Nach Außen dringt bisher kaum etwas davon. Eine Entscheidung könnte aber schon bald fallen: "Wir sitzen auf heißen Kohlen. Ich glaube, das kann in den nächsten Tagen, aber auch Wochen kommen", sagte eine der Personen mit Kenntnis der Überlegungen. Porsche gehört seit der 2009 verlorenen Übernahmeschlacht mit Volkswagen zum Wolfsburger Konzern. Im Gegenzug stiegen die Familien damals mit der Porsche Automobil Holding (PSE) zum größten Anteilseigner von Volkswagen auf. Weder die PSE noch VW wollten sich zu möglichen Börsenplänen äußern.

Die Stuttgarter Sportwagenschmiede ist für die Familiensprecher Wolfgang Porsche und Hans Michel Piech eng mit der Familiengeschichte verbunden. Mit ihr hat ihr Großvater Ferdinand Porsche einst die Grundlage für das Imperium gelegt, das heute vom Elektroauto über Luxussportwagen bis hin zu Schwerlastern und Motorrädern fast alles im Angebot hat, was auf Straßen rollt. Es folgen Szenarien für eine mögliche Abspaltung oder einen Börsengang von Porsche:

BÖRSENGANG


Über eine Börsennotierung wird in Stuttgart und Wolfsburg schon länger diskutiert. Porsches Finanzchef Lutz Meschke, der zugleich im Vorstand der Holding für das Beteiligungsmanagement zuständig ist, hatte zuletzt im März Argumente dafür geliefert. Er wurde zwar von Konzernchef Herbert Diess gebremst. Hinter vorgehaltener Hand heißt es aber, das Projekt sei lediglich zurückgestellt, abgesagt sei es nicht. Spätestens zur Hauptversammlung im Juli müsse sich Volkswagen dazu äußern.

Eine der möglichen Varianten ist, dass die Familienholding Anteile an Volkswagen (aktuell 53,3 Prozent der Stammaktien) abgibt. Mit dem Erlös könnten sich die Porsches und Piechs im Zuge eines Teilbörsengangs dann an der Porsche AG beteiligen. Die Mehrheit an Volkswagen würden die Familien wohl nicht aufgeben, heißt es im Umfeld der Unternehmen.

Einem Modell von Daniel Schwarz von der Investmentbank Stifel Europe zufolge könnte Volkswagen in einem ersten Schritt 20 Prozent von Porsche an die Börse bringen. Bei einer von ihm unterstellten Bewertung von 45 Milliarden Euro würden dem Konzern neun Milliarden Euro zufließen. Attraktiver Nebeneffekt: Die VW-Aktien bekämen bei einem Porsche-IPO Auftrieb an der Börse und der Autokonzern könnte das Papier als Währung zur Finanzierung seiner Transformation einsetzen. Die Familien Porsche und Piech könnten die Hälfte der platzierten Porsche-Aktien übernehmen - also zehn Prozent. Um die Transaktion zu finanzieren, könnten sie Stimmrechtsanteile von Volkswagen an Niedersachsen abtreten. Dadurch käme das Land auf eine Sperrminorität von 25 Prozent an Volkswagen. Derzeit hält das Land 20 Prozent an dem Autokonzern.

Das Modell steckt allerdings voller Unwägbarkeiten. So ist nicht bekannt, ob das Land die in dem Modell für fünf Prozent rechnerisch nötigen 2,2 Milliarden Euro überhaupt aufbringen will. Denn der zusätzliche Nutzen hielte sich in Grenzen: Laut VW-Gesetz können wichtige Entscheidungen schon jetzt nicht gegen das Land und den Betriebsrat gefällt werden.

Für einen Teil der zur Finanzierung nötigen Summe könnten die Familien Kredite aufnehmen. Auch könnten weitere Stimmrechte an Volkswagen an das Emirat Katar verkauft werden, das bereits 17 Prozent davon hält. Die unterschiedlichen Interessen müssten allerdings unter einen Hut gebracht werden. Das kann sich erfahrungsgemäß hinziehen. Dennoch glauben einige Insider, dass ein Börsengang von Porsche schneller kommen könnte als gedacht.

ABSPALTUNG


Als Alternative dazu gilt ein Spin-off. In dem Fall würde Porsche als eigenständige Firma abgespalten, die Anteile ins Depot der Aktionäre gebucht. Die Anteilsverhältnisse blieben unverändert. Volkswagen würde wahrscheinlich nur einen Teil der Aktien seiner Ertragsperle an die Börse bringen, um weiter Zugriff auf Synergien und die Vorteile der technischen Verflechtung zu haben, schätzen Investmentbanker. Womöglich könnte Konzernchef Diess seinem Ziel einer Börsenbewertung von 200 Milliarden Euro auch auf diesem Weg näher kommen. Bisher rangiert Volkswagen mit 135 Milliarden Euro weit hinter dem US-Rivalen Tesla, der mit rund 600 Milliarden fast viermal so viel wert ist.

ODER ALLES BLEIBT WIE ES IST


Dass alles beim Alten bleibt, halten Unternehmenskenner für wenig wahrscheinlich. Zum einen ist der Wunsch der Familien groß, wieder direkt Einfluss auf die Porsche AG zu bekommen, den sie nach der gescheiterten VW-Übernahme vor mehr als einem Jahrzehnt verloren hatten. Der Schmerz aus der Niederlage wirke bis heute nach, heißt es aus Unternehmenskreisen. Andererseits darf auch die Bedeutung als Mehrheitsgesellschafter des weltweit zweitgrößten Autobauers nicht unterschätzt werden: "Wenn man als Mr oder Ms VW durch die Welt reist, ist das was anderes als Mr Porsche," sagte ein Kenner der Familie. Das würde dafür sprechen, dass die Familien größter VW-Eigner bleiben.

rtr