Zwei Billionen Dollar für die Sanierung der maroden Infrastruktur und eine grüne Energiewende im Kampf gegen den Klimawandel: Mit seinem Achtjahresplan strebt der neue US-Präsident Joe Biden eine grundlegende Modernisierung des Landes und die Schaffung von Millionen neuer Arbeitsplätze an. Aber nicht nur in den USA wird der Infrastruktur wieder mehr Bedeutung beigemessen, sondern weltweit in vielen Ländern. Aktien von Unternehmen aus diesem Sektor gehören deshalb zu den Favoriten von Investmentstrategen.
Die Corona-Krise ist für einige Infrastruktursegmente, beispielsweise Flughäfen, mit enormen Belastungen verbunden. Entsprechend habe die Performance von börsennotierter Infrastruktur 2020 rund 20 Prozentpunkte unter derjenigen von globalen Aktien gelegen, sagt Jeremy Anagnos, der einen Infrastruktur-Aktienfonds von Nordea Asset Management lenkt. 2021 dürfte dies anders werden, meint er. "Einerseits erhöht die Biden-Administration die Investitionen, andererseits dürften sich Segmente wie das Transportwesen und hier insbesondere Mautstraßen und Schienenverkehr im Zuge der Covid-19-Impfungen erholen", stellt Anagnos fest. Infrastruktur-Aktien seien eine defensive Anlageklasse, deren Titel zurzeit mit historischen Abschlägen gehandelt würden, ergänzt Sébastien Galy, Makrostratege bei Nordea Asset Management. Der Sektor habe durch den Fokus auf langfristige Trends wie alternde Infrastruktur-Anlagen, Dekarbonisierung und Datenwachstum weiteres Potenzial.
Besondere Eigenschaften
Für steigende Nachfrage von Anlegern in den nächsten Monaten und Jahren sprächen neben globalen Fiskalprogrammen die besonderen Eigenschaften der Assetklasse, erläutert Johannes Maier, Portfoliomanager für globale Infrastrukturaktien bei Bantleon: robuste Nachfrage in fast jedem Marktumfeld, monopolartige Strukturen und impliziter Inflationsschutz.
Einzelne Segmente profitierten langfristig von fiskalpolitischen Maßnahmen wie dem Green Deal der EU - einige Titel sollten damit ihrem defensiven Charakter als Anleiheersatz entwachsen, meint Maier. "Daraus resultiert eine seltene Kombination aus Stabilität und Wachstum, die für Investoren sehr attraktiv ist", so Maier. Entsprechend sei mit einer weiterhin hohen Nachfrage nach Infrastruktur-Anlagen zu rechnen.
Günstige Bewertung
Maier verweist auf eine Umfrage des Datenanbieters Preqin, nach der 93 Prozent der institutionellen Investoren beabsichtigen, den Infrastruktur-Anteil in den Portfolios 2021 weiter zu erhöhen. Weil Direktanlagen in Infrastruktur teilweise weit höher bewertet sind als Aktien des Sektors, sei börsennotierte Infrastruktur auch für institutionelle Investoren eine attraktive Alternative zu Direktanlagen.
Es sei nicht zu erwarten, dass sich der große Bewertungsunterschied auf Dauer halte. "Die Kurse von Infrastruktur-Aktien haben also deutliches Aufwärtspotenzial", sagt Maier. Die langfristigen Renditen von börsennotierter Infrastruktur und Direktanlagen seien vergleichbar und lägen oberhalb der Renditen des MSCI World, bei deutlich reduzierter Volatilität.
Digitaler Wandel
Ben Forster, Analyst beim Fondsanbieter Schroders, verweist auf die zunehmende Bedeutung von digitaler Infrastruktur, einem Segment mit stabilen Erträgen, das sich rasch entwickle. Bei dem von China jüngst angekündigten 1,4 Billionen Dollar schweren Konjunkturprogramm liege der Schwerpunkt nicht mehr auf traditioneller Infrastruktur wie Straßen und Brücken, sondern auf Infrastruktur fürs digitale Zeitalter - etwa künstliche Intelligenz, Rechenzentren, 5G-Basisstationen, industrielles Internet der Dinge. In vielen Fonds für Infrastruktur-Aktien spielt auch dieses Segment eine Rolle.
Investment in Infrastruktur: Der Nordea Global Listed Infrastructure Fund deckt den Sektor Infrastruktur breit ab. Bei den Branchen haben Versorger derzeit den größten Anteil. Die Hälfte des Portfolios bilden US-Titel.