Die News klingen dramatisch: Japans Wirtschaftsleistung ist im Schlussquartal 2019 im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten um 1,6 Prozent gefallen. Allerdings - und das macht es erträglicher - ist das Minus im Wesentlichen eine Folge der Mehrwertsteuererhöhung im Oktober von bisher acht auf zehn Prozent. Die Japaner hatten sich deswegen im Spätsommer auf Vorrat mit Gütern eingedeckt, den Konsum also vorgezogen. Immerhin: Im Gesamtjahr 2019 legte die japanische Wirtschaft um 0,75 Prozent zu. Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, warum weder der Yen noch die Renditen japanischer Staatsanleihen noch der Aktienmarkt sonderlich negativ reagierten.
Erstaunlich ist es trotzdem, lastet doch auch die Coronavirus-Epidemie auf Japans Industrie und dem Tourismus. Zwischen zehn und 13 Prozent der japanischen Komponenten kämen aus China, schätzt Jesper Koll, Japan-Chef des ETF-Anbieters WisdomTree. Zudem bleiben viele chinesische Touristen weg, die knapp ein Drittel der ausländischen Besucher ausmachen und besonders kauffreudig sind.
"Rein technische Rezession"
Ein weiteres Minusquartal scheint da vorprogrammiert. Allerdings wiegeln viele Analysten ab und sprechen von einer "rein technischen Rezession", da man ab April wieder Wachstum erwarte. Da passt es ins Bild, dass zahlreiche Experten optimistisch für den japanischen Aktienmarkt sind. Naoki Kamiyama, Chefstratege beim Vermögensverwalter Nikko Asset Management, erwartet, dass der Leitindex Nikkei 225 zum Jahresende 26 500 Punkte erreichen wird. Seine Hauptargumente sind die reduzierten Handelsspannungen zwischen den USA und China, der schwächere Yen und die stabile US-Wirtschaft.
Für Kamiyama hat auch die dramatische Flucht des ehemaligen Nissan-Chefs Carlos Ghosn in den Libanon positive Aspekte. "Die Corporate Governance ist damit noch stärker in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Aktivistische Investoren machen jetzt viel mehr Druck." Ein Beispiel ist der US-Hedgefondsmanager Paul Singer, der bei der Beteiligungsgesellschaft Softbank eingestiegen ist und das Unternehmen zu einem Aktienrückkaufprogramm drängt.
Groß angelegtes Konjunkturprogramm
Und dann gibt es ja auch noch den Faktor Politik. So will Japans Regierung mit einem groß angelegten Konjunkturprogramm das Wachstum ankurbeln. Der Staat nimmt dafür umgerechnet 112 Milliarden Euro in die Hand. Ergänzt werden diese Konjunkturspritzen durch staatliche Kredite und Kreditgarantien sowie Investitionen, sodass Anschubhilfen für die Wirtschaft in Höhe von insgesamt fast 225 Milliarden Euro zusammenkommen. Damit soll das Bruttoinlandsprodukt bis zum März 2022 um 1,4 Prozent angeschoben werden. Zudem will man sicherstellen, dass die Wirtschaft auch nach den mit massiven Investitionen verbundenen Olympischen Spielen in Tokio weiter nachhaltig zulegt.
Ein Unternehmen, das auch unabhängig von staatlichen Anschubhilfen einen Lauf hat, ist der Cybersicherheitsspezialist Trend Micro. Das Unternehmen gehört zu den fünf größten Sicherheitsanbietern der Welt und ist besonders stark, wenn es um vernetzte Geräte geht. Und davon soll es in zehn, 15 Jahren schon 50 Milliarden geben. Die Anforderungen wachsen enorm. Vor allem in der Cloud-Technologie würden immer mehr Schwachstellen gefunden. Trend Micro hat dafür sowohl Produkte für Endkunden im Programm als auch Lösungen für Großkunden und Telekommunikationsanbieter. Dank starken Wachstums in allen Vertriebsregionen und quer durch das Produktportfolio erzielte man gerade das stärkste Quartal in der Unternehmensgeschichte. So legte etwa der Bruttoumsatz im Hauptgeschäftsfeld des Unternehmens, dem Schutz hybrider Infrastrukturen, um währungsbereinigt 15 Prozent zu. Außerdem steigerte man die Zahl der Kunden, die Schutz für Cloud-Lösungen benötigen, um 20 Prozent.
Spannend ist auch Hoya, Hersteller von Brillen, Linsen und optoelektrischen Geräten. Brillengläser wer- den fast ausschließlich in Asien hergestellt, dort sitzen die weltweit modernsten Fabriken. Und Hoya ist hier der einzig verbliebene ernsthafte Konkurrent des Marktführers EssilorLuxottica. Für das Gesamtgeschäftsjahr 2019 erwartet Hoya einen um vier Prozent höheren Jahresumsatz und ein um sieben Prozent höheres Vorsteuerergebnis. Im November nahm Hoya außerdem die Brillenglasproduktion in einer neuen Fabrik in Vietnam auf. Der Standort mit einer Jahreskapazität von 140 Millionen Stück ist eine der weltweit größten Produktionsstätten für Brillengläser.