Verhandelt worden sei ein Kauf des Gebäudekomplexes für umgerechnet 1,7 Milliarden Dollar. Unterdessen führt Evergrande-Chef Xia Haijun Insidern zufolge in Hongkong Gespräche mit Investmentbanken und Gläubigern. Chinas Zentralbank versuchte am Freitag, Befürchtungen vor größeren Auswirkungen der Evergrande-Krise zu zerstreuen.
Das Scheitern der Verhandlungen mit Yuexiu ist ein weiterer Rückschlag für Evergrande. Der Konzern sitzt auf einem Schuldenberg von mehr als 300 Milliarden Dollar und hat bereits mehrere Fristen für fällige Zinszahlungen an seine Anleihegläubiger verstreichen lassen. Angesichts des Umfangs der Verbindlichkeiten grassiert die Sorge, dass ein Kollaps von Evergrande einen Flächenbrand im chinesischen Immobiliensektor auslösen könnte. Evergrande und Yuexiu ließen Anfragen nach einer Stellungnahme unbeantwortet.
Den Insidern zufolge stand Yuexiu bereits im August kurz davor, das Geschäft abzuschließen. Doch die Führung des in der Millionenmetropole Guangzhou ansässigen Immobilienentwicklers habe sich gegen eine Vereinbarung gestellt. Grund seien Befürchtungen gewesen, die ungelöste Verschuldungssituation bei Evergrande werde womöglich einem reibungslosen Abschluss der Transaktion im Wege stehen. Evergrande hatte das 26-stöckige Evergrande Centre im Wan-Chai-Distrikt in Hongkong vor sechs Jahren für umgerechnet 1,61 Milliarden Dollar erworben.
CHINAS ZENTRALBANK VERSUCHT ZU BERUHIGEN
Chinas Zentralbank versuchte unterdessen Befürchtungen zu entkräften, die Krise bei Evergrande könne womöglich die Bankenbranche in Mitleidenschaft ziehen. "Individuelle Finanzinstitute seien keinem großen Risiko ausgesetzt und der Ausstrahlungseffekt auf den Finanzsektor ist kontrollierbar", sagte der Leiter der Finanzmarkt-Abteilung der Notenbank, Zou Lan, bei einem Briefing. Der Konzern habe seine Geschäfte blind diversifiziert und expandiert, kritisierte er. Evergrande solle den Verkauf von Vermögenswerten und die Wiederaufnahme von Bauprojekten beschleunigen. Behörden würden bei Projekten finanziell unterstützend eingreifen.
Die Evergrande-Krise hat inzwischen auch die Bilanzaufsicht in Hongkong auf den Plan gerufen. Das Financial Reporting Council (FRC) nimmt den Jahresabschluss 2020 und den Halbjahresausweis 2021 des Immobilienriesen unter die Lupe, wie es am Freitag mitteilte. Auch die Bilanzprüfung des Jahresabschlusses 2020 durch PwC werde untersucht. Die Aufseher treibt um, ob die Bilanzierung des Konzerns und der Prüfbericht von PwC angemessen gewesen seien.
Derweil wurde bekannt, dass Evergrande-Chef Xia Haijun, der für das Tagesgeschäft verantwortlich ist, in Honkong Gespräche mit Banken und Gläubigern über den möglichen Verkauf von Vermögenswerten und über eine eventuelle Restrukturierung führt. Nach Aussage von zwei Insidern ist der Top-Manager bereits seit über zwei Monaten in Hongkong. Einem weiteren Insider zufolge muss Xia mit Auslandsbanken über Kreditverlängerungen und Rückzahlungen sprechen. Xia müsse klären, wie hoch genau die außerbilanziellen Schulden des Konzerns im Ausland seien. Erst dann könne an einer Restrukturierung gearbeitet und mit Anleihegläubigern gesprochen werden, sagte die mit der Situation vertraute Person.
rtr