€URO AM SONNTAG: Das Börsendebüt (IPO) des schwedischen Vermögensverwalters EQT mit der Unternehmerdynastie der Wallenbergs als Aktionär ist auch hierzulande ein Erfolg. Wie ticken die Privatanleger in Skandinavien?
JOACHIM VON DER GOLTZ: Die Altersvorsorge vieler Menschen in Skandinavien wird wesentlich über Staatsfonds geregelt. Diese Fonds investieren stark in Aktien skandinavischer Unternehmen, genauso wie vermögende Familien und Unternehmerdynastien. Die Folge ist eine starke Aktienkultur, ähnlich wie in Frankreich.
Gibt es auch Unterschiede der Aktienmärkte im Vergleich zu Mitteleuropa?
Dass die wirtschaftliche Entwicklung in diesen Regionen stabiler verläuft, zeigt sich auch anhand der Wertsteigerungen und in den Bewertungen der Unternehmen an der Börse. So sind etwa die Kurs-Gewinn-Verhältnisse vergleichbarer Unternehmen teilweise höher als an der Wall Street. Lokale institutionelle Investoren und Privatanleger sind zahlreicher und treten aktiver auf als in Deutschland.
Wie äußert sich das bei Börsendebüts
skandinavischer Firmen?
Es gibt viele gelungene Debüts von Firmen aus verschiedensten Sektoren, einschließlich Technologie und Biotech, oft mit deutlich weniger als 200 Millionen US-Dollar Emissionsvolumen. Sie werden fast ausschließlich lokal gezeichnet. In Skandinavien sehen wir noch starke regionale Investorennachfrage, die es in Deutschland so kaum mehr gibt. Bei den wenigen skandinavischen IPOs mit über 400 bis 500 Millionen US-Dollar Emissionsvolumen sind dann natürlich auch die großen internationalen Anleger interessiert.
Wird die Aktienkultur der Skandinavier deren Börsenplätze auch in Europa stärken?
Ich denke nicht. Die Börsen sind zu klein, um Dominanz in Europa aufzubauen.