"Wir schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass sich Griechenland aus freien Stücken aus der Euro-Zone verabschiedet, mittlerweile auf fast 50 Prozent", sagte der Leiter des Rentenfondsmanagement, Frank Engels, gegenüber Reuters. Als Konsequenz daraus habe sich sein Haus von europäischen Aktien und Staatsanleihen getrennt. "Wir haben Risiken abgebaut, indem wir nicht mehr so starke Positionen in Spanien, Portugal und Italien halten", ergänzte Engels, der mit seinem Team rund 50 Milliarden Euro verwaltet.
Die Ansteckungsgefahr für die Finanzmärkte bei einem sogenannten "Grexit" sei zwar viel geringer als etwa 2010 oder 2012. "Allerdings sehen wir große politische Risiken, auch in anderen Euro-Ländern." Spanien etwa erhole sich von den großen Krisenländern am schnellsten. "Doch die konjunkturellen Erfolge kommen nicht bei der Bevölkerung an, wie die noch immer hohe Arbeitslosigkeit und der drastische Ansehensverlust der beiden großen Volksparteien in Spanien zeigen", so der Fondsmanager.
Auch den Euro hält er angesichts dessen für weniger attraktiv. "Es ist sicherlich auch richtig, den Euro gegenüber dem Dollar und anderen wichtigen Währungen unterzugewichten", sagte Engels. "Wir mögen das britische Pfund. Denn in Großbritannien entwickelt sich der Arbeitsmarkt unerwartet gut, besser als in den USA. Dort sehen wir Anzeichen, dass bald die Zinswende eingeleitet werden dürfte, was das Pfund weiter stützen würde."
Vorsichtiger sei sein Haus auch bei deutschen Bundesanleihen. "Einige Auktionen der Finanzagentur konnten bei Investoren nicht vollständig platziert werden. Die Bundesanleihen wirken verletzlich und angreifbar. Die neuesten, überraschend hohen Inflationszahlen aus der Euro-Zone und der daraus resultierende Abverkauf der Bundesanleihen ist ein gutes Beispiel hierfür."
Ein Grexit böte aber auch Chancen zum Einstieg. "Kommt der Euro stärker unter Abwertungsdruck, dann ist das ein Faktor unter mehreren, von denen Exporteure profitieren", betonte Engels. "Gerade der Dax ist sehr attraktiv in Zeiten der Euro-Schwäche." Aber auch französischen und italienischen Unternehmen dürfte eine Abwertung helfen. "Denn die Währungsschwäche dauert bereits so lange an, dass sie allmählich in den Konzernbilanzen sichtbar wird." Exportlastige Titel seien in diesem Umfeld attraktiv.