Die im MDAX notierte Aktie des Modeunternehmens Gerry Weber rutschte in den vergangenen Wochen in die Nähe einer wichtigen Unterstützungszone. Diese verläuft im Bereich von 28,50 Euro und dürfte unter den Börsianern mit Argusaugen beobachtet werden. In den vergangenen drei Jahren drehte die Aktie in diesem Bereich dreimal wieder deutlich nach oben.
Vorstandschef Ralf Weber scheint hinsichtlich der Perspektiven von Gerry Weber weiterhin relativ zuversichtlich zu sein. Im April kaufte er nämlich über 33.000 Aktien im Volumen von mehr als 900.000 Euro. Besonders interessant: Seit Anfang des Jahres tauchte der Vorsitzende des Vorstands regelmäßig als Käufer in Erscheinung. Unter fundamentalen Aspekten dürfte es in etwa vier Wochen spannend werden. Am 12. Juni steht nämlich die Bekanntgabe der Halbjahreszahlen auf der Agenda. Diese steht nicht unter den allerbesten Vorzeichen, schließlich ging es in diesem Jahr nach wichtigen Unternehmensterminen wie der Bilanzpressekonferenz (26. Februar), den Unternehmenszahlen zum ersten Quartal (16. März) und der Hauptversammlung (16. April) mitunter deutlich bergab.
Auf Seite 2: Insiderdeals auch bei PNE Wind
Insiderkäufe gab es auch bei dem auf die Entwicklung, Projektierung, Realisierung, Finanzierung und den Betrieb von Windparks spezialisierten Unternehmen PNE Wind zu beobachten. Die Transaktionsvolumen fielen mit fast 280.000 Euro zwar geringer als bei Gerry Weber aus, da der Marktwert von PNE Wind mit 151 Millionen Euro deutlich niedriger ist, kann man den insgesamt acht Insiderkäufen der Volker Friedrichsen Beteiligungs-GmbH eine ähnliche Signalwirkung attestieren.
Ex-Vorstandschef Volker Friedrichsen gehört zwar dem Aufsichtsrat des Unternehmens an, welche Motive hinter seinem Kauf stehen, lassen sich derzeit aber nur schwer abschätzen. Denn in dem Unternehmen rumort es gewaltig. So beschloss zum Beispiel der Aufsichtsrat im Dezember 2014, beim zuständigen Gericht einen Antrag auf Abberufung von Volker Friedrichsen als Mitglied des Aufsichtsrats zu stellen, falls dieser nicht freiwillig sein Mandat niederlege. Gegen die Volker Friedrichsen Beteiligungs-GmbH wurde zudem die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen in Millionenhöhe gemacht. Das PNE-Management sieht daher einen dauerhaften Interessenkonflikt.
Bislang erhielt die Aktie von PNE Wind keinen Rückenwind durch die Insiderkäufe. Aus charttechnischer Sicht droht hingegen eher Gegenwind, schließlich bewegt sich der relativ wenig liquide Nebenwert in einer wichtigen Unterstützungszone. Wird sie markant verletzt, droht aus charttechnischer Sicht erhebliches Ungemach.
Auf Seite 3: Insiderverkäufe bei Heidelberger Druckmaschinen
Bei der Aktie von Heidelberger Druckmaschinen nutzte Finanzchef Dirk Kaliebe die diesjährige Kursrally, um sich von über 31.000 Aktien zu trennen. Daraus erlöste er fast 81.000 Euro. Dies muss man zwar nicht als akutes Warnsignal interpretieren, aber Verkäufe von Finanzchefs hinterlassen beim Rest der Aktionäre häufig ein tendenziell mulmiges Gefühl. Wenn der Herr über die Finanzen eines Unternehmens auf den Verkaufsknopf drückt, drängt sich natürlich eine Frage sofort auf: Ist da möglicherweise etwas im Busch? In ungefähr einem Monat findet in Heidelberg anlässlich der vorgelegten Jahreszahlen eine Analysten- und Investorenkonferenz statt. Dann sind wir möglicherweise schlauer. Außerdem wird sich zeigen, ob der Verkauf der Aktien voreilig oder möglicherweise genau richtig war.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.