Raus aus dem alten Joint Venture, rein in neue Chancen: Allianz macht Kasse – und plant schon den nächsten großen Coup im Wachstumsmarkt Indien. Anleger könnten kräftig profitieren.
Auf den ersten Blick ist es verwunderlich. Allianz verkauft seinen Anteil von 26 Prozent an zwei indischen Gemeinschaftsunternehmen im Bereich Lebensversicherungen an ihren Partner Bajaj-Gruppe. Zum einen war Allianz bei dem Joint Venture darüber verärgert, dass der Partner ihr die Erhöhung der Anteile verwehrt hatte und zudem keine Mitbestimmung einräumen wollte. Natürlich hat hier aber auch der Preis eine Rolle gespielt. Der Konzern streicht aus dem Verkauf 2,6 Milliarden Euro ein, rund die Hälfte davon kann 2025 als Gewinn verbucht werden.
Nur zur Einordnung: Auf Konzernebene hatte Allianz 2024 rund 16 Milliarden Euro operativen Gewinn eingefahren, neun Prozent mehr als 2023. Für 2025 stellt der Versicherer 15 bis 17 Milliarden Euro operativen Gewinn in Aussicht, ein Teil davon wurde durch den Verkauf schon im ersten Quartal realisiert. Bis 2027 soll der Gewinn pro Aktie um sieben bis neun Prozent jährlich zulegen. Mindestens 75 Prozent des bereinigten Nettogewinns sollen in Dividenden und Aktienrückkäufe investiert werden. Um das zu erreichen, muss die Allianz auch operativ weiter zulegen. Damit bleibt Indien für Europas Versicherungsriesen ein attraktiver Markt. Sobald die Verkaufserlöse aus der Beendigung des Joint Ventures mit der Bajaj-Gruppe verfügbar sind, will die Allianz strategische Optionen in dem Land prüfen.
Knapp 20% Kurschance mit der Allianz-Aktie?
Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge gab es Gespräche mit Jio Financial Services über die Gründung eines Joint Ventures in der Lebens- und einer Sachversicherung. Jio Financial Services wurde im Jahr 2023 aus dem Konglomerat Reliance Industries des indischen Milliardärs Mukesh Ambani abgespalten.
Die Erfahrung der Allianz beim bisherigen Joint Venture zeigt, dass Indien ein schwieriger, mit seiner Milliardenbevölkerung jedoch auch ein verlockender Markt ist: Die Versicherungsdurchdringungsrate, also das Verhältnis von Prämien zum Bruttoinlandsprodukt, ist weniger als halb so hoch wie etwa in Südafrika. Einer Prognose der Wirtschaftsorganisation OECD zufolge wird das Pro-Kopf-Einkommen in Indien bis 2033 im Schnitt um 5,4 Prozent pro Jahr zulegen. Die weltweit höchste Wachstumsrate ist gut für die Dynamik im Assekuranzgeschäft. Das größte Segment mit 74 Prozent des Volumens sind Lebensversicherungen. Das Prämienvolumen der Lebensversicherungen für 2025 wird auf 116 Milliarden Dollar geschätzt, bis 2029 werden hier jährliche Zuwächse von knapp sieben Prozent erwartet.
Kursziel: 420 Euro – über 18 Prozent Kurschance!
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz.