Mit dem italienischen Lastwagenbauer Iveco setzt sich die Serie der Abspaltungen und Börsengänge in der Nutzfahrzeugbranche im neuen Jahr fort. Das 1975 in Turin gegründete Unternehmen gibt sein Debüt am 3. Januar an der Borsa Italiana in Mailand. Iveco ist ein Spin-off des italienisch-amerikanischen Bau- und Landmaschinenkonzerns CNH Industrial.

Erst am 10. Dezember hatte die abgespaltene Daimler-Lkw- Sparte Daimler Truck ihr Debüt in Frankfurt. Zum Jahresende liegt die Aktie rund 15 Prozent im Plus. VW hatte seine Lkw-Tochter Traton (Scania, MAN) bereits 2019 an die Börse gebracht. Derartige Abspaltungen liegen im Trend. Investoren wollen klar fokussierte Unternehmen. Zudem gibt es kaum Synergien zwischen dem Pkw- und dem Lkw-Geschäft.

Verglichen mit den Branchen- riesen Daimler Truck, FAW (China) und Volvo (Schweden) ist Iveco mit seinen rund zwölf Milliarden Euro Jahresumsatz allerdings eher ein Zwerg. Geleitet wird der italienische Konzern seit 2019 von Gerrit Marx. Der deutsche Manager weist einen interessanten Werdegang auf: So war Marx unter anderem ab 2007 in der Daimler-Truck- Sparte für Fusionen und Übernahmen zuständig und ab 2009 Vorstandschef von Daimler Truck in China.

Bei Iveco setzt der Manager auf Kooperationen, unter anderem auf ein Joint Venture mit dem US-Start-up Nikola, um einen Zugang zum wichtigen US-Markt zu bekommen. Den Hauptumsatz machen die im Branchenvergleich margenschwachen Italiener bislang in Südeuropa. Mittelfristig soll der Umsatz auf 17 Milliarden Euro und der Nettogewinn auf 600 bis 800 (2019: 300) Millionen Euro zulegen.

Die großen vier dominieren


Auch wenn Marx wohl eine eigenständige Zukunft vorschwebt, gilt Iveco in der Branche dennoch als Übernahmekandidat. Der chinesische Hersteller FAW zeigte kürzlich Interesse, scheiterte allerdings am Widerstand der italienischen Regierung.

Mit den großen Ausgliederungen bei Daimler und Traton hat sich die Branchenstruktur der Lastwagenbauer in den vergan- genen zwei bis drei Jahren be- reits deutlich verändert. Größere Zusammenschlüsse unter den Herstellern werden jetzt nicht mehr erwartet. "Eine weitere Konsolidierung halte ich für unwahrscheinlich, da ist in den vergangenen Jahren schon viel passiert", äußerte sich Daimler-Truck-Chef Martin Daum kürzlich beim Börsenstart in Frankfurt gegenüber €uro am Sonntag. "Heute gibt es nur noch vier große globale Hersteller: Paccar aus den USA, Volvo aus Schweden, Traton und Daimler Truck. Für jeden dieser vier Großen dürften allein schon mit Blick auf das Wettbewerbsrecht weitere größere Übernahmen schwierig werden."

Auf die Frage, ob sich der Wettbewerb unter den herausgelösten, auf ihr Lkw-Geschäft fokussierten Konzernen nun verschärfen werde, sagte Daum lediglich: "Wir sehen in der Branche sehr ambitionierte Nutzfahrzeughersteller." Man habe die Abspaltung aber gerade auch deswegen gemacht, um sich voll auf das Lkw-Geschäft konzentrieren zu können. "Wir müssen jetzt keine Kompromisse mehr mit dem Pkw-Geschäft eingehen. Das macht uns noch mal deutlich schlagkräftiger."

Im Vorfeld der Abspaltung von Daimler Truck war der Daimler-Aktienkurs deutlich gestiegen. Als einer der Hauptgründe gilt der wegfallende Konglomeratsabschlag, der den Aktienkurs von Daimler zuvor belastete. Die Investoren haben antizipiert, dass es mit der Auf- teilung des Konzerns in ein Nutzfahrzeuge- und Pkw-Geschäft in der Summe zu deutlichen Wertsteigerungen kommt. Ein ähnlicher Effekt zeigte sich im Übrigen auch bei der Aktie der Iveco-Muttergesellschaft CNH vor der Abspaltung. Sie hat ihren Wert seit dem Corona-Tief 2020 mehr als verdreifacht.

Beim Börsenstart am 3. Januar soll nun jeder CNH-Aktionär für fünf seiner Papiere einen Iveco-Anteilschein erhalten.