Schuldenabbau - englisch deleveraging - war das große Schlüsselwort der Finanzkrise. Damals hatten massenhafte Pleiten von überschuldeten US-Hausbesitzern weltweit große Banken mit in den Abgrund gerissen, was letztlich sogar europäische Staaten wie Griechenland, Portugal oder Spanien ins Wanken brachte. Um solche Pleitewellen in der Zukunft zu verhindern, wollte die Welt nach den Krisenjahren 2008 bis 2012 den Gürtel eigentlich enger schnallen. Laut Institute of International Finance, dem einzigen global agierenden Lobbyverband der Banken, ist jedoch das Gegenteil passiert: Weltweit sind die Schulden seit dem Jahr 2008 um 78 Billionen US-Dollar gestiegen.

Insgesamt stehen Banken, Staaten und privaten Haushalte mittlerweile erstmals mit über 250 Billionen in der Kreide. Das entspricht rund 320 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung, weshalb die Banker-Vereinigung bereits von "irren Schuldenständen" spricht. Etwas über 60 Billionen entfallen auf Banken und Finanzinstitute, rund 70 Billionen auf Staatsschulden, und fast 120 Billionen auf private Haushalte. Die höchsten Zuwächse gab es in den USA und China.

Der größte Treiber der Schuldenorgie sind wohl die weltweit niedrigen Zinsen. Ob die aber so niedrig bleiben, ist laut den Bankern längst keine ausgemachte Sache. "Steigende Zinsausgaben könnten für die Steuerzahler langfristig eine größere Last werden", warnt die Lobbygruppe in ihrem Bericht. Besonders anfällig hält der Verband Staaten, die bereits hohe Schuldenstände haben, mit den Folgen des Klimawandels kämpfen und zugleich abhängig von C02-intensiven Industrien ist. Das Institute of International Finance nennt hier zum Beispiel die USA, Japan, China oder Kanada. Deutschland sei hingegen wegen seiner niedrigen Schulden vergleichsweise wenig in Gefahr.