Unter Börsianern hat Johnson & Johnson Kultstatus. Das liegt insbesondere an der Dividende. Auch in diesem Jahr soll es wieder einen Aufschlag für die Aktionäre des Gesundheitskonzerns aus New Jersey geben: Die Quartalsausschüttung steigt von 0,95 Cent auf 1,01 Dollar je Aktie. Das entspricht einem Plus von mehr als sechs Prozent. Eindrucksvoller ist eine andere Zahl: Das 58. Jahr in Serie bekommen die Aktionäre mehr Geld ausgezahlt. Inmitten der Corona-Krise, in der viele Konzerne ihre Ausschüttung kürzen oder sogar komplett streichen, setzt J & J damit ein Zeichen.
"Johnson & Johnson ist für Zeiten wie diese gemacht", lautet die Ansage von Konzernchef Alex Gorsky. Die Geschäftsergebnisse verdeutlichen, dass das Konglomerat mit seinen drei großen Sparten sowohl Profiteur als auch Leidtragender der Pandemie ist.
Die Nachfrage nach Medikamenten von Johnson & Johnson ist im ersten Quartal deutlich gestiegen: Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Präparaten ging um fast neun Prozent in die Höhe. Viele dieser Produkte werden von schwer und chronisch Erkrankten benötigt. Einige haben als Vorsichtsmaßnahmen gegen mögliche Versorgungsengpässen Vorräte angelegt und damit die Nachfrage nach Medikamenten wie Stelara gegen Schuppenflechte oder Imbruvica gegen Krebs nach oben getrieben. Rezeptpflichtige Medikamenten waren mit einem Umsatzanteil von 54 Prozent im Quartal die größte Konzernsparte.
Noch etwas kräftiger, um mehr als neun Prozent, wuchs das Geschäft mit rezeptfreien Wirkstoffen: J & J hebt die Schmerzmittel Tylenol und Motrin hervor. Auch andere Produkte wie Mundwasser der Marke Listerine landeten häufig in den Einkaufskörben der Konsumenten, die rezeptfreie Medikamenten zunehmend auch bei Anbietern wie Amazon und Walmart über das Internet bestellen.
Die dritte Sparte des Konglomerats gehört zu den Verlierern der Krise: Das Geschäft mit medizinischem Gerät schrumpfte im Quartal um mehr als acht Prozent, weil Krankenhäuser angesichts der Pandemie viele nicht lebenswichtige Operationen verschieben, um sich ganz auf die vom Coronavirus betroffenen Patienten konzentrieren zu können.
Starkes Quartal
Insgesamt steigerte Johnson & Johnson seinen Umsatz in den Monaten Januar bis März um 3,3 Prozent. Der bereinigte Gewinn je Aktie wurde um 9,5 Prozent verbessert und lag leicht über der Analystenerwartung.
Der positive Trend des ersten Quartals wird nach Einschätzung des Vorstands allerdings nicht über das gesamte Jahr durchzuhalten sein. Darum hat auch J & J seine Prognose gekürzt: In der Mitte der neuen Zielspanne würde der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um etwa vier Prozent schrumpfen, der bereinigte Gewinn je Aktie sogar um etwa elf Prozent nach unten gehen. Das spiegelt den überproportionalen Einfluss des margenstarke Geschäfts mit medizinischem Gerät auf die Gesamtbilanz wider. Im Januar hatte der Vorstand für Umsatz und Gewinn noch einen leichten Zuwachs in Aussicht gestellt.
Die volle Wucht der Corona-Krise wird Johnson & Johnson also mit Verzögerung erreichen. Der Schmerz wird allerdings bei Weitem nicht so groß ausfallen wie bei Unternehmen aus den stärker zyklischen Branchen. Allein die Tatsache, dass Konzernchef Gorsky im aktuellen Umfeld einen konkreten Prognosekorridor für das Gesamtjahr benennt, zeigt die relative Stärke des Geschäfts.
Die bei Johnson & Johnson fast schon obligatorische Dividendenerhöhung ist durch die Finanzkraft des Konzerns zu rechtfertigen: Die Ausschüttungsquote von 66 Prozent aus dem Vorjahr lässt genug Spielraum. Mit 18 Milliarden Dollar hat Johnson & Johnson zudem eine hohe Liquiditätsreserve. Mit der deutlichen Kurserholung ist die Dividendenrendite der Aktie allerdings wieder unter drei Prozent gefallen. Neueinsteiger sollten darum lieber Kursrückschläge abwarten.
Erholt: Die Aktie bleibt als zuverlässiger Dividendenzahler attraktiv und hat sich bereits wieder kräftig erholt. Halteposition.
Empfehlung: Beobachten
Kursziel: 150,00 Euro
Stoppkurs: 110,00 Euro