Ganz Japan ist derzeit in Feierlaune, und dies aus unterschiedlichen Gründen: Während die Monarchieanhänger den von Kaiser Naruhito erklärten Thronfolger Prinz Akishino hochleben lassen, beklatscht die Allgemeinheit den neuen Regierungschef Yoshihide Suga, der den zurückgetretenen Shinzō Abe ablöst. Börsianer freuen sich unterdessen über eine gute Berichtssaison sowie über die Aussicht auf einen Corona-Impfstoff. Dem Nikkei 225 bescherte dies jüngst ein 29-Jahres-Hoch.

Eine der zuletzt wichtigsten Nachrichten für die Märkte war die Ernennung von Suga zum Ministerpräsidenten. Denn der ehemalige Kabinettschef will die Wirtschafts- und Reformpolitik seines Vorgängers, bekannt als "Abenomics", weiterverfolgen. Der knapp acht Jahre amtierende Abe hatte im Januar 2013 die Weichen für eine Politik aus billigem Geld, schuldenfinanzierten Konjunkturspritzen und Strukturreformen gestellt. Damit holte er die weltweit drittgrößte Volkswirtschaft aus der Rezession.

Auf die Unterstützung der Notenbank kann sich der 71-jährige Suga verlassen. In ihrer jüngsten Sitzung Ende Oktober haben die Währungshüter das Zinsziel bei minus 0,1 Prozent belassen. Laut dem Vorsitzenden Haruhiko Kuroda sind die Unsicherheiten bezüglich der wirtschaftlichen Lage weiterhin groß. Daher machte er klar, dass die Geldpolitik "bei Bedarf ohne Zögern gelockert wird". Darüber hinaus wird, wenn nötig, das Sonderprogramm zur Bekämpfung von Covid-19 über den März 2021 hinaus verlängert.

Positive Bilanzen


Grund zur Hoffnung gibt auch die laufende Berichtssaison. "Wenn man die japanischen Gewinne betrachtet, sieht man, dass sich die Zykliker erholen", erläutert Okasan-­Chefstratege Fumio Matsumoto und fügt hinzu: "Einige Unternehmen erhöhen ihre jährlichen Prognosen stärker als erwartet." Auffällig gut präsentiert sich die Autoindustrie. So haben Honda und Toyota ihre Gewinnprognosen für das bis März 2021 laufende Geschäftsjahr verdoppelt. Toyota hat sich ein Betriebsergebnis von 1,3 Billionen Yen als neues Ziel gesetzt, das ist mehr als Analysten bisher auf der Rechnung hatten. Auch beim Absatz sieht Toyota nicht mehr so schwarz wie noch im August. Aufgrund einer starken Nachfrage in China rechnet der Konzern mit 9,42 Millionen verkauften Fahrzeugen. Das entspricht nur noch einem Rückgang von einem Zehntel. Bisher war von 9,1 Millionen Autos die Rede.

Nicht nur kurzfristig hellen sich die Aussichten für Toyota auf. Der Konzern liegt auch bei der fortschreitenden Konsolidierung in dem Sektor weit vorn. In den vergangenen Jahren kauften sich die Japaner bei Subaru, Suzuki und Mazda ein. Das bringt zum einen Größenvorteile und sollte zum anderen die Fahrt in Richtung E-Mobilität und autonome Autos beschleunigen. Ein Überraschungscoup gelang indes Nintendo. Der Spezialist für Videospiele und Konsolen schraubte bei der Vorlage seines aktuellen Zwischenberichts nicht nur die Prognose für die Verkaufszahlen seiner Spielekonsole um fünf auf 24 Millionen Stück deutlich nach oben. Auch soll das Ergebnis im Geschäftsjahr 2020/21 um 50 Prozent höher ausfallen als bisher geplant. Der Optimismus basiert auf einem starken Quartal. Von Juli bis September hat sich der Betriebsgewinn mehr als verdoppelt. Angesichts zahlreicher neuer Lockdowns in vielen Ländern sollte die Nachfrage nach der Spielekonsole Switch, die mit neuen Titeln wie "Animal Crossing: New Horizons" vermehrt Käufer anlockt, weiterhin hoch bleiben und die Kassen füllen. Geht es nach dem Branchenexperten Serkan Toto von

Kantan Games, steckt sogar weiteres Überraschungspotenzial in Nintendo. "Die Pro­gnose ist immer noch konservativ", sagt Toto. Beste Perspektiven hat auch der Sensorspezialist Keyence. Die Firma ist mit ihren Produkten im Zukunftsmarkt Automatisierung eine feste Größe. Das lässt sich in den Bilanzen ablesen: In der vergangenen Dekade legte der Umsatz im Schnitt um ein Fünftel per annum zu. Zwar gingen die Erlöse im ersten Halbjahr 2020/21 Corona-bedingt um knapp 14 Prozent zurück, doch fielen diese höher als erwartet aus. In Zukunft dürften die Zeichen aufgrund des sich beschleunigenden Megatrends Industrie 4.0 weiterhin auf Wachstum stehen. Die Analysefirma Markets and Markets rechnet damit, dass allein der Markt für fotoelektrische Sensoren bis 2025 um jährlich knapp acht Prozent expandieren wird.

Schnelle Erholung


Hoffnungsfroh blickt inzwischen Sushiro Global in die Zukunft. Der Betreiber von Sushirestaurantketten meldete sich im abgelaufenen Quartal mit einer V-förmigen Erholung aus der Covid-19-Krise zurück und löste einen zweistelligen Kurssprung aus. Im neu gestarteten Geschäftsjahr soll der positive Trend anhalten. Der Vorstand geht von einem Erlösanstieg um 22 Prozent und einem Gewinnplus von knapp zwei Drittel aus. Dazu beitragen sollen rund 30 Neueröffnungen und der neue Firmenname "Food and Life Companies".

Wer nicht auf Einzelaktien setzen, sondern sich den gesamten japanischen Markt ins Depot holen will, kann diese Strategie kostengünstig mit einem ETF auf den Nikkei 225 umsetzen. Der passive Fonds von Xtrackers kommt mit einer Gebühr von 0,09 Prozent per annum aus und ist zudem sparplanfähig.