Dax und EuroStoxx50 gingen daraufhin am Mittwoch auf Achterbahnfahrt und lagen am frühen Nachmittag jeweils knapp im Plus bei 13.774 beziehungsweise 3729 Punkten. Am Devisenmarkt fiel der Euro um bis zu 0,7 Prozent auf ein Fünf-Jahres-Tief von 1,0559 Dollar. Selbst wenn die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli mit Zinserhöhungen beginnen sollte, werde sie behutsamer vorgehen als die US-Notenbank Fed, prognostizierte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Dabei seien mögliche Belastungen für die europäische Konjunktur durch ein EU-Embargo russischer Energielieferungen noch gar nicht berücksichtigt. Dadurch rücke die Parität, also ein Euro/Dollar-Kursverhältnis von eins zu eins, wieder ins Blickfeld.

GASPREIS STEIGT - ÖLPREIS KAUM VERÄNDERT


Als Reaktion auf das Aus für russische Gasexporte an einige EU-Staaten stieg der europäische Erdgas-Future um knapp neun Prozent auf 106,70 Euro je Megawattstunde. Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch bezeichnete die Kursaufschläge als relativ moderat. Schließlich habe Polen bereits in den vergangenen Wochen Gas aus Deutschland bezogen und werde ab Herbst eine Pipeline-Verbindung zu norwegischen Gasfeldern erhalten.

Außerdem sehe es so aus, dass Deutschland deutlich schneller von russischen Öl-Lieferungen unabhängig werde als bislang gedacht, fügte Fritsch hinzu. "Damit könnte Deutschland auch seinen Widerstand gegen ein Ölembargo der EU gegen Russland aufgeben." Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee bröckelte dennoch um 0,3 Prozent auf 104,66 Dollar je Barrel (159 Liter) ab. Ein Anstieg der US-Lagerbestände und ein drohender Nachfrage-Rückgang durch die neuen Corona-Lockdowns in China lasteten auf dem Markt, sagte Analyst Giovanni Staunovo von der Bank UBS.

LICHT UND SCHATTEN BEI DEN BANKENBILANZEN


Ganz unterschiedlich reagierten Investoren auf die Geschäftszahlen von Commerzbank und Deutscher Bank: Die Aktien der Ersteren verbuchten dank eines verdoppelten Überschusses ein Kursplus von 1,7 Prozent. Die Titel der Letzteren rutschten dagegen trotz eines Gewinnsprungs und des besten Quartalsergebnisses seit neun Jahren um fünf Prozent ab. Grund hierfür sei wie bei zahlreichen anderen Firmen die Warnung vor steigenden Kosten, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

Spitzenreiter im Dax war Symrise mit einem Kursplus von 5,4 Prozent. Der Duft- und Aromen-Hersteller steigerte seinen Quartalsumsatz überraschend stark. Das Unternehmen scheine ungeachtet eines schwierigen Umfelds auf gutem Weg, die Ertragserwartungen zu erfüllen, kommentierte Analyst Andreas von Arx von der Baader Helvea Bank.

In London stachen die Aktien von Aveva mit einem Minus von mehr als 21 Prozent heraus. Das ist der größte Kursrutsch seit sechseinhalb Jahren. Unter anderem wegen der westlichen Sanktionen gegen Russland warnte der Anbieter von Industrie-Software vor Umsatz- und Gewinneinbußen. Er werde seine Gewinnprognosen womöglich um 15 bis 20 Prozent senken, schrieb Analyst Julian Yates vom Vermögensverwalter Investec.

rtr