Chart 1 - Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
Langsam fällt es auf: Seit Anfang November tendiert der DAX unter vergleichsweise moderaten Schwankungen in keine Richtung mehr. Auf der Unterseite wird dabei stets bei 9150/9220 gekauft, ohne Übertreibung kann daher von einer guten Unterstützungszone in diesem Bereich gesprochen werden. Auf der Oberseite verlässt die Anleger aber schnell der Mut, schon mit ausreichend Sicherheitsabstand unter der 9500er-Marke wird wieder verkauft.
Bei 9500 Punkten verläuft der populäre 200-Tage-Durchschnitt, der den langfristigen Trend des Marktes abbildet. In eher schwächeren Börsenphase n verkaufen Investoren ihre Positionen, sobald sich die Kurse von unten an diesen Mittelwert annähern. Eine willkürliche Maßnahme, die jedoch so weit verbreitet ist, dass sie schon längst den Charakter einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung bekommen hat - es wäre grob fahrlässig, dieses Phänomen zu ignorieren.
Dass der DAX das 200-Tage-Niveau nicht beiläufig wieder überschreitet, war zu erwarten. Immerhin war der Markt bis gestern noch übertrieben weit gestiegen, Börsenstatistiker sprechen von einem überkauften Zustand. Messen lässt sich dies beispielsweise gut an der von uns regelmäßig abgebildeten Differenz der Kurse zu ihrem Monatsdurchschnitt (blauer Indikator unter dem Tageschart), die bis gestern noch auf einem Extremwert verlief, sich nun aber beruhigt hat. Eine Atempause des Marktes vor einem weiteren Anstieg ist in diesen Fällen normal.
Was bedeutet dies nun für die künftige Kursentwicklung? Wir raten zum Abwarten, bis der Index eines der eingangs genannten Kursniveaus durchbricht. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es in den darauf folgenden Handelsstunden zu einem weiteren Kursschub in die gleiche Richtung kommen wird. Je länger die Seitwärtsbewegung davor anhält, desto stärker ist erfahrungsgemäß der anschließende Impuls mit dem die Kurse daraus ausbrechen.
Auch für den Trend der kommenden Tage und Wochen könnte ein Ausbruch eine erste Indikation liefern. Zielzonen für den Fall eines Durchbruchs auf der Unterseite liegen bei 9070 Zählern am Monatsdurchschnittskurs, ebenfalls eine populäre statistische Kennzahl, und bei 8820/80 Zählern, ein Bereich der sich im Vormonat häufiger als gute Kaufgelegenheit mit entsprechend vielen Wendepunkten des Marktes zurück nach oben herausgestellt hat. Bricht der DAX nach oben aus, ist Luft bis zunächst 9600 und 9770/9891 (Zwischenhochs). Da noch völlig unklar ist, in welche Richtung der DAX aus der aktuellen Tradingrange ausbricht, können sich nur Mutige vorher schon positionieren. Oder aber Anleger, die eine Bewegung von einem Rand der Handelsspanne zurück zum anderen ausnutzen wollen. Für diesen Fall haben wir am Ende der Analyse wieder zwei Zertifikate vorgestellt - die für Anleger in der Regel einfachste Möglichkeit, um auch kleinere Schwankungen mit hohem Hebelfaktor in einen Gewinn zu verwandeln.
Chart 2 - Anzahl DAX-Aktien über 21-Tage-Linie in %
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Erst wenn der Markt sich deutlich über die 9600 erholt, sinkt mittel- bis langfristig die Gefahr weiterer Verkäufe. Dann wäre der Bereich um 9770/9891 Punkten die nächste Orientierungsmarke. Hier liegen seit Jahresbeginn mehrere Wendepunkte und Zwischenhochs im Chart. Bis es soweit ist, bleibt aber die Zone um 8100/8150 Punkte weiterhin ein realistisches Kursziel auf der Unterseite. Dort lagen über viele Jahre hinweg ehemalige Allzeithochs des Deutschen Aktienindex, das Areal ist in den Köpfen der Marktteilnehmer dadurch noch sehr stark präsent. Wenn der Index erneut auf dieses Niveau zurück fällt, könnten viele langfristig denkende Anleger dies als zweite Einstiegschance in einen mehrjährigen Aufwärtstrend sehen - daran dürfte die Mehrheit immer noch glauben.
Darunter hinaus gehende Rückschläge sind vorerst eher unwahrscheinlich, eine Seitwärtsbewegung zwischen dem Bereich 9600/9891 oder sogar dem Allzeithoch bei 10.050 Zählern auf der Oberseite und maximal 7500/8000 Punkten auf der Unterseite (siehe Wochenchart auf der folgenden Seite) bleibt vorerst das wahrscheinlichste Szenario. Gegen weitere Verluste spricht vorerst die scharfe Erholung des Marktes nach dem jüngsten Einbruch im Oktober, die unter Chartexperten als V-Formation bekannt ist, weil sie diesem Buchstaben gleicht. Dieses Kursmuster entsteht, wenn Marktteilnehmer eine panikähnliche Verkaufswelle am Markt nutzen, um auf Schnäppchenjagd zu gehen. Das Ausmaß der anschließenden Käufe kann nur dann so hoch werden, wenn die breite Masse ihren vorangegangenen Ausverkauf als Irrtum oder Übertreibung einstuft und dann schnell wieder zugreift. Ist dies der Fall, ist das Stimmungsumfeld für einen weiteren Anstieg anschließend oft deutlich besser als zuvor.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Erst wenn es weiter abwärts geht, müssen Anleger sich Gedanken machen. Dann hilft der Abstand zur 200-Tage-Linie, ein Kursziel zu definieren. Er kann zwischen minus 20 und minus 40 Prozent betragen, daraus resultieren Zielmarken zwischen 7600 und 5700 Punkten. Letztere ist eher unwahrscheinlich, nur in Extremphasen hat sich der DAX so weit von seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 200 Börsentage nach unten abgesetzt.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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