Alles Amazon, oder was? Scheint so. Schaut man sich die zehn wertvollsten Unternehmen der Welt an, setzt die Hälfte bereits auf eine Plattformstrategie, wie sie das weltweit führende E-Commerce-Unternehmen aus den USA einst vormachte. Alles dreht sich um den Kunden, so abgegriffen es mittlerweile auch klingen mag. Denn per Plattformstrategie erweitern Unternehmen ihr Angebot um Produkte und Dienstleistungen anderer - immer entlang der Kundenwünsche. Wer das Gewünschte selbst nicht hat, bietet es seinem Kunden über einen Dritten an. Das Motto: kluge Kooperation statt Konkurrenzkampf.

Das bedeutet: Eine Plattform vereint verschiedene Anbieter mit dem Kunden - und trennt zugleich da, wo Verbindungen nicht direkt nötig sind, zum Beispiel das Produktbereitstellen von der Kundenbeziehung. Damit verschlanken und beschleunigen Plattformen Prozesse. Dies schafft Wettbewerbsvorteile für alle Beteiligten.

Beispiel Banken: Nur den wenigsten wird es auf Dauer gelingen, allein und aus eigener Kraft in jedem Segment die besten Produkte anzubieten - einhergehend mit dem besten Kundenerlebnis für jede Zielgruppe. Und genau dieser Erlebnisfaktor, etwa bei einer bedarfsgerechten Aktienportfolio-Gestaltung, nutzt auch den Anbietern, da komplexe Dienstleistungen und Produkte dadurch greifbarer und verständlicher werden.

Treiber der Veränderungen sind Politik und Regulatorik


Schaut man sich die Finanzbranche genauer an, verwundert es etwas, dass die konsequente Nutzung dieser Synergien per Plattform eher schleppend verläuft. Dabei ist das grundsätzliche Prinzip nicht neu. Bleiben wir bei den Banken: In den frühen 1990ern begann es mit ­sogenannter offener Architektur beim Handel von Investmentfonds für Dritt­anbieter, in den späten 1990ern kamen Hypothekenkredite hinzu, je nach Vertriebsausrichtung gefolgt von strukturierten und komplexeren Produkten wie Zertifikaten und Derivaten.

Dieser Wandel ist gewollt. Und zwar vorrangig vom Kunden. Umfragen ergeben, dass in aller Selbstverständlichkeit unter anderem von der Hausbank vor Ort ein einfacher Zugang zu attraktiven, modernen Lösungen eingefordert wird. Wer diese Haltung hat, der sucht sich seine Lösung mit ein, zwei Klicks im Internet woanders, wenn er das Gesuchte nicht direkt findet. Weitere wichtige Treiber der Veränderungen sind Politik und Regulatorik. Beispielsweise erhält der Kunde durch das Ex-Post-Prinzip unter anderem Transparenz zu laufenden Kosten seines Depots - mit zugleich mehr Nachvollziehbarkeit der für ihn erbrachten Leistungen wie professionellem Management.

Plattformen sind kein Selbstzweck. Wer einsteigen möchte in den wachsenden Wettbewerb um die Gunst des zunehmend fordernden Kunden, braucht - neben einem individuell gut durchdachten Konzept - gehörig Mut. Schließlich sollen Drittprodukte nicht zur Kannibalisierung der eigenen Produktpalette führen. Aber gerade großen Häusern mit im Lauf der Zeit gewachsenen Kundenbeständen und etabliertem Angebotsspektrum bieten sich neue Chancen. Treue Kunden wissen es sehr zu schätzen, wenn sie neben gewohnter Qualität attraktive Zusatzangebote erhalten - bei der ihnen vertrauten Adresse. Plus: So gewonnene Neukunden lassen sich häufig zu weiteren Lösungen und Dienstleistungen des Hauses überführen. Unterm Strich erhält jeder weiterhin alles aus einer Hand, ob als Neu- oder Bestandskunde.

Wir bei Solidvest, der Onlinemarke des Vermögensverwalters DJE Kapital, haben mit Plattform-Kooperationen bereits gute Erfahrungen gemacht. Wir haben uns laufende Kooperationen, etwa von Wettbewerbern, genau angeschaut, um Anfangsfehler zu vermeiden. Ein erster Schritt ist zum Beispiel die Kooperation mit von Poll Finance, der Finanzierungs- und Versicherungsberatung des Maklerunternehmens von Poll Immobilien. Von-Poll-Kunden können mit wenigen Klicks Onlinedepots bei uns eröffnen, etwa nachdem sie ein Haus verkauft haben - und Teile des Ertrags, abgestimmt auf das eigene Risikoempfinden, langfristig in die internationalen Kapitalmärkte investieren. Bei Bedarf begleiten die von-Poll-Finance-Berater jeden Interessenten persönlich.

Kooperationen wie diesen gehört die Zukunft - auch in der Geldanlage. Der Markt ist im Umbruch: Aus einer Dienstleistung, die bisher eher Vermögenden und gut informierten Anlegern vorbehalten war, wollen vor allem Robo-­Advisor (Robos) Stangenware für jedermann machen. Ein Unterfangen, das gelingen kann, wenn neben Verständlichkeit des Angebots auch die dauerhafte Qualität - also Performance bei langfristigem Vermögensaufbau - stimmt.

Doch die Kapitalmärkte zeigen sich zunehmend volatiler, was nicht wenige Robos überfordert. Viele Robos haben in der relativ kurzen Zeit ihres Bestehens im vergangenen Winter zum ersten Mal mit stärkeren Kurseinbrüchen zu tun gehabt, was für nicht wenige ein regelrechter Lackmustest war. Denn trotz der Verarbeitung großer Datenströme in Echtzeit per sogenannter Big- Data-Strategien waren die Programme nicht auf unvorhergesehene Ereignisse wie den Marktrückgang insbesondere zum Jahresende 2018 vorbereitet. Hier trennte sich die Spreu vom Weizen.

Die Anlagestrategien vieler Robo-Advisor sind zu identisch


Vermutlich wird 2019 das Jahr der Konsolidierung sowie Spezialisierung. Neben den Robos drängen zumeist noch unbekannte Plattformanbieter in den Markt, die im Hintergrund aber wesentliche Prozesse übernehmen werden. Auch das Produktangebot wird sich weiterentwickeln, siehe Trends wie die fortschreitende Individualisierung von Depots. Demgegenüber sind die Anla­gestrategien vieler Robos zu identisch, insbesondere wenn lediglich Exchange Traded Funds (ETF) per Standard-Depot angeboten werden.

Im Gegensatz zu Wettbewerbern legen wir bei Solidvest das Geld nicht in ETFs an, sondern in dynamische Depots aus Aktien und Anleihen. Dies kann aber nur, wer unabhängig und sehr erfahren ist. Mit unserem Onlineangebot zur Geldanlage denken und handeln wir konsequent vom Kunden her: Vier ­Anlagestrategien, die sich durch den Aktien- und Anleiheanteil voneinander unterscheiden, bieten jedem eine zur Risikobereitschaft passende Variante. ­Darüber hinaus sind weitere Schwerpunkte möglich, zum Beispiel bei ­Themen wie Dividendentiteln oder Technologieaktien.

Kurzvita

Sebastian Hasenack
Leiter Solidvest
Hasenack ist studierter Diplom-Ökonom. Er startete seine Karriere 2009 bei dem deutsch-luxemburgischen Vermögens­verwalter Rhein-Asset Management und war dort zuletzt als Portfolio- und Fondsmanager tätig. 2015 gründete er gemeinsam mit Kollegen eine digitale Vermögensverwaltung als Start-up. 2018 wechselte er als Leiter Solidvest zur Online-Vermögensverwaltung der DJE Kapital AG.