Der Fondsmanager: Filip Weintraub



In den letzten zehn Jahren liefen Quality-Growth-Aktien deutlich besser als Value-Aktien. Kommt das Value-Investing womöglich aus der Mode? Skagen-Fondsmanager Filip Weintraub muss schmunzeln, als wir ihn bei der Value Intelligence Conference in München danach fragen. "Ja, die vergangenen zehn Jahre waren hart für Value-Investoren", räumt der Schwede ein. "Aber ich bin 43 Jahre alt und werde meinen Anlagestil nicht mehr ändern."

Für ihn sei der Value-Ansatz instinktiv richtig. "Das ist eine Sache des gesunden Menschenverstands", sagt er. "Ich würde eine Aktie mit einem Zehner-KGV stets lieber kaufen als eine mit einem 30er-KGV." Zudem weise der Begriff Value bereits darauf hin, dass man etwas bewerten könne. "Beim Growth-Ansatz muss man dagegen hoffen, kann aber wenig kalkulieren." Deshalb studiert Weintraub gern Bilanzen. "Da stehen alle Zahlen drin", sagt er.

Und zu welcher Value-Schule gehört Weintraub? Zum sogenannten Benjamin-Graham-Lager, das vor allem auf Value-Kennziffern achtet? Oder zum Warren-Buffett-Lager, das auch qualitative Faktoren berücksichtigt? "Weder noch", antwortet er. Als Graham-Investor müsste man heute vor allem alte Stahlfirmen kaufen. "Das machen wir jedoch nicht", sagt er. "Und ist Buffett überhaupt ein Value-Investor? Ich habe da Zweifel." Weintraub ordnet sich anders ein. "Wir sind Contrarians", sagt er. "Wir mögen Titel, die nicht gehasst, aber ignoriert werden." Generell achtet er auf "Cheapness and Change". Also auf eine günstige Bewertung sowie einen Katalysator, der die Unterbewertung heben könne. Sein Credo lautet: "Der Markt liegt meist zu 99 Prozent richtig. Aber wenn er falsch liegt, wollen wir richtig liegen."

Der Fonds: Filip Weintraub



Weintraub kam im Jahr 2001 zum norwegischen Fondshaus Skagen und managte dort bis zum Jahr 2010 den Skagen Global Fund, dessen Erfolg ihn bekannt machte. 2010 startete er mit dem Labrusca Family Office ein Intermezzo, ehe er im Jahr 2015 zu Skagen zurückkehrte, wo er seit Mai 2015 den Skagen Focus Fund managt. Während der Skagen Global aktuell stärker in Large-Cap-Fonds investiere, halte er im Skagen Focus derzeit mehr Small und Mid Caps, betont Weintraub. Im Portfolio hält er rund 35 Einzelwerte, die beim Kauf eine "Margin of Safety" von 50 Prozent aufweisen sollten.

Doch gibt es überhaupt noch günstige Aktien? Weintraub bejaht dies. Er findet zum Beispiel attraktive Titel in Japan, Südkorea und Italien. Zu seinen Top Ten gehört etwa Taiheiyo Cement. In Japan gebe es nur noch drei Zementfirmen, die 90 Prozent des Marktes abdeckten. Da man Zement nur schwer importieren könne und wegen Olympia 2020 in Tokio viel gebaut werden müsse, werde Taiheiyo Cement davon profitieren, kalkuliert er.