Gold gilt als Versicherung gegen Krisen. Eigentlich. Doch keine
der jüngsten Krisen vermochte die Talfahrt des Edelmetalls zu
stoppen. Im September 2011 notierte die Unze noch bei 1921
Dollar. Aktuell kann man sie 40 Prozent günstiger erwerben. Zugreifen
will aber niemand. Sal. Oppenheim etwa verbannte vor Kurzem
Gold komplett aus allen Portfolios. Für die Kölner Bank ist Gold "eine
volatile und riskante Anlageform ohne inneren Wert". Auch Deutsche
Bank, Goldman Sachs, HSBC oder Crédit Agricole sehen Gold skeptisch.
Alle vier Institute gingen jüngst davon aus, dass der Goldkurs
dieses Jahr deutlich unter 1000 Dollar fallen werde. Dies werde den
Dollar stärken und Anleihen im Vergleich zum zinslosen Gold attraktiver
machen. Zudem ist kein Anstieg der Inflation festzustellen. Anleger
sehen daher keine Notwendigkeit, sich mit Gold gegen Vermögensverluste
zu schützen.
Patrick Hussy ist da jedoch anderer Meinung. Er hält einen Anstieg
des Goldpreises auf 1400 Dollar bis Ende 2015 für möglich. Hussy
ist Gesch.ftsführer der Beratungsfirma Sentix und befasst sich
mit der Börsenstimmung und dem Anlegerverhalten. Nach seiner
Einschätzung werden nach einer kurzen Beruhigung an den Aktienbörsen
schon in wenigen Wochen neue Tiefststände getestet. Dies
aber dürfte dann nicht nur vermehrt Zweifel am Sinn geldpolitischer
Maßnahmen, sondern auch an der Stabilität des Finanzmarktsystems
wecken.
Steht Gold also vor neuem Glanz? Sollte es tatsächlich dazu kommen,
wäre es sinnvoll, jetzt einzusteigen. Neben physischem Gold
oder Goldmünzen bieten sich auch die Aktien von Minenbetreibern
an. Diese haben noch kräftiger als das Edelmetall verloren. Peter Huber
von der Fondsboutique StarCapital sieht in dem Kurseinbruch
Anzeichen einer "finalen Marktbereinigung", die letzten Goldbullen
hätten "kapituliert", schreibt er in einem Kommentar. Der Fondsmanager
will nun den Anteil an Goldminenwerten in seinen Fonds sukzessive
erhöhen. Investmentlegende George Soros baut ebenfalls Positionen
auf. Seine Firma Soros Fund Management erwarb vor Kurzem
Aktien des kanadischen Unternehmens Barrick Gold.
ETF-Anleger können zum Beispiel den iShares Gold Producers ETF
kaufen. Er bildet die Wertentwicklung des S & P Commodity Producers
Gold ab. Dieser Index enthält die größten Unternehmen, die in
der Exploration und der Förderung von Gold und verwandten Produkten
weltweit tätig sind. Die Mindestmarktkapitalisierung liegt
bei einer Milliarde Dollar. Unter den aktuell 39 im Index enthaltenen
Unternehmen finden sich Goldcorp, Barrick Gold und Newmont
Mining. Nach kräftigen Kursverlusten ist eine Reihe von Titeln relativ
günstig bewertet.
Goldminen sind nichts für Börsenanfänger und nervenschwache
Anleger. Wer aber nicht so schnell nervös wird und gern antizyklisch
investiert, kann hier zugreifen.
jb/rf