Richtig mutig und zuversichtlich waren aber nur die wenigsten. Als bestes Beispiel eignet sich hier vor allem Europas größter Autobauer VW. Lediglich eine Führungskraft legte sich nach dem Kurseinbruch im Zuge des Abgasskandals VW-Vorzüge ins Depot: Aufsichtsratsmitglied Peter Mosch. Leider handelt es sich dabei nicht um eine für das operative Geschäft verantwortliche Person, sondern "lediglich" um eines von 19 Mitgliedern des Aufsichtsrats. Er fungiert zugleich als Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der AUDI AG und kaufte am 24. September 166 VW-Vorzüge zum Preis von 120 Euro. Das Transaktionsvolumen belief sich somit auf weniger als 20.000 Euro - ein echter Vertrauensbeweis sähe sicherlich anders aus.
Positiv hervorzuheben ist allerdings der Umstand, dass er unter sämtlichen VW-Verantwortlichen als einziger mit dem Einsatz von eigenem Kapital auf eine positive Zukunft von VW gewettet hat. Möglicherweise hat er diesen Mut aber bereits bereut, schließlich ist die Aktie mit 93,75 Euro derzeit erheblich günstiger zu haben. Unter charttechnischen Aspekten sprach ebenfalls einiges gegen den Insiderkauf. Fallende Messer im richtigen Moment zu erwischen gilt, bekanntlich als ausgesprochen schwieriges Unterfangen. Da im Bereich von 90 Euro extrem wichtige Unterstützungszonen verlaufen, bleibt die charttechnische Lage extrem spannend. Selbst der Timingindikator Relative-Stärke-Index macht trotz der extrem überverkauften Situation noch keinen Mut. Mit unter 20 Prozent scheint ein durch das Überwinden von 30 Prozent angezeigtes Kaufsignal derzeit eher nicht anzustehen.
Auf Seite 2: ElringKlinger "leidet" unter Aufragsflut
Weil der Automobilzulieferer ElringKlinger zu viele Aufträge angenommen hat und diese nicht fristgerecht abarbeiten konnte, hagelte es Vertragsstrafen. Diese führten sogar zu einer Gewinnwarnung seitens des Managements. Die Reaktion der Börsianer war gnadenlos: Auf Monatssicht wurde die MDAX-Aktie um fast 15 Prozent und auf Sechsmonatssicht sogar um fast 38 Prozent abgestraft. Das Bankhaus Lampe hat vor einer Woche zwar ihr Kursziel für ElringKlinger von 28 auf 25 Euro reduziert, die Einstufung aber auf unverändert auf "Kaufen" belassen. Nachdem die Gewinnwarnung aus der Welt sei, sollten Anleger bei dem Autozulieferer wieder nach vorne schauen, war in einer aktuellen Studie zu lesen. Der zuständige Analyst rechne nun mit einer Besserung der Nachrichtenlage.
Das sieht Theo Becker offensichtlich ähnlich. Das Vorstandsmitglied kaufte am 21. September immerhin 6.000 ElringKlinger-Aktien mit einem Transaktionsvolumen in Höhe von über 100.000 Euro. Zum Kurs von 17,014 Euro erworben, hat er seither sogar einen leichten Kursgewinn verbuchen können. Im Gegensatz zu Volkswagen scheint der schwäbische Autozulieferer unter fundamentalen Aspekten zweifellos die kleineren Probleme zu haben. Und auch durch die charttechnische Brille betrachtet, sehen die Perspektiven gar nicht so schlecht aus - vorausgesetzt die im Bereich von 15 Euro verlaufende Unterstützungszone wird nicht nachhaltig verletzt.
Auf Seite 3: Hella-Manager kaufen
Ende September schockte ein anderer Autozulieferer die Börsianer mit einer Hiobsbotschaft: Weil ein chinesischer Zulieferer seine Lieferungen eingestellt hat, muss der Autozulieferer Hella seine Nachschubwege neu organisieren. Dadurch soll das operative Ergebnis (Ebit) im laufenden Geschäftsjahr um bis zu 50 Millionen Euro belastet werden. Deshalb rechnet der Hella-Vorstand nun mit einem Gewinnrückgang. Carsten Albrecht, ein Mitglied der achtköpfigen Geschäftsführung, sieht dieses Problem offensichtlich als weniger gravierend und kaufte am 28. September insgesamt 1.000 Hella-Aktien im Gegenwert von über 32.000 Euro. Überbewerten sollte man diesen "Vertrauensbeweis" aus folgendem Grund aber eher nicht: Per Saldo verkauften Insider bei Hella in diesem Jahr mehr als 5,6 Millionen Aktien, während bislang lediglich 8.230 Aktien gekauft wurden.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.