Zudem werde der Aufsichtsrat einen unabhängigen Experten in den Vorstand berufen, der sich als Chief Compliance Officer (CCO) um alle rechtlichen Angelegenheiten, um die Einhaltung von Gesetzen und die Grundsätze guter Unternehmensführung (Corporate Governance) kümmern soll.

S&T-Vorstandschef Hannes Niederhauser hält die Vorwürfe zum größten Teil für substanzlos, die die S&T-Aktie vor zwei Wochen um ein Drittel hatten abstürzen lassen. Das Papier hat sich seither nur teilweise erholt. Am Dienstag stiegen S&T im Xetra-Handel nur kurz, gaben dann aber erneut um 1,5 Prozent auf 15,64 Euro nach.

S&T analysierte auf 13 Seiten ausführlich die Anschuldigungen Perrings. "Unsere Stellungnahme zeigt, dass Viceroy Research in seinem Report zahlreiche weitreichende Fehleinschätzungen getroffen hat, die einer objektiven Prüfung nicht standhalten", erklärte Niederhauser. "Operativ befinden wir uns weiterhin im erwarteten Rahmen und halten an unserer Prognose für das laufende Geschäftsjahr fest."

Viceroy hatte S&T als überbewertet bezeichnet und erklärt, auf einen Kursverfall der Aktie zu wetten. Das Unternehmen aus Linz kaufe Firmen in Schwierigkeiten billig auf, die die Umsatz- und Gewinnerwartungen aber nicht erfüllten oder in Betrügereien verwickelt seien. Einige dieser Unternehmen gehörten zu S&T, tauchten aber nicht in der Bilanz auf, die Risiken würden damit vom Management vor den Aktionären versteckt. S&T drohten daraus "riesige Konsequenzen", etwa der Ausschluss von staatlichen Bieterverfahren.

Der Vorstand erklärte, die genannten Firmen in Moldawien, der Ukraine und China seien vor langer Zeit verkauft worden und hätten "keine wesentlichen Geschäftsbeziehungen" mehr zu S&T. Deloitte soll die Vorwürfe aber nochmals unter die Lupe nehmen; Ergebnisse würden im ersten Quartal erwartet.

KPMG SOLL EY ALS ABSCHLUSSPRÜFER ABLÖSEN


Perring erregt am Markt große Aufmerksamkeit, seit er als einer der ersten das Geschäftsmodell von Wirecard in Frage gestellt hatte - lange vor der Insolvenz des bayerischen Zahlungsabwicklers. Andere Angriffe liefen aber weitgehend ins Leere. Beim Leasingkonzern Grenke etwa entpuppte sich ein Großteil der Vorwürfe als nicht haltbar, die Attacke führte aber dazu, dass die Firma ihr intransparentes Geschäftsmodell überarbeitete und die Vorstandschefin ablöste.

S&T hatte bereits im vergangenen Jahr auf die Kritik eines Analysten reagiert. Niederhauser hatte eine Vereinfachung der Unternehmensstruktur angekündigt, will einen Verkauf des IT-Service-Geschäfts prüfen und den Abschlussprüfer austauschen. Der bisherige Prüfer EY ist seit mehr als zehn Jahren bei S&T aktiv und war im Wirecard-Skandal in die Schlagzeilen geraten. Nun soll KPMG vom nächsten Jahr an die Bilanzen prüfen, wie S&T am Dienstag mitteilte. Darüber muss die Hauptversammlung 2022 entscheiden.

rtr