineon-Aktie lag am Dienstag Vormittag in einem positiven Marktumfeld mit 0,6 Prozent im Minus. Infineon-Chef Hanebeck hat in dem SZ-Interview auf ein wichtiges Geschäftsrisiko hingewiesen. Gleichwohl hat Infineon auch weiterhin dank seiner breiten Aufstellung gute Perspektiven, und die Voraussetzungen sind trotz des anspruchsvollen Umfelds gut, dass die Aktie sich zu alten Höchstwerten aufschwingt - auch wenn mit Rückschlägen immer gerechnet werden muss.
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